So entstand Quake - Das Shooter-Beben

Frustrierte Ferrari-Sammler, rebellische Designer und ein selbstzweifelnder Programmiergott: Doom hat aus den Gründern von id Software Millionäre gemacht, doch bei der Entwicklung ihres nächsten Action-Meilensteins haben sie schwer zu kämpfen. Als Quake 1996 erscheint, lässt es bestehende PC-Spielekonventionen einstürzen – die Nachbeben sind 20 Jahre später noch spürbar. Ein Rückblick auf die Geburt des ersten echten 3D-Shooters.

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Wer ist Quake? Ein Fantasykrieger, über dessen Haupt der magische Würfel »Hellgate Cube« schwebt und dessen mächtiger Hammer ganze Gebäude zertrümmern kann. So stellt sich John Carmack seinen Charakter für das Tabletop-Rollenspiel Dungeons & Dragons vor, mit dem sich das Personal des neu gegründeten Studios id Software an langen Abenden vergnügt. Die Jungunternehmer träumen schon 1990 davon, dem Helden mit dem bebenden Namen ein eigenes Spiel zu spendieren

Eine Zeitlang wird der neue id-Shooter unter dem Arbeitstitel Timequake entwickelt. Nur gut, dass John Romero solche alten Designdokumente beim Aufräumen in seiner Garage findet. Eine Zeitlang wird der neue id-Shooter unter dem Arbeitstitel Timequake entwickelt. Nur gut, dass John Romero solche alten Designdokumente beim Aufräumen in seiner Garage findet.

In der dritten Episode des Jump&Runs Commander Keen kündigt man prompt »The Fight for Justice« an, ein Rollenspiel: »Du startest nicht als ein Schwächling - du startest als Quake, die stärkste und gefährlichste Person des ganzen Kontinents.« Statt des genreüblichen Level-1-Hungerleiders ist die Spielfigur ein Supermann mit Blitzhammer, Regenerationsring sowie »transdimensionalem Artefakt« Ähnlich wie Commander Keen soll man in Seitenansicht durch The Fight for Justice marschieren und hüpfen, mit scrollenden Hintergrundgrafiken - und das sogar in 256 VGA-Farben.

Doch für mehr als diese Ankündigung reicht es nicht. Programmierer-Wunderkind John Carmack beginnt bald darauf, mit 3D-Technologien zu experimentieren, es entstehen Wolfenstein 3D und Doom. Der Name Quake wird jedoch nicht vergessen, denn der ist so verdammt cool, dass man eines Tages ein neues id-Spiel daraus machen muss. Nur vielleicht doch ein dreidimensionales.

Doom hat eine Ego-Perspektive, aber erst Quake sorgt für richtige 3D-Levels, in denen man sich frei umsehen kann. Seine Polygon-Monster sehen auch aus der Nähe ansehnlich aus, im Gegensatz zu Dooms Sprite-Dämonen. Doom hat eine Ego-Perspektive, aber erst Quake sorgt für richtige 3D-Levels, in denen man sich frei umsehen kann. Seine Polygon-Monster sehen auch aus der Nähe ansehnlich aus, im Gegensatz zu Dooms Sprite-Dämonen.

Rezept für ein Desaster

Als Quake im Sommer 1996 nach einer strapaziösen Entwicklungsphase schließlich erscheint, sind die idyllischen Dungeons-&-Dragons-Abende nur noch eine ferne Erinnerung. Der id-Mitgründer John Romero wird kurz nach der Veröffentlichung geschasst, und das fertige Spiel hat nur noch wenig mit den ersten, ambitionierten Ideen gemeinsam.

Denn Carmack brauchte länger als gedacht für seine neue Engine, es gab einen Designkurswechsel, Quake musste auf die Schnelle neu erfunden werden - und dabei blieb keine Zeit mehr für Story und Rollenspielkram. Was klingt wie das Rezept für eine Katastrophe, führt aber erstaunlicherweise zu einem Meilenstein.

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