Fazit: Die Story von Anthem - Warum Bioware sein Versprechen nicht erfüllt

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Fazit der Redaktion

Maurice Weber
@Froody42
Ja, Loot-Shooter brauchen eigentlich keine gute Story. Aber verdammt, sie sind so viel cooler, wenn sie eine haben! Mein Genre-Highlight ist bis heute Borderlands 2, nicht Destiny 2 oder The Division. Das hat gezeigt, dass selbst der dickste Berg an Beute noch versüßt wird, wenn ich ihn mir im Lauf einer enorm unterhaltsamen Geschichte erkämpft habe.

Vielleicht ist es unfair, von Bioware etwas zu erwarten, was die aktuelle große Konkurrenz genauso wenig liefert. Die Story von Destiny 2 ist auch nicht besser als die von Anthem. Aber Hoffnung ist nicht immer fair - und ich dachte mir: Wenn ein Studio das moderne Lootshooter-Genre mit einer spannenden Story verheiraten und allen beweisen kann, wie viel besser es dadurch wird, dann doch wohl Bioware!

Nicht, weil ich mir jetzt exakt ein zweites Knights of the Old Republic erhofft hätte. Ich mag ja Lootshooter! Und alles andere, was mit Loot zu tun hat! Aber was ich mir eben doch erhofft hätte - zumal die Entwickler es selbst versprochen haben! - war ein Weg für Bioware, das Herz seiner bisherigen Spiele auch in dieses neue Genre zu tragen. Das haben die Entwickler nicht geschafft.

Michael Herold
@michiherold
Anthem macht nichts aus seiner Story! Die grundlegende Hintergrundgeschichte klingt echt vielversprechend, mit der von fremden Kreaturen belebten Spielwelt Bastion, der sagenumwobenen Hymne und einem Krieg zwischen freien Völkern und den bösartigen Eroberern der Dominion. Spannende Geschichten um all dies lassen sich erahnen, wenn ich mir die Mühe mache und im Cortex blättere.

In einem Videospiel wie Anthem will ich aber selbst Teil der Geschehnisse werden und die Geschicke der Welt aktiv mitlenken, doch das Spiel lässt mich nicht. Dialoge und Zwischensequenzen deuten immer wieder an, was früher mal für ein Chaos in Bastion geherrscht hat, und wie zerstörerisch die sagenumwobenen Kataclysmen theoretisch sein können. Aber selbst zu sehen bekomme ich davon so gut wie nichts. Und das ist sehr schade, wenn man bedenkt welch fantastische Storys und spielbaren Epen Bioware in der Vergangenheit hervorgebracht hat.

Dimitry Halley
@dimi_halley
Ich mag verrückte Szenarien. Science-Fiction-Welten, die pfiffigere Ideen verkörpern als »Böses Imperium gegen gute Rebellen«. Fantasy-Reiche, in denen mal nicht bloß Orks gegen Menschen antreten. Anthem trifft hier eigentlich genau meinen Nerv: Ein wildes Alien-Grenzland, wo eine Art »God Engine« seit Ewigkeiten Amok läuft und permanent neue Wunder und Bedrohungen erschafft. Und die Menschheit kämpft mit Mech-Anzügen dagegen. Weltklasse! Was allerdings ausgerechnet Bioware aus diesem spannenden Szenario macht, ist eine furchtbar olle Enttäuschung.

Die tollen Ideen landen in irgendwelchen Codex-Einträgen abseits der eigentlichen Geschichte. Ich hätte beispielsweise so gerne den Ursprung der Javelins rund um General Tarsis gespielt und erfahren, wie aus einstigen Heldentaten bitter verfeindete Fraktionen entstanden. Das klingt nach einer spannenden Story!

Stattdessen quäle ich mich durch belanglose Dialoge, die so verzweifelt versuchen, cool und spritzig und motivierend zu sein, dass ich jeden obligatorischen Besuch in Fort Tarsis als Bestrafung ansehe. Das klingt harsch, aber wir reden hier eben von den KotoR-Entwicklern: Bioware waren einst die Meister von gutem Dialogdesign mit Entscheidungen, die mich nachts wach hielten. Jetzt wähle ich zwischen Option 1 (»Jo«) und Option 2 (»Jau«).

Anthem torpediert mich mit (hervorragend vertonten) Gesprächen, Funksprüchen und Monologen, aber nichts davon fühlt sich bedeutsam an, weil es an spannenden Charakteren, interessanten Wendepunkten und spürbaren Fallhöhen mangelt. Mit diesem Problem steht es im Loot-Shooter-Segment nicht alleine da: The Division verschenkte ebenfalls viel Potenzial, statt Endzeit-Realismus bekam ich ganz viel belangloses Gebrabbel von Klischee-Charakteren. Und bei Destiny 2 mit seiner innovationslosen Patchwork-Heldenreise sah es ganz ähnlich aus. Aber ausgerechnet von Bioware hatte ich mir einen Kurswechsel im Loot-Segment erhofft. Hier bleibt Borderlands die Referenz.

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