Die Siedler hat keine Zukunft - aber das ist kein Grund zu trauern

Die Siedler: Neue Allianzen ist erschienen und niemand ist glücklich. Für Fabiano ist damit klar: Das bleibt das letzte Siedler-Experiment von Ubisoft.

Wie kann es nach Die Siedler und dem Drama um Neue Allianzen weitergehen? Wie kann es nach Die Siedler und dem Drama um Neue Allianzen weitergehen?

Ich wollte nicht, dass Die Siedler: Neue Allianzen scheitert. Wirklich nicht. Ich hätte es dem Team durchaus gegönnt, den Scherbenhaufen namens Beta im Verlauf der letzten 12 Monate noch zu einem auch nur im Ansatz unterhaltsamen RTS zusammenzukleben. Doch diese Hoffnung war vergeblich. Lahme Kampagne, lahmer Multiplayer und alles in allem ein auf Dauer rund um schnarchiges Spielerlebnis.

Das ist alles, was von einer einst zu glanzvollen Marke noch übrig ist. Wie soll es von hieraus weitergehen? Gibt es für Die Siedler bei Ubisoft überhaupt noch eine Zukunft? Das sind die Fragen, die mich aktuell beschäftigen. Auf jeden Fall sind sie für mich schwerer zu beantworten als die Frage danach, ob ich Neue Allianzen noch ein langes Leben zutraue.

Fabiano Uslenghi
Fabiano Uslenghi

Fabiano liebt viele Strategiespiele. Wenn er sich aber zwischen klassischer Echtzeit- und Aufbaustrategie entscheiden müsste, würde er schweren Herzens Age of Empires und Warcraft unter einem Berg an Anno-Spielen begraben. Deshalb trifft es ihn besonders hart, dass Die Siedler seinen Aufbauwurzeln immer häufiger entsagt.

Das Spiel ist unbesiedelt

Wenn wir bei GameStar einen neuen Release begleiten, machen wir das inzwischen nämlich sehr gerne. Wir fragen uns, welche neue Features wir uns wünschen würden und tauschen uns darüber aus, für welchen DLC wir überhaupt bereit wären, noch mal Geld auszugeben.

Um den laschen Multiplayer auszugleichen, hätte Siedler eine geniale Kampagne benötigt. Die ist aber so durchschnittlich, dass es fast schon wehtut. Um den laschen Multiplayer auszugleichen, hätte Siedler eine geniale Kampagne benötigt. Die ist aber so durchschnittlich, dass es fast schon wehtut.

Das sind alles Fragen, die sich bei Neue Allianzen nicht stellen. Dieses RTS fühlt sich ja jetzt schon an, als läge es komplett brach.

Auch wenn uns hier keine belegbaren Spielerzahlen vorliegen, lässt sich doch einiges von der Zuschauerschaft auf Twitch ablesen. Den höchsten Ausschlag gab es hier laut Twitchtracker um den 17. Februar rum. Da konnte die Zuschauerzahl auch mal auf um die 10.000 klettern, wovon sich etwa die Hälfte bei unserem Siedler-Superfan Maurice aufhielt

Seitdem ging es krachend bergab. In den letzten 7 Tagen haben sich zum aller besten Zeitpunkt gerade noch 600 Menschen dafür interessiert, ansonsten sind es meist um die 400. Zum Vergleich: Company of Heroes 3 verfolgen täglich um die 5.000 Zuschauer.

Am wichtigsten ist aber eben, dass sich das Spiel nicht lebendig anfühlt. Als ich diesen Artikel begonnen habe, habe ich parallel auch nach einer Partie 4 gegen die KI gesucht, und die Suche nach Mitspielern läuft immer noch.

In guter Gesellschaft

Das sind Rückschläge, von denen erholt sich kein Spiel. Selbst ein Anthem hat es am Ende nicht geschafft, sich noch mal aufzuraffen. Es gibt zwar auch Gegenbeispiele wie No Mans Sky, aber diesen Willen und das Potenzial sehe ich bei Ubisoft und Neue Allianzen einfach nicht. Das Spiel wird bald verschwinden und dann ist diese Geschichte zu Ende.

Doch was ist mit Die Siedler? Was passiert mit dieser geschichtsträchtigen Reihe? Ich bin versucht zu sagen, dass es das war. Dass wir nie wieder ein neues Siedler bekommen. Wieso sollte sich Ubisoft auch nochmal daran versuchen? Die letzten zwei Unterfangen endeten im Desaster. Siedler reiht sich ein in die vergangenen Spielegrößen, für die im modernen Aufgebot eines Publishers kein Platz mehr ist. Sie stehen an der Seite von Brothers in Arms, Command & Conquer oder Gabriel Knight.

Wenn man Neue Allianzen etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das seine Optik. So ein Look hätte ein besseres Spiel verdient. Wenn man Neue Allianzen etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das seine Optik. So ein Look hätte ein besseres Spiel verdient.

Der Untergang ist keine Katastrophe

Und wenn ihr mich fragt, ist das auch keine riesige Katastrophe. Vielleicht sehen beinharte Siedler-Fans das anders, aber wie viel hängt bei dieser Spielereihe überhaupt an dem Namen? In Die Siedler spielt es doch keine Rolle, welche Lore dahintersteckt. Jedes Spiel setzt ohnehin auf eine komplett andere Welt.

Siedler war schon immer eher ein Spielgefühl und dieses Gefühl ist nicht davon abhängig, ob auf der Verpackung Siedler steht oder nicht (ja, Verpackungen sind in meiner Gedankenwelt noch ein Ding). Und gerade jetzt gibt es da draußen so viele Alternativen, dass ein potenzieller Niedergang der Marke eigentlich keine Lücke reißt.

Eine der aussichtsreichsten Alternativen zu Die Siedler kommt von deren Erfinder Video starten 13:29 Eine der aussichtsreichsten Alternativen zu Die Siedler kommt von deren Erfinder

Erfinder Volker Wertich selbst sitz ja gerade mit Pioneers of Pagonia an einer waschechten Alternative, während andere Indiestudios beispielsweise Fabledom oder MicroTown liebevoll zusammensetzen. Es passiert gerade so viel in dem Genre!

Natürlich ist es bedauerlich, wenn eine geliebte Marke auf ihr Ende zugeht. Das tut einfach in der Fan-Seele weh und dann noch mal mehr, wenn es einem langsamen Dahinsiechen gleicht wie gerade bei Siedler. Am Ende bleibt das nämlich das größte Versäumnis von Ubisoft. Dass sie es nicht geschafft haben, sich darauf festzulegen, was diese Marke eigentlich im Kern auszeichnet.

Jetzt hat Die Siedler keine Bedeutung mehr und kann folglich auch keine Lücke hinterlassen. Ich finde es aber zumindest tröstlich zu wissen, dass der Geist der Siedler in so vielen anderen Spiele weiterlebt.

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