Filmkritik zu Argylle: Selbst Henry Cavill kann diesen Film nicht retten

Der neue Actionfilm mit Henry Cavill ist eine herbe Enttäuschung. Warum uns Argylle nicht überzeugt, klären wir in der spoilerfreien Filmkritik.

Seid schon mal gewarnt: Das offizielle Marketing zu Argylle führt euch ein klein wenig an der Nase herum. Ab dem 2. Februar 2024 könnt ihr euch davon selbst im Kino überzeugen. Bildquelle: Universal PicturesApple TV Seid schon mal gewarnt: Das offizielle Marketing zu Argylle führt euch ein klein wenig an der Nase herum. Ab dem 2. Februar 2024 könnt ihr euch davon selbst im Kino überzeugen. Bildquelle: Universal Pictures/Apple TV

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Henry Cavill hat Geralts Silberklinge und den Superman-Anzug an den Nagel gehängt. Und das zum großen Bedauern seiner Fans, die den Schauspieler als das Highlight der Netflix-Serie The Witcher oder des mittlerweile eingestampften DCEU verstehen. Doch warum mit alten Kamellen aufhalten, wenn man optimistisch in die Zukunft blicken kann?

Mit Argylle ist Henry Cavill endlich in einem neuen Actionfilm zurück, für den es schon jetzt große Franchise-Pläne gibt. Dafür zeichnet sich Regisseur Matthew Vaughn verantwortlich, der mit Kick-Ass und Kingsman zwei Filmreihen ablieferte, die bis heute treue Fans hinter sich versammeln.

Doch mit Argylle gelingt kein großer Wurf - weder für Matthew Vaughn, noch für Henry Cavill. Denn der Film mit einem prall gefüllten Star-Aufgebot, einer spannenden Prämisse und Plänen enttäuscht mehr, als er überzeugen kann. Argylle ist eher The King’s Man als Kingsman.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Über den Autor: Vali hat in den letzten Monaten erschreckend viele Artikel über Henry Cavill geschrieben. Aber was will er machen, GameStar-Leser brennen nun mal für den (ehemaligen) Hexer und Mann aus Stahl. Verübeln kann und will Vali das natürlich niemanden. Cavill ist ein cooler Schauspieler, der mit seiner Leidenschaft für Warhammer und Tabletop die Herzen vieler Spiele-Fans eroberte. Das geht sogar soweit, dass Vali in seinem Autorenkasten jetzt mehr über Henry Cavill als sich selbst geschrieben hat. Na hoffentlich merkt das niemand.

Um was geht es in Argylle?

Die Story von Argylle ist ein bisschen komplizierter, als es dem Film gut tut. Argylle dreht sich um die erfolgreiche Buchautorin Elly Conway (Bryce Dallas Howard), die mit ihrer Spionage-Romanreihe einen Bestseller nach dem anderen raushaut.

Ihre Geschichten handeln vom fiktiven Agenten Argylle (Henry Cavill), der immer wieder aufs Neue die Welt rettet. Allerdings gerät Elly auf einmal ins Visier eines echten Geheimdienstes, der von einem ziemlich grantigen Kerl namens Ritter (Bryan Cranston) angeführt wird. 

Denn Ellys Argylle-Abenteuer berichten aus irgendeinem Grund von Vorfällen, die sich tatsächlich so ereignet haben, gerade im Moment abspielen oder erst noch entfalten werden. Und das macht Elly für Spionage-Organisationen wertvoll, aber auch brandgefährlich. Zu ihrer Hilfe eilt nun Topspion Aidan (Sam Rockwell), bei dem sich Elly allerdings ebenfalls nicht sicher sein kann, ob sie ihm trauen darf oder nicht.

Die Autorin und der Agent versuchen nun gemeinsam, dem Geheimnis ihres kreativen Köpfchens auf die Schliche zu kommen und außerdem herauszufinden, wer denn nun der echte Agent Argylle ist. Einen konkreten Eindruck von der Handlung bekommt ihr im offiziellen Filmtrailer:

Henry Cavill als fiktiver Agent: Was im Actionfilm Argylle geschrieben wird, wird zur Realität Video starten 2:43 Henry Cavill als fiktiver Agent: Was im Actionfilm Argylle geschrieben wird, wird zur Realität

Für wen ist Argylle interessant?

Fans von Matthew Vaughn werden um Argylle wahrscheinlich ohnehin nicht herum kommen. Der neue Film schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe wie (ganz offensichtlich) Kingsman: Ein Spionagefilm, der mit viel Humor daherkommt, sich selbst nicht zu ernst nimmt und den Anspruch an Realismus von der ersten Minute an über Bord wirft.

