Auf den ersten Blick scheint The Inquisitor wie gemacht für alle Mittelalter-Fans, die auf eine düstere Atmosphäre, raue Charaktere und Schwertkämpfe stehen. Das Action-Adventure versetzt uns nicht nur zurück ins 16. Jahrhundert, sondern gleichzeitig in eine alternative Welt, in der sich die Historie anders entwickelt hat, als wir sie aus den Schulbüchern kennen.
In einem letzten Preview-Event vor Release im Februar gewährte uns das polnische Entwicklerstudio The Dust einen tieferen Einblick ins Gameplay, was uns noch einige offene Fragen beantwortet. Wir stellen schnell fest: Seit der Ankündigung 2022 hat sich einiges getan - aber reicht das, um unsere Bedenken zu Technik und Lebendigkeit des Spiels auszuräumen?
Der Trailer lässt euch bereits in die düstere Atmosphäre von The Inquisitor eintauchen, bevor wir ins Detail gehen:
Das wissen wir über The Inquisitor
- The Inquisitor dreht unsere Weltgeschichte auf den Kopf: Jesus ist nicht wie in der Bibel am Kreuz gestorben, nein, er hat sich befreit und übt nun als zorniger Märtyrer Rache an den Ungläubigen aus. Dementsprechend aggressiv hat sich auch die Kirche entwickelt und engagiert nun Inquisitoren als Jäger auf alle Gegner Jesu.
- Ihr spielt den Inquisitor Mordimer Madderdin und werdet in das fiktive Städtchen Königstein entsandt. Dort seid ihr als mittelalterlicher Sherlock Holmes einem besonders widerwärtigen Ketzer auf der Spur: einem Vampir. Angeblich.
- Mit unterschiedlichen Methoden entdeckt ihr Hinweise - diese können direkt gefunden werden, in von Jesus getriggerten Visionen oder in einer Parallelwelt, die sich Unwelt nennt.
- The Inquisitor ist ein Detektivabenteuer, das sich vor allem auf die finstere Story mit gelegentlichen Action-Einlagen fokussiert. Statt einer Open World gibt es begrenzt begehbare Areale als Stadtviertel und Räumlichkeiten in Königstein.
Das hat sich seit der gamescom-Preview verändert
Letztes Jahr sorgte The Inquisitor noch für großes Stirnrunzeln. Kleines Studio hin oder her, das Spiel sah optisch aus wie aus der Steinzeit, die Gesichtsanimationen waren sehr steif und, und, und.
Es stand die große Frage im Raum, ob sich das 25-köpfige Studio hier für ihr erstes Spiel maßlos übernimmt. Aber nun lichtet sich der Nebel allmählich:
Die Grafik hat sich erheblich verbessert. Das denkt sich so gut wie jeder Teilnehmer des Preview-Events, als der Entwickler das Spiel für uns startet. Während er mit uns über den Marktplatz von Königstein schlendert, sieht man direkt den Unterschied zum Stand von 2023: Die Texturen sind viel weicher, das verbesserte Spiel von Licht und Schatten gibt die Stimmung des Stadtviertels passend wieder und die Animationen wirken allgemein fließender, ergo natürlicher.
Bei den Charakteren - Verbesserungen hin oder her - bleibt aber weiterhin Luft nach oben. Während die Synchronsprecher hervorragende Arbeit leisten, wirken Mimik und Gestik ihrer Charaktere trotz bemerkbarer Polierungen immer noch recht steif, was wir vor allem in den gezeigten Dialogen oder später demonstrierten Kämpfen eher als Störfaktor empfinden.
Detektivarbeit, die bis in eine vernetzte Parallelwelt führt: Nach einem ersten Dialog, den wir auf dem Marktplatz führen, bekommt Mordimer vom Chef persönlich - Jesus - eine Vision geschickt. Die Visionen hinterlassen zusätzliche Hinweise in der Welt, die mit einer übernatürlichen »Gebets-Sicht« aufgespürt werden können.
Mit der Sicht beziehungsweise mit der »Kraft des Glaubens«, wie sie die Entwickler noch nennen, werden auch andere interaktive Objekte und Charaktere hervorgehoben. Diese Kraft ist begrenzt - kann aber an in ganz Königstein verteilten Schreinen wieder aufgefüllt werden.
Ein großer Teil unserer Detektivarbeit wird sich in der Unwelt abspielen - eine gefährliche Parallelwelt zwischen Tod und Leben, die nur Mordimer betreten kann. Wann ihr in die Unwelt müsst, ist abhängig vom Story-Geschehen. Hin und wieder werdet ihr in der realen Welt auf Geheimnisse stoßen, deren Lösung euch nur die Unwelt liefern kann.
Das Kampfsystem ist etwas flüssiger geworden. Nachdem wir mit dem Entwickler zusammen ein wenig Königstein erkundet haben, spielt er eine erste Quest für uns an. Während wir eine Dame eskortieren, greifen uns aus dem Nichts drei Männer an. Bis sie zum Angriff ausholen, haben wir sie schon längst mit drei Schwerthieben niedergestreckt.
Verglichen mit der Preview von 2023 schauen die Bewegungen schon deutlich geschmeidiger aus und erinnern ein wenig an den stählernen Wirbeltanz aus The Witcher. Es stellt sich nur die Frage, ob die Kämpfe immer so einfach zu bewältigen sind.
Um zu demonstrieren, dass die Gefechte später mehr Geschick erfordern, zeigt uns der Entwickler im Anschluss einen Kampf gegen einen Boss. Da es sich um den Henker Königsteins handelt, führt uns das in den Kerker, wo er ein Versteckspiel mit ihm beginnt.
