Children of Morta im Test: Roguelite mit emotionaler Story? Das kann nicht jeder

Roguelites und Actionrollenspiele kranken oft an einer mauen Hintergrundgeschichte. Children of Morta schlägt andere Töne an – und macht auch spielerisch sehr vieles richtig.

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Children of Morta verbindet Roguelite-Elemente mit einer emotionalen Story und sieht dabei auch noch verdammt gut aus. Children of Morta verbindet Roguelite-Elemente mit einer emotionalen Story und sieht dabei auch noch verdammt gut aus.

Das Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt kann ganz schön anstrengend sein. Während Oma in ihrer Suppenküche in den Töpfen rührt, hämmert der Onkel lautstark in seiner Werkstatt herum. Die Kinder streiten sich um die neuesten Spielzeuge, und Vater und Mutter wollen doch eigentlich nur ein bisschen Zeit allein genießen.

Genau so läuft es auch bei der Familie Bergson ab, den Protagonisten des Action-RPGs Children of Morta. Mit einem feinen, aber nicht ganz unwichtigen Unterschied: Die meisten anderen Großfamilien müssen wohl nicht die eigene Haut riskieren, um den Untergang der Welt zu verhindern.

Wenigstens sind die Bergsons darauf gut vorbereitet. Denn statt normalen Hobbys widmen sich die Familienmitglieder dem Training mit Schwert oder Bogen, erproben sich im Faustkampf oder lernen Zaubersprüche. Das ist auch nötig, um die Fäulnis zu bezwingen. Dabei handelt es sich um eine uralte Macht, die Lebewesen in Monster verwandelt und alles zu verschlingen droht.

Wer die Umgebung zu seinen Gunsten einsetzt, hat in Kämpfen oft Vorteile. Schießt ihr beispielsweise auf explodierende Pflanzen, nehmen die Gegner durch die Explosion ebenfalls Schaden. Wer die Umgebung zu seinen Gunsten einsetzt, hat in Kämpfen oft Vorteile. Schießt ihr beispielsweise auf explodierende Pflanzen, nehmen die Gegner durch die Explosion ebenfalls Schaden.

Die Geister die ich rief

Ihr müsst nun die Kontrolle über die Mitglieder der Familie übernehmen und euch aus isometrischer Sicht durch bezaubernd schöne, prozedural generierte Pixel-Dungeons zwischen Höhlen, Wüstenstädten und Wäldern schnetzeln. Das Ziel: drei Naturgeister befreien und mit ihrer Hilfe den Oberbösewicht Ou, der es sich auf dem namensgebenden Berg Morta gemütlich gemacht hat, zur Strecke bringen. So weit, so bekannt. Aber die Stärken von Children of Morta stecken im Detail.

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Zu Beginn wirkt das Spiel wie ein Roguelite nach Schema F. Ihr übernehmt zuerst die Kontrolle über Vater John, der mit Schwert und Schild um sich schlägt und bei einem Schrein nach dem Rechten sehen soll. Was dabei direkt auffällt: Die etwas behäbige Steuerung, die gerade in hektischen Momenten etwas präziser reagieren könnte. Und davon gibt es in Children of Morta genug.

Nicht nur, dass die unterschiedlichen Gegnertypen von simplen Schlangen über unsichtbare Assassinen bis zu mächtigen Bossgegnern enorm vielfältig sind, sie sind auch immer in der Überzahl. Ein nettes Gimmick: Die in der Spielwelt verteilten Fallen wie explodierende Pflanzen schaden auch euren Gegnern. Wer seine Umgebung nutzt, macht sich das Leben also definitiv leichter.

Jeder der sechs spielbaren Charaktere hat eigene Fertigkeiten und Fähigkeiten, die einem bestimmten Spielstil angepasst sind. Jeder der sechs spielbaren Charaktere hat eigene Fertigkeiten und Fähigkeiten, die einem bestimmten Spielstil angepasst sind.

Dennoch fällt es oft schwer, die hervorragend ausgeleuchtete und wirklich enorm detaillierte Spielwelt sowie die butterweichen Animationen wirklich zu genießen - besonders wenn der Zufallsgenerator wieder zu viele mächtige Gegner auf einen Haufen gespuckt hat. Dann ist der gerade erst gestartete Lauf dank nur eines Schwierigkeitsgrads oft schneller zu Ende, als einem lieb ist.

Zusammen sind wir stark

Wie es sich für ein Roguelite gehört, ist das nicht weiter tragisch, denn der Charakterfortschritt überträgt sich von Lauf zu Lauf. Durch das Erlegen von Gegnern erhaltet ihr Fertigkeitspunkte, die ihr unter anderem in die Stärke eurer sekundären Attacke investieren könnt. John kann beispielsweise magische Schwertprojektile vom Himmel regnen lassen.

