Erinnert ihr euch an die Szene in Der Herr der Ringe und die Gefährten, bei der Frodo anbietet, den Ring nach Mordor zu tragen? Gandalf schließt daraufhin langsam die Augenlider und öffnet leicht den Mund, weil er Frodos Vorschlag befürchtet hat. Genau so habe ich auch ausgesehen, als ich von der erneuten Verschiebung von The Day Before gelesen habe. Nur habe ich daraufhin nicht stolz gelächelt, sondern mir die Hand gegen die Stirn gepfeffert.
Die Kontroverse um das heißerwartete Survivalspiel brodelt immerhin schon eine Weile vor sich hin, manche zweifeln sogar, dass es in Wahrheit gar kein Spiel gibt. Ich ärgere mich auch über The Day Before und die etlichen Vorwürfe, die sich um den Titel sammeln. Aber nicht nur, weil all das Vorgeplänkel keine guten Zeichen für das Endprodukt darstellen: Ich sorge mich darum, welches Licht dadurch auf das gesamte Survivalgenre geworfen wird.
Survival hat nicht den besten Ruf
Jeden Tag versuchen wir, nicht ins Gras zu beißen. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt etwa bei 80 Jahren. Manchmal habe ich das Gefühl, Survivalspiele wollen eine ähnlich lange Zeit im Early Access verweilen. 7 Days to Die knackt beispielsweise bald das erste Jahrzehnt. Vielleicht schaffen die Entwickler es aber auch, im 18. Lebensjahr das Kind mit einem finalen Release endlich erwachsen werden zu lassen, wer weiß. In derselben Situation steckt Project Zomboid, auch dieses Survivalspiel feiert bald sein erstes Jahrzehnt im Early Access.
Dabei sind das eigentlich noch die Positivbeispiele, immerhin gibt es hier eine treue und glückliche Spielerschaft. Es gibt aber auch etliche Sorgenkinder, die es wohl nie aus dem Early Access schaffen werden oder eine unfertige Vollversion bekamen, um dann von den Eltern für immer verlassen zu werden. Auch ich bin schon mit Reign of Kings auf genau so ein Spiel gestoßen. Armes Ding, dabei hatte es wirklich Potenzial!
Natürlich gibt es auch in anderen Genres solche Vorfälle, aber Survivalspiele sind schon dafür berüchtigt, in ewigen und unfertigen Vorabzugängen festzusitzen. Dass dann eines der meistgewünschten Survivalspiele aller Zeiten schon Schwierigkeiten dabei hat, überhaupt in irgendeiner Fassung zu erscheinen, verbessert den Ruf des Genres natürlich in keiner Weise.
Aber warten wir mal ab, vielleicht legt The Day Before gar keine Bruchlandung hin. Womöglich erscheint der Titel wie geplant im November und begeistert Spieler und Kritiker gleichermaßen. Für die Fans würde ich es mir wünschen, wenn auch die Zeichen nach zig Verschiebungen, dubioser Kommunikation und merkwürdiger Non-Statements alles andere als gut stehen.
Wenn ihr mehr Spiele wissen wollt, die seit geraumer Zeit in der Early-Access-Phase stecken, schaut doch hier vorbei:
Ein großes Studio muss her
Richtig dicke AAA-Produktionen gab es im Survival-Bereich bisher leider auch kaum. Mit Grounded hat sich immerhin Obsidian schon an den Überlebenskampf gewagt – auch mit Early Access-Phase, aber deshalb nicht weniger erfolgreich.
Obsidian bleibt aber nicht lange alleine, immerhin arbeitet Blizzard an einem ominösen Survivalprojekt. Bisher wissen wir noch nicht viel, selbst der Name ist noch nicht klar. Aber es soll eine neue Blizzard-Marke werden – die erste seit Overwatch aus dem Jahr 2016. Mehr dazu erfahrt ihr hier:
Es würde mich auch nicht wundern, wenn Blizzard nicht das einzige große Studio mit Survival-Plänen bleibt. Immerhin hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass das Genre immenses Potenzial hat! Valheim war ein Mega-Erfolg, Sons of the Forest und Ark 2 sind beide unter den Top 10 der meistgewünschten Spiele auf Steam und der anfängliche Hype um The Day Before zeigt auch, wie groß das Interesse ist. Survivalspiele werden uns so schnell nicht verlassen - solange jedenfalls nicht die gesamte Zielgruppe von Projekten wie The Day Before abgeschreckt wird.
Seid ihr bei dem Kauf von Survivalspielen auch skeptischer als bei anderen Genre oder kaum schlechte Erfahrungen mit dem Genre gemacht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
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