Humor als Kerndisziplin
Der Humor ist generell eine der größten Stärken des Films. Oft funktioniert er über pfiffige Dialoge, noch häufiger allerdings über Situationskomik und den geschickten Einsatz der Kamera. Wenn Spidey sich beispielsweise behutsam durchs Fenster in sein Appartement schleicht, langsam die Tür hin zu Tante Mays Zimmer schließt und stolz die Maske abnimmt, nur um zu merken, dass sein dicker bester Kumpel die ganze Zeit fassungslos auf dem Bett saß - in solchen Szenen muss man unweigerlich schmunzeln, weil Peter trotz Superkräften so herzerwärmend menschlich und schusselig ist.
Der junge Spider-Man will in die Fußstapfen der ganz großen Helden treten, und stolpert in der Folge im Prinzip durch die komplette Laufzeit des Films.
Einen Haken hat diese lockere Herangehensweise aber: Der Action fehlt an vielen Stellen die nötige Dramatik. Das mag einerseits daran liegen, dass der Film sich fast schon zu selten ernst nimmt (auch in Abgrenzung an den Maguire-Spidey), andererseits sind die Action-Spektakel häufig aber auch einfach nicht besonders spannend in Szene gesetzt.
Generell wird recht wenig gekämpft, und die beste Action-Sequenz ist eine Rettungsaktion, in der gar keine feindlichen Schläger vorkommen. Wahrscheinlich werden Sie sich nach ein paar Monaten an kaum einen Fight in Homecoming noch deutlich erinnern - hier behält der erste Spider-Man-Film bei Weitem die Nase vorn. Wer also spektakuläres Action-Kino erwartet, wird trotz Spideys rasanter Geschwindigkeit über ein paar Längen stolpern.
Das Fazit
Unterm Strich ist Spider-Man: Homecoming ein Film, der vor allem Spaß machen will. Es geht nicht darum, Sie zu Tränen zu rühren oder vor Spannung erzittern zu lassen. Sie bekommen keine komplexe oder besonders tragische Fallhöhe serviert, sondern einen unglaublich sympathischen Hauptcharakter, der mit seinen neu gewonnen Kräften reifen muss - was wiederum wunderbar zur Teenie-Situation passt.
Spider-Man glänzt mit Witzen und peinlichen Zufällen, und besetzt damit eine andere Nische als die bisherigen Kinofilme. Dafür opfert er folgerichtig einige Stärken der Raimi-Filme.
Ist Spider-Man: Homecoming also der beste Spidey-Film? Wahrscheinlich nicht - dafür tritt er schlicht in zu viele Fettnäpfchen der aktuellen Marvel-Manie. Und darüber hinaus wird der erste Spider-Man mit Tobey Maguire für viele Zuschauer einfach einen anderen emotionalen und historischen Stellenwert einnehmen. Auf der anderen Seite ist Homecoming der durch die Bank modernere Superheldenfilm.
Er nimmt ähnlich wie Deadpool viele Superhelden-Erwartungen auf die Schippe. Wenn er sich nur trauen würde, ans Ende dieser referenziellen Gags eine wirklich neue Alternative zu stellen, könnte er Maguire schlagen. So bleibt Homecoming »nur« extrem launiges Superhelden-Kino in direkter Tradition der anderen Marvel-Heroen. Ins Kino gehen sollten Sie als Spidey-Fan trotzdem.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.