Torchlight 3 wird auf Steam zerrissen: Warum das Action-RPG im Early-Access enttäuscht

Der Release von Torchlight 3 enttäuscht: Neben Server-Problemen hat das Action-RPG noch weitaus schwerwiegendere Mängel.

Torchlight 3 ist für viele Fans zum Early Access Release eine herbe Enttäuschung. Torchlight 3 ist für viele Fans zum Early Access Release eine herbe Enttäuschung.

Seit dem 13. Juni 2020 ist mit Torchlight 3 der neueste Teil der eigentlich ziemlich beliebten Action-RPG-Serie via Steam erhältlich - und wird von den Spielern komplett zerrissen. Viele Fans klagen über Verbindungsprobleme, doch es läuft noch mehr schief nach dem Early-Access-Release.

Multiplayer-Zwang macht Torchlight 3 unspielbar

Torchlight 3 ist aktuell ein reines Multiplayer-Spiel: Wer hier looten und leveln will, braucht zwingend eine stabile Verbindung zum Spieleserver - selbst wenn man nicht mit Anderen zusammenspielen möchte. Ähnlich wie in Path of Exile trifft man hier in Städten auf Spieler, die ihr hartverdientes Gold bei Händlern ausgeben oder einfach nur ihre mächtige Ausrüstung präsentieren wollen.

Der Online-Zwang wird Torchlight 3 aktuell aber zum Verhängnis. Obwohl nur rund 5000 Steam-Spieler maximal gleichzeitig versuchten, in das neue Action-RPG abzutauchen, gingen die Server schon kurz nach dem Startschuss am Samstagabend in die Knie. Dabei wollte Torchlight-3-Chef Max Schaefer aus dem Katastrophen-Launch von Wolcen lernen, wie er uns im Interview bei GameStar Plus erzählt:

Auf Steam wurde das Spiel dafür prompt von den Spielern abgestraft. Über 65 Prozent der Steam-Bewertungen fallen negativ auf, ein Großteil davon bezieht sich davon auf genau diese Probleme: Entweder verliert man nach wenigen Minuten im Spiel die Verbindung oder man kommt gar nicht erst hinein.

Auch GameStar-Leser haben ähnliche Erfahrungen gemacht:

SirAuron:

"Leider derzeit nicht spielbar, da Multiplayer Zwang und die Server absolut instabil."

Wilson:

"Ungesehen direkt gestern gekauft, und schon wieder refunded. Konnte einmal kurz für ca. 5 min spielen, danach nur noch Netzwerkfehler. Was ich gespielt habe kam eher wie ein Mobile-Game rüber, nicht wirklich überzeugend, hat mit den Vorgängern leider auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Ist auch ein anderer Entwickler, war mir persönlich nicht bewusst. Und dann nur Multiplayer/ Online? Sorry. […]"

Wie Entwickler Echtra heute Morgen mitteilte, sollen die Server-Probleme mittlerweile behoben und ein Spielen mit »begrenzten Unterbrechungen« möglich sein.

Torchlight 3: Early-Access-Trailer zeigt Gameplay des Diablo-Konkurrenten Video starten 1:02 Torchlight 3: Early-Access-Trailer zeigt Gameplay des Diablo-Konkurrenten

Gameplay-Schwächen erinnern an Mobile Games

Dass neue Multiplayer-Titel zur Veröffentlichung mit Server-Problemen zu kämpfen haben, ist nichts Neues. In der Regel sind diese nach einigen Stunden oder Tagen behoben. Doch Torchlight 3 scheint durchaus schwerere Mängel zu haben, die sich - wenn überhaupt - nur mit viel Aufwand ausbessern lassen.

Torchlight 3 erinnert an Mobile Games: Zwar überwiegt die Anzahl der Bewertungen, die wegen der Server-Probleme auf Steam ihren Dampf ablassen - doch ähnlich wie GS.de-User Wilson fühlen sich einige Spieler unangenehm an ein Handyspiel erinnert.

Zu den meistgenannten Kritikpunkten gehören:

  • Stark vereinfachte Fähigkeitenbäume (Nur zwei Bäume mit jeweils 7 Skills pro Klasse), keine Statuspunkte mehr verteilbar.
  • Feinde und Bosse sind zu einfach und langsam - Spieler vermuten, weil das Spiel ursprünglich auf die Touch-Bedienung von Smartphones ausgelegt gewesen sein könnte.
  • Der frei wählbare Schwierigkeitsgrad ändert nur den Schaden, den Gegner austeilen und einstecken.
  • Treffer in den Kämpfen fühlen sich nicht wuchtig genug an.
  • Die Zonen sind zu klein, zu simpel und zu linear.
  • Das beliebte Angeln aus den Vorgängern fehlt komplett.

Ursprünglich war Torchlight 3 als ein Free2Play-MMO mit dem Titel Torchlight Frontiers geplant. Im Januar gaben die Entwickler dann bekannt, dass man - aufgrund von negativem Alpha-Tester-Feedback - stattdessen nun doch einen vollwertigen Nachfolger mit Offline-Singleplayer produzieren werde.

Dass hier zuvor ein Freemium-Titel geplant war, merkt man dem Spiel aktuell aber noch an allen Ecken und Enden an. Da sich Torchlight 3 bislang lediglich im Early Access befindet, kann sich bis zum finalen Release jedoch noch einiges tun - darauf hofft auch GameStar-Redakteur Dimi, der nach wie vor Potenzial in dem Action-RPG sieht:

Dimitry Halley


Dimitry Halley
@dimi_halley
Der Torchlight-Reveal war ein ziemliches Fiasko. Auch für uns. Auf Basis von Interviews und ausführlichem Gameplay-Material lautete unsere ursprüngliche Prognose nämlich: Da steckt eigentlich ein tolles Spiel drin. Max Schaefer weiß, wie gute Action-Rollenspiele aussehen müssen. Als bunte Alternative wird es das Spiel zwar schwer gegen Diablos düsteren Mainstream-Appeal haben, aber bereits für Torchlight 1 & 2 gab es schließlich eine Nische, die auch hier wunderbar bedient werden könnte. An dieser Zukunftsprognose halten wir auch fest.

Doch die Early-Access-Realität spricht eine andere Sprache. Torchlight 3 scheitert an Verbindungsproblemen, Bugs, Gameplay-Sackgassen. Dass noch sehr viele Spielmechaniken fehlen, ist für eine Alpha-Version nicht unüblich - aber diese fehlenden Inhalte fallen gerade besonders ins Gewicht, weil vorhandene Bestandteile einfach nicht funktionieren wollen. Torchlight 3 so zu veröffentlichen, ist ein riesiger Fehler, von dem sich das Spiel unter Umständen nie wieder erholt. Und genauso muss auch ich unsere Prognose mit einem großen, fetten ABER korrigieren: Kauft euch Torchlight 3 aktuell auf keinen Fall.

Wir halten euch auf dem Laufenden, ob Schaefer über Zeit doch noch das Potenzial freiklopft, das wir im uns gezeigten Material entdeckt haben.

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