Shitstorm um GOG-Tweet - Wortwitz über Hashtag zu Transgender-Rechten löst Proteste aus

Ein Tweet von GOG sorgt für großen Aufruhr im Netz, weil er einen Hashtag von amerikanischen Transgender-Aktivisten für einen Witz verwendete. Inzwischen hat GOG den Tweet wieder gelöscht.

GOG hat nach dem Shitstorm bereits reagiert. Eine offizielle Entschuldigung gab es aber noch nicht. GOG hat nach dem Shitstorm bereits reagiert. Eine offizielle Entschuldigung gab es aber noch nicht.

Der offizielle Twitter-Account des Spiele-Onlinehänders GOG hat für einen Shitstorm im Internet gesorgt, weil er in einem Werbe-Tweet einen politischen Hashtag verwendete.

Konkret geht es um den Hashtag #WontBeErased, der zurzeit in den USA von Transgender-Aktivisten genutzt wird. Eben diesen aktuell sehr prominenten Twitter-Begriff hat GOG zweckentfremdet, um auf scherzhafte Art und Weise Werbung für den eigenen Store zu machen. Nach massiven Protesten auf Twitter und Reddit wurde der Post inzwischen wieder gelöscht. Allerdings existieren noch immer Screenshots von ihm, auf dem der genaue Wortlaut zu lesen ist:

Dieser Tweet von Montag, dem 22. Oktober war der Auslöser des Shitstorms gegegn GOG. Dieser Tweet von Montag, dem 22. Oktober war der Auslöser des Shitstorms gegegn GOG.

Rein inhaltlich ging es im Werbe-Tweet also darum, dass bei GOG.com legendäre Spieleklassiker in Sicherheit sind und nicht gelöscht werden. Der Nachschub »Yeah, was sagt ihr zu dieser Verwendung des Hashtags« legt zumindest nahe, dass die Umdeutung eines bereits etablierten Hashtags als Scherz gemeint war. Das Problem daran ist allerdings der extrem ernste Hintergrund von #WontBeErased.

Wofür steht #WontBeErased?

Am 21. Oktober berichteten amerikanische Medien darüber, dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump offenbar an Plänen arbeitet, um die Bürgerrechte von Transgendern einzuschränken. Den Berichten zufolge solle künftig in den USA nur noch die Definition von zwei Geschlechtern zugelassen werden, und zwar männlich oder weiblich.

Abhängig von den bei der Geburt vorhanden Geschlechtsorganen würde das Geschlecht eines jeden Kindes in die Geburtsurkunde eingetragen und anschließend bleibt man dann ein Leben lang Mann oder Frau. Der nachträgliche Wechsel der Geschlechtsidentität ist in den Plänen nicht vorgesehen, Transgender würden also massiv diskriminiert werden.

Aktuell gelten in den USA allerdings noch circa 1,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger offiziell als Transgender. Genau diese Gruppe und die Befürworter von Transgender-Rechten haben als Protest gegen die Pläne der US-Regierung nun den Hashtag #WontBeErased ins Leben gerufen.

Eigentlich steht der Begriff also für den Widerstand gegen die Diskriminierung und die Unterdrückung von Menschen, die nach ihrer Geburt ihre Geschlechtsidentität ändern möchten. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen in den sozialen Medien aus. Kritiker werfen GOG vor allem vor, einen trendenden, politisch extrem aufgelandenen Hashtag für eine Werbebotschaft zu missbrauchen.

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GOG wurde 2008 von CD Projekt ins Leben gerufen. GOG wurde 2008 von CD Projekt ins Leben gerufen.

GOG löscht den Tweet und veröffentlicht Richtigstellung

Nachdem die Verantwortlichen von GOG den Post wieder von ihrem offiziellen Kanal entfernt haben, veröffentlichten sie in einem zweiten Tweet eine Stellungnahme. Darin stellten sie klar, dass die ursprüngliche Botschaft nicht als Angriff gemeint war und sie sich lieber wieder auf ihr Kerngebiet konzentrieren wollen:

"Gestern haben wir einen Tweet gepostet, der einen Wortwitz mit einem zurzeit trendenden Hashtag enthielt. Der Tweet sollte weder eine bösartige Attacke, noch ein Kommentar zu einer aktuellen sozialen Debatte darstellen.
GOG sollte sich nur auf Spiele konzentrieren. Wir erkennen das an und verpflichten uns dieser Aufgabe."

Link zum Twitter-Inhalt

Eine ausdrückliche Entschuldigung ist dem Tweet nicht zu entnehmen. Wir haben die deutsche PR von GOG noch einmal um ein ausführlicheres Statement gebeten, allerdings wollten uns die Verantwortlichen kein weiteres Statement zum gelöschten Tweet geben.

Nicht die erste Diskussion um GOG-Tweets

Die Diskussion um die werbliche Verwendung von #WontBeErased ist nicht die erste, die der offizielle Twitter-Kanal von GOG beziehungsweise Eigentümer CD Projekt lostritt. Im Juli diesen Jahres veröffentlichte GOG ein Bild aus dem Spiel Postal 2: Paradise Lost, das einen Grabstein zeigt, auf den gerade uriniert wird. Die Inschrift des Steines lautete übersetzt »Spiele-Journalismus - beging Selbstmord am 28. August 2014«. Dieses Datum wird in der Welt der Videospiele vor allem mit GamerGate in Verbindung gebracht.

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Auch diesen Post löschte der Twitter-Kanal nach heftigen Protesten. In der anschließenden Erklärung hieß es, man hätte die Verbindung zwischen dem Bild, dem Datum und der Belästigungskampagne nicht bemerkt.

Im August antwortete der offizielle Twitter-Account von Cyberpunk 2077 außerdem auf einen Fan-Post mit dem Satz »Did you just assume their gender?!« Dies empfanden viele Internet-Nutzer ebenfalls als einen unangebrachten Scherz gegenüber Transgendern. Und auch hier musste der Tweet gelöscht werden und nachträglich folgte die Entschuldigung.

Die Folgen für GOG könnten dieses Mal jedoch weitreichender sein. Mit dem Filmstudio Zombie Orpheus Entertainment hat ein erster Vertragspartner öffentlichkeitswirksam die Zusammenarbeit mit GOG aufgrund des Tweets aufgekündigt.

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