Sobald wir den Bösewicht entdecken, erscheint uns eine fast vergessene Mechanik: Mit einem Quick-Time-Event müssen wir in wenigen Sekunden entscheiden, auf welche Weise wir den Boss stellen. Der Mitarbeiter von The Dust fackelt nicht lange rum und greift den Henker direkt an, statt sich nochmal auf einen Wortaustausch mit ihm einzulassen.
Bevor das Gefecht beginnt, erlernen wir unseren ersten Skill. Anstatt Skillpunkte in einem Talentbaum auszugeben, entscheidet anscheinend der Story-Verlauf darüber, welche Fähigkeiten Mordimer zu welchem Zeitpunkt erhält.
Es soll wie versprochen Story-Entscheidungen The Inquisitor geben, die sich wirklich auf den Verlauf der Geschichte auswirken und bis zu drei verschiedene Enden ergeben können. Ein Durchlauf soll laut The Dust etwa 10 bis 15 Stunden dauern, je nach Spielweise.
Ein Moralsystem soll bestimmen, wie sich Mordimers Charakter entwickelt. Da er anfangs wegen seiner religiösen Einstellung und seiner Arbeit als Inquisitor bereits eher in Richtung Bad Boy geht, könnte das Spiel eine interessante Wendung bekommen, solltet ihr ihn zu einem altruistischen Volkshelden »erziehen« wollen.
Aber: Wir schreiben bewusst »sollen«, da wir dazu immer noch keine handfesten Beweise im Preview-Gameplay gesehen haben. Da bleibt für die Bestätigung wohl nur der Release abzuwarten.
Die Umgebungsdynamik passt sich der Tageszeit an. Der Entwickler zeigt uns gegen Ende der Gameplay-Präsentation noch ein weiteres spannendes Feature von The Inquisitor. Er führt uns durch das zuvor erwähnte Kathedralenviertel in die Stadtbibliothek, wo wir ein Rätsel lösen sollen.
Dafür müssen wir aber den Einbruch der Nacht abwarten, damit uns niemandem beobachtet. Während Mordimer durch die menschenleere Bibliothek zum Rätsel läuft, erklärt uns The Dust, dass sich die Dynamik der Areale je nach Tageszeit ändert - einen Vergleich gab es aber nicht zu sehen.
Was gefällt uns und wo kommen noch Zweifel auf?
Was uns bei der Präsentation positiv aufgefallen ist:
- Synchronisation: Die Vertonung der Charaktere und vor allem Mordimer Madderdins ist den englischen Sprechern sehr gut gelungen. Laut Steam wird The Inquisitor auch eine deutsche Vertonung haben, auf die wir neugierig sind.
- Detektivarbeit bei Tag und Nacht: Wir finden es spannend, dass wir bei unserer Detektivarbeit auch die Tageszeit mit einplanen müssen - das lädt auch gleichzeitig zu weiterer Erkundung der verschiedenen Areale ein.
- Königstein: Auch wenn das Design der Charaktere ein wenig zu wünschen übrig lässt, geht die Detailliertheit des fiktiven Städtchens Königstein nicht an uns vorbei. Vom moosbedeckten Kopfsteinpflaster über verwitterte Gebäudemauern bis zu den sorgfältig gefüllten Obstkörben der Marktplatz-Ständen - beim Schlendern durch die Stadt fällt direkt auf, wie viel Mühe das Entwicklerstudio für die Umsetzung Königsteins aufgewendet hat.
Diese Fragen bleiben offen:
- Charaktere: Auch wenn der Fokus eher auf der Story liegt statt auf der Grafik - wenn man sich schon für ein »realistisches« Design entscheidet, hätte der Publisher den Entwicklern vielleicht noch ein wenig mehr Zeit zum Polieren der Charaktere geben sollen. Auffällig ist das insbesonders bei den ganzen Dialogen, denn die steife Mimik passt überhaupt nicht zu der wunderbar umgesetzten Vertonung. Insgesamt zeigt sich die Grafik zwar sehr verbessert, ein optisches Wunder sollte man dennoch nicht erwarten.
- Schwierigkeitsgrad: Die Duelle, die während der Präsentation gezeigt werden, sind nach ein paar Schwerthieben vorbei - mit Ausnahme des Bosskampfs gegen den Henker. Da kommen aber dann plötzlich Quick-Time-Events zum Einsatz, was nicht unbedingt nötig erscheint. Selbst den speziellen Attacken des Henkers kann man ohne große Schwierigkeit ausweichen.
Einzige Ausnahme ist die Unwelt, in der man sich gekonnt an seinen Gegnern vorbeischleichen und sich vor ihnen verstecken muss. Doch auch die hier demonstrierten Kämpfe sind in ein paar Sekunden vorbei. Wir finden: Wenn ein Detektiv-Abenteuer schon auf gelegentliche Gefechte setzt, dürfen sie gerne eine gewisse Herausforderung darstellen.
The Inquisitor erscheint am 8. Februar 2024 auf Steam mit einer USK ab 18 Jahren und wird für den PC als auch für die Konsolen PS5 und Xbox Series X/S erhältlich sein.
Welchen ersten Eindruck habt ihr von The Inquisitor bekommen? Auf was legt ihr in Spielen besonders Wert? Macht euch eine eher veraltete Grafik etwas aus, wenn die Story und das Drumherum stimmen? Gibt es einen Titel, der vor Jahren erschienen ist, ihr aber immer noch spielt? Schreibt uns eure Gedanken gerne in die Kommentare!
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.