Koji Igarashi scheint eine bescheidene Seele zu sein. Nur 500.000 US-Dollar wollte er, um Bloodstained: Ritual of the Night zu entwickeln. Am Ende der Kickstarterkampagne hat er die auch bekommen - und fünf Millionen mehr. Eine Überraschung? Nicht unbedingt.
Igarashi ist nämlich kein unbeschriebenes Blatt, sondern einer der Hauptentwickler vieler Castlevania-Titel, wie etwa dem hochgelobten Symphony of the Night. Bloodstained trägt zwar nicht den Namen der ehrwürdigen Videospielreihe, schlägt ansonsten aber genau in dieselbe Kerbe: ein 2D-Action-Plattformer mit Rollenspielelementen, düsterer Atmosphäre und albtraumhaften Monstern. Wir haben es uns auf einem Event angeschaut und klären, ob es mit seinen Vorbildern mithalten kann.
Castlevania lässt grüßen
Orgelmusik tönt durchs Schloss, untermalt mit hohem Gesang. Miriam, eine junge Frau, schnetzelt sich durch fliegende Augen und faulende Zombies. Auf ihr lastet ein Fluch, der ihre Haut langsam kristallisiert. Das merkt man ihr aber nicht an, agil springt sie durch die Luft, stürzt mit einem Dropkick auf ihr nächstes Ziel nieder.
Hin und wieder prügelt sie aus Monstern menschengroße Kristallsplitter heraus, die sich in ihren Körper bohren. Miriam schreit, dann erwachen neue Zauber und Fähigkeiten in ihr. Bald schon kann sie Feuerbälle verschießen, Geisterhunde beschwören und magische Knochen werfen - die Fähigkeiten sind zahlreich.
Miriam setzt sich aber auch ohne Magie gut zur Wehr. In Truhen findet sie neue Waffen, die sie nach Belieben wechseln kann. Gerade noch sticht sie mit einem Dolch zu, dann mit einem Katana, jetzt schwingt sie ihre Peitsche. Ab und zu steigt sie im Level auf.
Die Parallelen zu Castlevania springen ins Auge: Das Setting ist düster, das Gegnerdesign unheimlich, die Rollenspielelemente ausgeprägt. Bloodstained erfindet das Rad nicht neu, sondern verlässt sich auf erfolgreiche Mechaniken.
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Kämpfen, klettern, klauben
Anfangs hüpft ihr nur mit einfachen Sprüngen umher, später erreicht ihr mit neuen Fähigkeiten wie dem Doppelsprung zuvor unerreichbare Orte. Obwohl es sich um einen 2D-Plattformer handelt, besteht die Kulisse aus 3D-Objekten. Die sind zwar nicht wirklich hässlich, aber auch keine Augenweide. Dass es auch schöner geht, haben andere Metroidvania-Spiele der vergangenen Jahre bewiesen.
Auch die Plattformer-Passagen überzeugen nur bedingt, zumindest am Anfang springt ihr nur einfache Holzplanken hinauf. Hier muss Bloodstained im Verlauf des Spiels mit zusätzlichen Fähigkeiten und Herausforderungen nachlegen.
Sie hat einen Schirm!
Ein Highlight des Spiels werden wohl die Bosskämpfe, von denen wir allerdings erst einen gesehen haben. Und der beginnt mit einer aufreizenden Zwischensequenz.
Als Miriam einen Vorhang zurückzieht, blicken wir plötzlich auf eine gehörnte Frau, die wortwörtlich ein Blutbad in einer Wanne nimmt. Dann erhebt sie sich, formt aus dem Blut ein Kleid und streckt kichernd ihre Waffe in Miriams Richtung - einen roten Schirm. Im Kampf wirft sie gleich mehrere Schirme nach der Heldin und beschwört Blutströme.
Die Inszenierung ist gelungen, der durchgedrehte Stil bleibt Geschmackssache. Wer Castlevania-Fan ist, wird sich auch mit Bloodstained wohlfühlen, was auch an der Entwickler-Besetzung liegt. Mit dabei ist etwa die Komponistin Michiru Yamane, die schon für Symphony of the Night komponierte. Und auch der Alucard-Sprecher Robbie Belgrade hat einen Cameo-Auftritt.
Die übrigen Millionen fließen in einige Stretchgoals. So kommen im fertigen Spiel unter anderem zwei weitere spielbare Charaktere dazu, ein Online-Challenge-Modus, ein orchestrierter Soundtrack und lokaler Koop. Ein konkreter Release-Termin steht noch nicht fest, das Spiel soll aber noch dieses Jahr erscheinen.
Mehr als nur Fanservice?
Wenn bekannte Entwicklergrößen mit einem neuen Spiel an alte Erfolge anknüpfen wollen, geht das oft schief. Beispielsweise bei der Göttersimulation Godus, mit der sich Genreschöpfer Peter Molyneux an seinem Klassiker Populous orientierte - und scheiterte. Oder Mighty No. 9, das nicht an sein Vorbild Mega Man herankam. Ob bei Bloodstained am Ende nur ein Klon oder doch ein erfolgreicher Erbe herauskommt, hängt von vielen kleinen Details ab. Viele kleine Details, die wir bisher noch nicht gesehen haben.
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