35 Jahre Schneider CPC - Das fast vergessene Opfer des C64

Der C64 beherrschte den Markt und die Schulhöfe der 80er-Jahre. Im Schatten des Brotkastens dieses schwarze Gerät, das jetzt 35 Jahre alt wird. Wir werfen ein Schlaglicht auf ein besonders vielseitiges System, das nicht nur vieles anders machte – sondern auch besser.

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Der Schneider CPC ging gegen den Commodore 64 gnadenlos unter. Zu Recht? Der Schneider CPC ging gegen den Commodore 64 gnadenlos unter. Zu Recht?

Bringen wir es gleich hinter uns: Ja, der C64 ist der populärste Heimcomputer der Achtziger. So kommt uns beim Gedanken an jene Ära neben Zauberwürfeln und Schulterpolstern nicht etwa ein Acorn, Amstrad oder Atari in den Sinn, sondern eben Commodores Brotkasten. Viele von uns haben auf dem C64 das Spielen gelernt, einige Klügere auch das Programmieren.

Doch hier geht es nicht um ihn, sondern um eines seiner vielen Opfer. Einen Computer, der nach 35 Jahren einen zweiten Blick verdient. Der Beliebteste war er nicht - aber vielleicht der Beste: der Schneider bzw. Amstrad CPC, der heute fast vergessen ist, obwohl er uns auch herausragende Spiele bescherte. Wir graben eines der alten Geräte aus und schauen, was es kann.

Die meistverkauften farbfähigen 8-Bit-Computer'

1. Commodore C64/128: ca. 21 Millionen
2. Apple II*: ca. 5,5 Millionen
3. Sinclair ZX Spectrum: ca. 5 Millionen
4. Atari 8-Bit-Reihe: ca. 4 Millionen
5. Amstrad CPC: ca. 3 Millionen

Die Zahlen basieren teilweise auf (faktenbasierten) Schätzungen, legitimieren aber die Herrschaft des Heimcomputerkönigs C64. Nicht aufgeführt sind die rund 5 Millionen Geräte nach MSX-Standard, die von unterschiedlichsten Herstellern angeboten wurden. Darauf spielte man aber ohnehin fast nur in Japan.
* Ohne Apple IIgs mit 16-Bit-Architektur

Report: 35 Jahre C64 - Brotkasten für die Welt

Alans All-in-One-Ansatz

Get Dexter! (1986) Das französische Iso-Grafikadventure erhielt Höchstwertungen und war zunächst CPC-exklusiv.

The Sentinel (1987) The Sentinel (1987) Das vektor-basierte 3D-Puzzle läuft dank der relativ schnellen CPU flüssiger als auf dem C64.

The Guild of Thieves (1987) Das zuweilen hübsche, parser-gesteuerte Adventure ist das meistverkaufte Spiel der CPC-Reihe.

Chase H.Q. (1989) Die Action-Raserei ist rasanter, als man es von der Plattform erwartet, und gilt als CPC-Vorzeigetitel.

Prehistorik 2 (1993) Das Jump’n’run-Spätwerk ist eines der schönsten CPC-Spiele und erfreut mit weichem Scrolling.

Die Geschichte beginnt im Vereinigten Königreich des Jahres 1979, als ein junger Unternehmer mit einem revolutionären elektronischen Gerät den Markt umkrempelt. Der Unternehmer heißt Alan Sugar, Gründer des Elektronik-Importeurs Amstrad, und sein revolutionäres Gerät ist eine HiFi-Anlage. Schon seit Jahren verkauft Amstrad billige Audiogeräte aus asiatischer Produktion, doch der Durchbruch gelingt erst mit diesem neuen Ansatz: einem All-in-One-Gerät.

Musikfreunde, die auch daheim Discoklängen lauschen wollten, bauten ihre HiFi-Türme bislang aus einzelnen Komponenten zusammen, Verstärker, Kassettendeck, Tuner und Plattenspieler, die allesamt eigene Netzteile mitbrachten und miteinander verdrahtet werden wollten. Sugar nimmt seinen Kunden diese Arbeit ab und packt alles in ein Gerät - ein Amstrad-Turm besteht aus einem einzigen Plastikgehäuse mit einem Maximum an Zierrat außen und einem Minimum an Technik innen.

Speichermedien der 80er-Jahre: 3-Zoll-Diskette (CPC, oben links), Kassette (CPC, oben rechts), 3,5-Zoll-Diskette (Atari ST, unten links), 5,25-Zoll-Diskette (C64, unten rechts). Ja, nicht jedes C64-Spiel ist handbeschriftet. Speichermedien der 80er-Jahre: 3-Zoll-Diskette (CPC, oben links), Kassette (CPC, oben rechts), 3,5-Zoll-Diskette (Atari ST, unten links), 5,25-Zoll-Diskette (C64, unten rechts). Ja, nicht jedes C64-Spiel ist handbeschriftet.

Das ist elegant, spart Mühen und Geld; HiFi-Connaisseure überzeugt der Turm zwar nicht, die Massen schon. Und ein deutsches Traditionsunternehmen: Ab 1981 werden die Amstrad-Anlagen auch in Deutschland verkauft, von den fast hundertjährigen Schneider-Rundfunkwerken, die dafür ihren Namen auf die Geräte kleben.

Doch zu Beginn der 80er-Jahren stagniert das HiFi-Geschäft - und Sugar sucht nach »einem anderen Markt, der uns zurück zum Gewinnwachstum brachte«, wie er später in seiner Autobiografie »What you see is what you get« von 2010 berichtet. Solch einen Wachstumsmarkt findet er. Und auch dieser ist reif für eine kleine Revolution.

Reportserie: Die Geschichte des PCs
Unsere vierteilige Reportserie begleitet den Siegeszug des Personalcomputers von den schrankgroßen Anfängen zur ultimativen Spielemaschine.
Teil 1: Als der Computer persönlich wurde
Teil 2: Wie IBM den PC an Microsoft verschenkte
Teil 3: Die großen Plattformkriege
Teil 4: Mit sieben Upgrades zur ultimativen Spieleplattform

Amstrads Angstgegner

Im Computergeschäft der frühen 80er-Jahre ist Kompatibilität noch nicht oberstes Gebot. Lange bevor beigefarbene DOS-PCs diesen Markt dominieren, wird er umkämpft von unzähligen inkompatiblen Heimcomputern mit 8-Bit-Technik, die sich hochtrabend »Personal Computer« nennen, mit IBMs De-facto-Standard jedoch nichts zu tun haben.

Mit niedrigen Preisen begeistern sie Millionen für das junge Medium der Videospiele, der sündteure IBM-PC ist als Spieleplattform noch irrelevant und dem komatösen Konsolenmarkt steht die Wiederbelebung durch das NES erst noch bevor.

König der Heimcomputer ist der C64, der in den USA vor Apple und Atari Charts und Schulhöfe dominiert; auf den größten europäischen Märkten Deutschland und Großbritannien liefert sich Commodores Bestseller ein Duell mit Sinclairs spartanischem ZX Spectrum.

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