Verbotene Spiele bei Twitch: Warum niemand diese Titel streamen darf

Welche Spiele stehen bei der Streaming-Plattform auf der Bannliste - und warum eigentlich? Wir erklären, wie Twitch über solche Verbote entscheidet.

Dass die Streaming-Plattform Twitch einigen Spielen kategorisch Hausverbot erteilt, dürfte eigentlich jeder wissen. Warum etwa Harem Party oder der Porno Tycoon Simulator dort nicht gezeigt werden dürfen, erklären ja schon die Spieletitel. Aber warum steht auch Second Life auf der schwarzen Liste? Was ist eigentlich mit Chatroulette, Omegle und Co.? Und müssen Streamer Strafen fürchten, wenn sie Nacktszenen aus Cyberpunk 2077 zeigen?

Wir erklären euch in diesem Artikel, welche Kriterien Twitch prüft, bevor ein Spiel verboten wird, und warum auch 40 Spiele auf der Bannliste stehen, die ab 17 freigegeben oder ohne Alterseinstufung sind.

Welche Spiele sind auf Twitch grundsätzlich verboten?

Die Antwort klingt erstmal einfach, bei näherem Hinschauen ist das Thema allerdings doch ziemlich komplex. Grundsätzlich gilt: Alles, was von der US-amerikanischen und kanadischen Rating-Organisation ESRB mit »Adults Only 18+« (also »Nur für Erwachsene«) eingestuft wird, muss vor der Tür bleiben. Darunter fallen Pornografie, besonders brutale Gewaltszenen, aber auch Darstellungen von Glücksspiel mit echtem Geld.

Dazu kommen noch gesonderte, hauseigene Regeln der Streaming-Plattform. Auf der offiziellen Twitch-Webseite wird übersichtlich aufgezählt, welche Inhalte dort zum Bann führen können, auch unabhängig vom ESRB-Rating:

Das Spiel verstößt gegen unsere Community-Richtlinien, da es Volksverhetzung, Sex, Nacktheit, sinnloses Blutvergießen oder extreme Gewalt darstellt.

Deswegen sind also zum Beispiel Spiele wie Hatred oder Agony und auch explizite Erotik-Titel (ESRB Adults Only) automatisch von Twitch verbannt. Und es gibt noch eine zweite Liste, auf der Spiele landen können, die nicht ausdrücklich von der ESRB als Erwachsenen-Content eingestuft wurden. Hier fällt Twitch Einzelfall-Entscheidungen, die nicht immer unumstritten sind, mehr dazu im nächsten Absatz.

Neben zu brutalen oder sexuell aufgeladenen Spielen sind auch Zufallschats wie Chatroulette oder Omegle bei Twitch strikt verboten. Es könnte ja zum Beispiel plötzlich jemand nackt vor der Kamera sitzen, was die streamende Person nicht wirklich verhindern kann.

Welche Spiele stehen noch auf der Bannliste bei Twitch?

Zu den oben erklärten grundsätzlichen Verboten hat Twitch noch 40 weitere Spiele vor die Tür gesetzt (Stand: August 2022), die entweder gar keine ESRB-Einstufung haben oder unter »Mature«, also 17+, fallen. Das hat verschiedene Gründe - okay, die meisten Titel auf der Liste sind einfach pornografischer Natur. Es gibt aber auch interessante Grenzfälle.

Interessanterweise ist Mortal Kombat trotz seiner brutalen Finisher auf Twitch erlaubt, obwohl man es sicherlich unter »extreme Gewalt« einordnen könnte. Second Life (teilweise schon ab 16 freigegeben) und Genital Jousting (das trotz des Namens kein Pornospiel ist) dagegen haben ein pauschales Verbot kassiert - warum? Schauen wir uns diese beiden Sonderfälle mal einzeln an.

Sonderfall 1: Second Life

In Second Life sind selbstverständlich auch völlig harmlose Interaktionen möglich. Aber eben nicht nur. In Second Life sind selbstverständlich auch völlig harmlose Interaktionen möglich. Aber eben nicht nur.

Second Life geht eigentlich schon als MMO durch, auch wenn es eher eine Plattform für virtuelle Treffen aller Art ist. Und ja, bei »aller Art« sind neben Workshops, Konzerten und so weiter auch Begegnungen der, ähm, erwachsenen Natur gemeint.