Jeder investierte Fertigkeitspunkt steigert zudem eure Fertigkeitsstufe, quasi euer Level. Das Besondere: An bestimmten Punkten schaltet ihr passive Fähigkeiten frei, die sich auf die gesamte Familie auswirken, beispielsweise einen Bonus auf Ausweichen oder Lebensenergie. Mit dieser Mechanik ermutigt euch Children of Morta, auch die anderen Charaktere anzuspielen. Die schaltet ihr im Laufe der emotionalen Story frei, die euch im Anwesen der Familie zwischen den Läufen erstaunlich tiefe Einblicke in das Leben der Charaktere bietet.

In Children of Morta mangelt es nicht an Lichtquellen, die das Geschehen stimmig ausleuchten und viel zur Atmosphäre beitragen. In Children of Morta mangelt es nicht an Lichtquellen, die das Geschehen stimmig ausleuchten und viel zur Atmosphäre beitragen.

Mangelndes Selbstwertgefühl, der Zwiespalt zwischen einem friedvollen Leben und notwendiger Gewalt, verlorene Söhne, die nach Hause zurückkehren: In jeder Zwischensequenz, die von einem exzellenten Erzähler mit sonorem Bariton untermalt wird, erfahrt ihr mehr über die Familiengeschichte und knüpft engere Bande zu den Protagonisten. Manchmal wird diese Immersion allerdings durch kleinere Logikfehlerchen gebrochen - auf die wir hier aus Spoilergründen nicht im Detail eingehen wollen.

Die Qual der Wahl

Die Figuren zeichnen sich nicht nur durch eine eigene Persönlichkeit, sondern auch unterschiedliche Spielstile aus. John ist beispielsweise ein guter Allrounder, während der jüngste Sohn Kevin mit jedem Treffer seiner Dolche mehr Angriffsgeschwindigkeit aufbaut, die aber nach wenigen Sekunden Inaktivität wieder abebbt. Töchterchen Lucy kann ihre Feuerbälle nur aus dem Stehen schleudern, dafür werden diese mit jedem Abfeuern mächtiger und fliegen schneller.

Und Cousin Joey ist so wuchtig, dass er selbst beim Ausweichen Schaden verursacht. All das erklärt euch das Spiel in knackigen Tooltips. Auf dem Papier klingt das nach gut ausbalancierten Pros und Kontras. In der Praxis haben die wendigeren Charaktere wie Lucy und Kevin in den großen Gegnermassen oft Vorteile. Hier hätte etwas mehr Feinschliff gutgetan.

Das Action-RPG erzählt seine Geschichten nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch in unerwarteten Momenten wie diesen – ein toller Weg, um Spieler bei der Stange zu halten und das Hack’n’Slay-Gameplay aufzulockern. Das Action-RPG erzählt seine Geschichten nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch in unerwarteten Momenten wie diesen – ein toller Weg, um Spieler bei der Stange zu halten und das Hack’n’Slay-Gameplay aufzulockern.

Ähnlich verhält es sich mit den göttlichen Gefallen (passive Buffs wie mehr Schaden bei geringer Lebensenergie) und göttlichen Reliquien (besonders mächtigen Fähigkeiten mit langem Cooldown) die ihr auf euren Abenteuern für den jeweiligen Lauf aufsammeln könnt. Die richtige Zusammensetzung verschafft euch einen Vorteil im Kampf, mit Pech macht die Zufallsgenerierung euren aktuellen Run aber unmöglich, weil man die falschen Buffs bekommt und die Gegner trotzdem nicht weniger werden.

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Segnet ihr das Zeitliche, bekommt ihr ein weiteres kleines Intermezzo aus dem Familienalltag im Haus der Bergsons serviert und dürft für das von Gegnern erbeutete Gold charakterübergreifend Attribute wie Lebensenergie und Ausweichwahrscheinlichkeit verbessern. Aufgrund geringer Ladezeiten und flottem Spielfluss fallen diese Auszeiten aber nicht weiter ins Gewicht. Vor allem, weil es bei jedem Durchgang Neues zu entdecken gibt.

Ob ihr dem Sterndeuter und seinem Sohn helft, Arenen mit Gegnerwellenherausforderungen bewältigt oder Tagebücher eurer Vorfahren wälzt: Children of Morta schafft es auf bemerkenswerte Art, seine wunderschöne, toll animierte Spielwelt an jeder Ecke mit kleinen Geschichten zum Leben zu erwecken. Und diese kleinen Geschichten sind es, die dieses Action-RPG so besonders machen.

Children of Morta - Gameplay-Trailer zeigt HacknSlash zwischen Liebe und Abenteuer Video starten 1:26 Children of Morta - Gameplay-Trailer zeigt Hack'n'Slash zwischen Liebe und Abenteuer

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