Für wen lohnt sich das neue Call of Duty? Oberflächlich betrachtet ist das keine sonderlich schwierige Frage: Entweder man mag schnelle, chaotische und verschwitze Matches oder eben nicht. Und auch bei Black Ops 6 ändert sich daran eigentlich grundlegend nichts.
Mögt ihr Run&Gun und knackige Arcade-Ballerei? Dann könnt ihr hier zugreifen. Seid ihr eher taktisch, methodisch oder realistisch unterwegs? Dann wärt ihr auch 2024 definitiv besser bei Hunt: Showdown 1896, Rainbow Six Siege oder Squad aufgehoben.
Hundert Prozent oldschool
Black Ops 6 ist in vielerlei Hinsicht ein Destillat aus einer alten CoD-Formel, die einst der Black-Ops-Serie zu Multiplayer-Ruhm verholfen hat und gibt sich ganz bewusst puristisch.
Es gibt hier keine großen Spielmodi mit Vehikeln im Battlefield-Stil für 64 Leute oder andere Experimente. Stattdessen poliert Entwickler Treyarch sehr gezielt die 6v6-Ballereien auf kompakten Maps auf absoluten Hochglanz.
Die Karten sind eher klein, bieten ein traditionelles Layout mit drei zentralen Laufwegen. Es gibt die klassische Minimap, auf der Spieler als rote Punkte aufleuchten, wenn sie schießen. Loadouts werden weitgehend traditionell zusammengestellt und verzichten auf komplexe Spielereien wie das taktische Klamottensystem mit Westen, Stiefeln und Co. aus Modern Warfare 3.
Kurzum: Alles an Black Ops 6 schreit mir förmlich entgegen »Das hier ist oldschool CoD, erwarte hier bloß keine Innovation«. Macht das Spaß? Aber sowas von! Schaut euch das mal an:
Gunplay der Oberliga
Abgesehen von behutsamen Detailverbesserungen, wie dem Omnimovement (man kann jetzt in jede Richtung sprinten) und hollywoodreifen Hechtsprüngen, spielt sich Black Ops 6 sehr geradlinig und sauber.
Und das meine ich im absolut positiven Sinne: Die Steuerung ist direkt und präzise, die Maps sind gut lesbar und das Trefferfeedback phänomenal. Die Waffen fühlen sich mächtig an und jeder Kill ist nachvollziehbar und äußerst befriedigend. Das gilt auch beim Movement: Rutschen, Zielen, Rennen, Hinwerfen – alles hier fühlt sich butterweich und gut geölt an.
Durch die ganz leicht erhöhte Time to Kill hat man in den meisten Situationen zudem noch die Chance, unter Beschuss schnell zu reagieren und trotzdem wirken die Waffen nicht schwach. So ein fein austariertes Gunplay gibt es auf dem Shooter-Markt höchstens alle paar Jahre und das neue CoD spielt definitiv in der Oberliga.
Wo geht’s hier zur Innovation?
Trotzdem weiß ich nicht, ob mich Black Ops 6 nach Release besonders lang bei der Stange halten wird. Denn gutes Gunplay ist zwar in Shootern schon die halbe Miete, woran es aber am Ende wirklich mangeln wird, sind neue Ideen und Abwechslung.
Selbst bei einem Lineup von 12 neuen Maps könnte es diesmal schnell öde werden, immer wieder Domination oder Team Deathmatch zu spielen und mein Arsenal hochzuleveln.
Ja, es fühlt sich natürlich schon toll an, eine hohe Scorestreak zu erreichen und zur Belohnung Raketen auf das Gegnerteam regnen zu lassen. Aber mal ehrlich: frisch und neu ist all das nicht.
Wo zum Beispiel Modern Warfare 2 mit seinen komplexen Waffenplattformen und nie dagewesenem Tuning ein Statement setzte oder wo CoD Vanguard Schlachtfeld-Feeling mit großen 20v20-Runden aufzubauen versuchte, prangt bei Black Ops 6 noch ein großes Fragezeichen. Was zeichnet speziell dieses CoD nun ganz genau aus? Auch nach 20 Stunden in der Beta habe ich darauf keine konkrete Antwort.
Setting? Welches Setting?
Da hilft es auch nicht sonderlich, dass Black Ops 6 im Multiplayer jedwede visuelle Identität fehlt und Waffen, Operator und Schauplätze absolut wild zusammengewürfelt wirken! Schon in der Beta hüpfen Cyborgs und Zombie-Krieger mit futuristischen Knarren im Jahr 1991 über eine irakische Raketenbasis – von einem kohärenten Szenario kann da schon längst keine Rede mehr sein.
Das ist doppelt schade, weil die Singleplayer-Kampagne wohl wieder eine zum Schneiden dichte Agenten-Stimmung aufbauen will, die den Zeitgeist (wie auch schon in Black Ops Cold War) toll einfängt. Der Trailer stimmt schon darauf ein:
Klar, Call of Duty war noch nie realistisch, insbesondere nicht im Multiplayer. Doch lange Zeit hielt ein übergreifendes Thema die Online-Gefechte zumindest visuell zusammen.
Aber inzwischen scheint beim Setting absolut nichts mehr heilig zu sein, wie man gut an den bizarren Crossovern (The Boys, Diablo, Gundam & Co.) sehen kann.
Sicher ist: Black Ops 6 wird ab dem ersten Release-Tag voll aufdrehen und seinen Shop mit den wildesten Skins vollstopfen. Vom Irakkrieg oder verdeckten CIA-Operationen fehlt da ganz schnell jede Spur.
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