Mal angenommen, ihr wärt Bürgermeister einer Kleinstadt. Eines Tages liegt ein Scheck über 50 Millionen Euro im Briefkasten - mit freundlichen Grüßen: Ihre Bundesregierung. Zurückzahlen müsst ihr das Geld nicht. Und das Beste: Mit großer Wahrscheinlichkeit bekommt ihr ab sofort jedes Jahr solch einen Scheck - breathtaking!
Was tut ihr?
Möglicherweise würdet ihr die marode Grundschule sanieren, einen neuen Radweg bauen und den Marktplatz frisch pflastern lassen. Und natürlich: 100 Mbit für alle! Vom unverhofften Geldsegen würden die Handwerker und Firmen vor Ort profitieren: Mitarbeiter und Azubis werden eingestellt, komplett neue Firmen entstehen. Eure Kleinstadt zieht Fachkräfte an, junge Familien lassen sich nieder, die Gewerbesteuer sprudelt.
Einen ähnlichen Urknall erhoffen sich deutsche Spielestudios von der staatlichen Computerspiele-Förderung. Für 2019 sind erstmals 50 Millionen Euro eingeplant - ausbezahlt ist davon bislang noch nix, aber bis Weihnachten sind's ja noch vier Monate. Ärgerlicher aus Sicht der Branche: Anders als erhofft, fehlt das Geld bislang im Haushalts-Entwurf für 2020. Der für Spiele zuständige Verkehrsminister (Andreas Scheuer, CSU) und der Finanzminister (Olaf Scholz, SPD) machen den jeweils anderen für die Misere verantwortlich.
Wie auch immer: Wenn man den gamescom-Beteuerungen führender Politiker trauen darf, dann werden die Millionen doch noch für die kommenden Jahre bewilligt. Sicher ist das allerdings nicht.
Die Autorin
Petra Fröhlich (45) war über 22 Jahre durchgehend Bestandteil der Redaktion von PC Games - von 2000 bis 2014 im Amt der Chefredakteurin. Im Juli 2016 startete sie das Nachrichtenmagazin GamesWirtschaft.de, inzwischen eines der führenden deutschsprachigen B2B-Angebote mit Schwerpunkt Computerspiele. Für GameStar Plus schreibt sie in ihrer Kolumnenserie #entwicklungsland regelmäßig über Wohl und Wehe der deutschen und internationalen Spielebranche.
Deutschlands Entwickler hoffen, dass sie dank der Förderung künftig mit anderen Ländern mithalten können, die deutlich mehr internationale Hits hervorbringen - die Kanadier, die Schweden, die Franzosen. Die dortigen Regierungen unterstützen die Studios mit Steuerrabatten und anderweitigen Subventionen.
Jahrelang wurde gefordert, demnächst wird gefördert. Dass sich die Studios auf das Geld freuen, liegt nahe. Doch was würde das eigentlich konkret für euch als Spieler bedeuten? Genau diese Frage ich vor und während der gamescom Dutzenden Entwicklern, Gründern und Managern gestellt. Hier die Top 10 der Antworten:
Grund #1: Bessere Spiele, höhere Qualität
Spiele-Entwicklung kostet Zeit - und Zeit bedeutet: Geld. Gaming-Minds-Chef Daniel Dumont sagt ganz offen: Wenn alles nach Plan läuft, kann sein Gütersloher Studio das Strategiespiel Port Royale 4 (wurde auf der gamescom angekündigt) auch ganz ohne Förderung bauen. Aber: Sollte das staatliche Geld fließen, könnte er nicht nur zeitraubende Aufgaben extern erledigen lassen.
Beta-Tests ließen sich zeitlich großzügiger planen - und zur Not wäre sogar eine Verschiebung des anvisierten Termins kein Beinbruch, was ja schon im Falle von Tropico 6 und Anno 1800 zu letztlich besseren Spielen geführt hat. Die Games-Förderung nimmt also den Kesseldruck und sorgt für mehr Luft im Bereich Qualitätssicherung.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.