Ich liebe Ritterturniere! Wirklich, jedes Jahr freue ich mich darauf, diese wundervollen Veranstaltungen zu besuchen. Ich putze mich dann richtig raus, schlüpf in meine hohen Lederstiefel, werf mir eine Kutte über und mach mich auf meinem treuen Ross auf den Weg, um ein paar Stunden der modernen Welt zu entfliehen. Das treue Ross heißt übrigens Fiat 500.
Natürlich haben die heutigen Mittelaltermärkte und Ritterturniere nicht viel mit dem gemeinsam, wie sie im Mittelalter tatsächlich stattfanden. Die schwärmerische verklärte Version davon aber selbst zu erleben, lässt mich trotzdem frohlocken. Etwas akkurater könnten da die Turniere in Crusader Kings 3 werden, die mit dem kürzlich angekündigten DLC Einzug halten.
Und auch hier freue ich mich wie ein junger Rittersmann, dem die holde Dame der Burg gerade ihre Gunst erwies. Denn was Paradox da gerade zusammenbraut, klingt wie der Turnier- und Reise-DLC, den ich mir immer gewünscht habe. Um so ärgerlicher, dass er zur falschen Zeit kommt.
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Crusader Kings 3: Die neue Erweiterung zeigt im Trailer ihre Reisen und Turniere
Ein lebendiges Mittelalter
Ich will diesen DLC gar nicht abschreiben. Ich bin mir sicher, dass ich ihn sehr genießen werde. Immerhin steckt da viel von dem drin, was ich mir für Crusader Kings 3 wünsche. Die ausführlicheren Turniere und Jagdausflüge sind da nur der Anfang.
Auch wenn es mir schon jetzt eine diebische Freude bereitet, mir vorzustellen, wie ich mich auf die jahrelange Suche nach einem gewaltigen Wildschwein begebe oder meinen nur an Gedichten und Liedern interessierten Erben zum Tjost schicke, damit aus dem Burschen noch ein echter Mann wird. Darauf ein Cervisia. Rülps. Wo ist meine Krone?
Fast noch wichtiger erscheint mir aber, dass mit Tours and Tournaments neben Hochzeiten, Turnieren oder Ausflügen eben auch die Wege zu diesen Happenings wichtig werden. Mir erschien es immer wie eine verpasste Gelegenheit, dass CK3 den Aufenthaltsort meines Herrschers nie hervorhob. Selbst wenn ich mich auf Pilgerreise nach Jerusalem begab, wusste ich nie, wo sich König Schnauzbart gerade eigentlich verlaufen hat.
Bald habe ich dieses Problem nicht mehr. Ausflüge vor die schützenden Mauern können ein echtes Risiko sein und die Welt abseits des Königshofs wird direkt viel greifbarer. Wunderbar!
Ja, aber nicht jetzt
Ich will auf diesen DLC nicht verzichten - zumindest klingt er vielversprechend. Doch Paradox setzt trotzdem mit Tours and Tournaments gerade die falschen Schwerpunkte. Eigentlich muss CK3 gerade nämlich endlich an anderer Stelle auftrumpfen.
Paradox weiß natürlich, warum dieses Spiel so erfolgreich ist und gerade bei neuen Spielerinnen und Spielern großen Anklang findet. Eben, weil es sich deutlich stärker auf die Lebensgeschichten der handelnden Charaktere konzentriert als auf komplexe Reichsverwaltung. Drama, Verrat, Intrigen, Romanzen und peinliche Unfälle. Crusader Kings 3 ist schon ein wenig das Skandalblatt unter den Paradox-Spielen. Das mein ich ganz wertungsfrei, immerhin habe auch ich mit CK3 deutlich mehr Spaß als mit Victoria 3.
Aber Paradox sollte trotzdem aufpassen, dass sich die Wage hält. Es geht auch bei Crusader Kings 3 nicht immer nur um Charaktere oder Rollenspiel. Die Fans brauchen auch einen spielerischen Unterbau, um langfristig am Ball zu bleiben. Und genau hier hat CK3 noch Nachholbedarf.
Drei Jahre Rollenspiel
Das Strategiespiel wird dieses Jahr drei Jahre alt und hat sich im DLC-Bereich weitestgehend auf kleine Flavor-Packs und Rollenspiel-Addons konzentriert. Schon Royal Court war eine Erweiterung, die der Welt zwar etwas mehr Leben einhauchte und neue Drama-Möglichkeiten einführte - aber es ist eben auch eine Erweiterung, derer viele Leute da draußen irgendwann überdrüssig wurden.
Irgendwann hat man einfach jedes Ereignis am Königshof durchgespielt und jede Entscheidung einmal gefällt. Spielerisch bot die Erweiterung nämlich kaum größere Neuerungen. Na gut, dem Kultur-System wurde gemeinsam mit einem großen Update immerhin ein wenig auf die Sprünge geholfen.
Nur gibt es noch so viele andere Bereiche, denen strategischer Mehrwert guttun würde. Sei es ein größerer Fokus auf Handel oder auch eine Überarbeitung davon, wie Kriege in CK3 genau ablaufen. Das mögen eher trockene Disziplinen sein, auf die ein Spiel über Reichsverwaltung aber einfach ebenso setzen sollte wie auf zwischenmenschliches Drama.
Ganz zu schweigen davon, dass viele Regionen in CK3 noch unterentwickelt sind. Die arabische Welt, der ferne Osten, Afrika. All diese Gebiete lohnen sich für mich bislang einfach nicht, da sie sich im Vergleich zu Europa schlicht nicht genug abheben.
Crusader Kings 3 bietet ein fantastisches Fundament - gerade dann, wenn man sich an CK2 noch nicht satt gespielt hat. Aber momentan fühlt es sich an, als würde Paradox dieses Fundament immer weiter verbreitern, statt darauf ein Bollwerk zu errichten.
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