Seid jedoch gewarnt: Argylle ist nicht der gelungene Auftakt zum nächsten großen Action-Franchise, auf das Apple als neuer Streaming-Gigant gepokert hat. Nach dem enttäuschenden Kingsman: The Golden Circle und dem noch schwächeren Prequel The King’s Man kommt Matthew Vaughn mit Argylle definitiv nicht wieder auf die Beine.

Womöglich, weil sich Vaughn und der Drehbuchautor Jason Fuchs schlichtweg übernommen haben. Denn für die Zukunft von Argylle gibt es schon vor dem Kinostart große Pläne: Mindestens zwei Filmfortsetzungen und eine TV-Serie könnten kommen, von einem Kingsman-Crossover ist ebenfalls die Rede.

Anstatt sich aber erstmal auf einen gelungenen Auftakt zu konzentrieren, kracht Argylle unter der Last der eigenen Ambitionen zusammen. Die Handlung wird unnötig verkompliziert, was vor Exposition strotzende Dialoge zu richten versuchen. Gleichzeitig unterschätzt Argylle die Aufmerksamkeitsspanne der eigenen Zuschauer maßlos, indem überflüssige Rückblenden selbst das Offensichtlichste wiederkäuen.

Irgendwo in Argylle steckt ein spannenderer Film, der gelegentlich durchschimmert. Bildquelle: Universal PicturesApple TV Irgendwo in Argylle steckt ein spannenderer Film, der gelegentlich durchschimmert. Bildquelle: Universal Pictures/Apple TV

Viele Stars, aber wenig zum Staunen

Bei Argylle reißt selbst der wirklich beeindruckende Cast voller talentierter Darsteller nichts raus. Das erschreckende Paradebeispiel: Ohne spannende Hintergrundgeschichte oder nachvollziehbare Motivation ist Bryan Cranston (Breaking Bad, Malcolm mittendrin) schneller vergessen, als ich einen Becher voller Popcorn vor Filmstart inhaliere.

Wer sich außerdem viel von Henry Cavill oder John Cena erhofft, wird bitter enttäuscht. Die Szenen beider Darsteller lassen sich an der Hand abzählen, denn ihre fiktiven Abenteuer machen nur einen Bruchteil der eigentlichen Handlung aus. Stattdessen sind Bryce Dallas Howard und Sam Rockwell die unweigerlichen Stars der Show.

Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, verfügen beide definitiv über das Talent und Charisma, einen (Action-)Film dieser Größenordnung zu tragen. Denkt zum Beispiel nur mal an Moon, 7 Psychos oder die Jurassic-World-Reihe.

Wer ist Argylle, schön und gut. WO ist Argylle?

Wer auch nur einen Trailer oder gar ein Poster von Argylle gesehen hat, dürfte aber mit ganz anderen Erwartungen ins Kino gehen: Der Film Argylle, in dem Henry Cavill einen Top-Spion namens Argylle spielt, beschäftigt sich frustrierend wenig mit Henry Cavill in der Rolle von Argylle.

So bin zumindest ich im Kinosessel das Gefühl nicht losgeworden, dass eine Cavill/Cena-Mission ohne überflüssiges Meta-Gedöns den viel spannenderen Spionagefilm abgegeben hätte. Und irgendwo scheint Vaughn derselben Meinung zu sein: Argylle 2 soll sich ja tatsächlich dann Henry Cavills Titelfigur widmen - sofern er überhaupt zustande kommt.

Dieser Mischmasch resultiert in einer zähen Leinwanderfahrung von fast zweieinhalb (!) Stunden, die zu selten durch die gewitzt inszenierten Actionsequenzen aufgelockert werden. Hier schimmert zumindest gelegentlich das Talent von Regisseur Matthew Vaughn durch, der uns mit Kingsman Harry Harts unvergessliches Kirchen-Gemetzel bescherte.

Warum Argylle aber auch bei der Action nicht vollends überzeugen kann? Das teilweise wirklich desaströse CGI macht deutlich, dass das stolze Budget von 200 Millionen US-Dollar vor allem in den Cast geflossen sein muss. Der Film leidet außerdem unter einer kleinen Identitätskrise, die gravierende Konsequenzen nach sich zieht.

Argylle weiß nie so recht, ob er wirklich witzig und leichtfüßig sein will oder doch eher ernst und schwarzhumorig. Ein Spagat, den Matthew Vaughn mit Kick-Ass oder Kingsman meisterte, aber Argylle gleicht eher einem dieser unangenehmen Fail-Videos. Wer gemein oder einfach nur jünger als ich ist, würde vielleicht sogar cringe sagen.

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