Obwohl das Spiel grundsätzlich für Personen ab 16 Jahren gedacht ist, spezielle Schulräume für noch Jüngere bietet und optionale Jugendschutzfilter enthält, hat Twitch 2015 entschieden, es komplett zu bannen - denn Second Life sei derart voll mit pornografischen und gewaltverherrlichenden Inhalten, dass man denen nicht mal dann aus dem Weg gehen könne, wenn man sie bewusst vermeiden wolle. Dafür verantwortlich sind oft Trolle, die die Mechaniken des Spiels ausnutzen und einfach Chaos anrichten wollen.

Link zum Podcast-Inhalt

Sonderfall 2: Genital Jousting

Genital Jousting versteht sich nicht nur als Hihi-Penis-Scherz, sondern durchaus auch als Gesellschaftssatire. Genital Jousting versteht sich nicht nur als Hihi-Penis-Scherz, sondern durchaus auch als Gesellschaftssatire.

Zitat aus unserer hauseigenen Spielbeschreibung zu Genital Jousting: 

Die männlichen Geschlechtsorgane im Spiel verhalten sich wie echte Menschen, gehen sogar arbeiten und nehmen Nahrung zu sich. In den Multiplayer-Partien treten wir mit unserem Penis gegen gegnerische Glieder an.

Genital Jousting hat mit klassischen Erotikspielen wirklich nichts gemeinsam, außer dass halt jede Menge Penisse auftauchen. Von der Comic-Grafik bis zu den teils absurden Missionen der Story-Kampagne macht hier aber jedes Element klar, dass hier nichts wirklich ernst oder pornografisch gemeint ist - und am Ende steckt sogar eine erstaunlich durchdachte Botschaft dahinter! Für die ganz Neugierigen unter euch gibt’s hier unseren Test:

Trotzdem hat Twitch hier wie bei echten Porno-Spielchen das Absperrband gezückt und die kleinen Freunde strikt verbannt. Was übrigens einen interessanten Nebeneffekt hatte: Genital Jousting war das erste Spiel, das offizielle Livestreams ganz einfach via Steam gezeigt hat.

Da drängt sich natürlich die Frage auf: Was ist mit anderen Spielen, in denen viele Geschlechtsorgane zu sehen sind - etwa Cyberpunk 2077, in dem man Dildo-Shops und orgasmischen Werbungen kaum aus dem Weg gehen kann?

Darf man bei Twitch Nacktheit in Spielen also gar nicht zeigen?

Wer Cyberpunk 2077 gespielt hat weiß, dass die erste frontale Nacktszene nicht lange auf sich warten lässt: Im Charakter-Editor zeigt sich V in vielen Lokalisierungen hüllenlos, wenn man bestimmte Optionen einstellt. Und auch im Spiel selbst stolpert man im wahrsten Sinne über penisförmige Waffen oder nackte NPCs. Twitch stellte aber klar: Cyberpunk 2077 ist trotzdem nicht grundsätzlich gebannt, denn es ist von der ESRB als »Mature« eingestuft und diese Inhalte stehen nicht im Zentrum des Spiels.

Allerdings dürfen Streamer diese expliziten Inhalte nicht zu lange zeigen, sondern müssen so zügig durch die Szenen spielen, wie es eben möglich ist. Solche Regelungen dürften auch in Zukunft greifen, wenn ein ähnlicher Titel erscheint. Warum Sex in Spielen ein spannendes Thema sein kann, aber keineswegs alles ist, verrät euch Dating-Sim-Expertin Mary hier in ihrer Kolumne:

Welche Strafen drohen, wenn man verbotene Spiele streamt?

Twitch wird einen verbotenen Stream in der Regel sehr schnell erkennen und abbrechen. Die verantwortliche Person erhält dann eine Verwarnung oder direkt eine temporäre Sperre, bei Wiederholung ist auch ein Perma-Bann denkbar. Und nein, diesen Konsequenzen kann man auch nicht entgehen, wenn man zum Beispiel den Spielton abschaltet oder den Mature-Tag verwendet.

Nun wisst ihr also Bescheid über Twitchs Bann-Regeln für Spiele. Falls ihr euch dafür interessiert, was Streamer eigentlich alles (nicht) dürfen und welchen Dresscodes sie folgen müssen, erklären wir das in einem gesonderten Artikel.

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