Cyberpunk 2077 als Netflix-Serie: Wie gut ist Edgerunners? Spoilerfreie Kritik

Der Cyberpunk-Anime ist ab sofort bei Netflix verfügbar. Wir verraten euch, für wen sich die Serie lohnt und wer wahrscheinlich mit vielen Fragezeichen zurückbleibt.

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Gleich zum Start eine gute Nachricht: Auch, wenn ihr Anime normalerweise nicht mögt, könnte euch die neue Netflix-Serie zu Cyberpunk 2077 richtig gut gefallen. Sie ist nämlich sehr viel näher an der Spielvorlage als an typischen japanischen Animationsserien. Wir haben uns in Rekordgeschwindigkeit die ersten fünf Folgen angeschaut und verraten euch in der spoilerfreien Kritik, wer unbedingt einschalten sollte und wem die Serie gnadenlos das Cyberdeck überladen wird.

Cyberpunk: Edgerunners - Neuer NSFW-Trailer geizt nicht mit Blut und nackten Tatsachen Video starten 2:17 Cyberpunk: Edgerunners - Neuer NSFW-Trailer geizt nicht mit Blut und nackten Tatsachen

Worum geht’s in Edgerunners?

Hauptfigur David sieht exakt aus wie eine jüngere Version von V, ist aber ein neuer Protagonist. Er stammt aus dem verarmten Bezirk Santo Domingo, hat es aber dank seiner aufopfernden Mutter an die Arasaka Academy geschafft - auch, wenn er zwischen den Elitestudenten heraussticht wie ein Maelstrom in der Oper.

Nachdem David einen Mitschüler zusammenschlägt, wird er der Akademie verwiesen und steht vor dem gleichen Problem wie V im Spiel: Wie zum Cyberpsycho soll er an genug Eddies kommen, um Miete und Medikamente zu bezahlen? Zufällig trifft er auf Lucy, eine Netrunnerin, die nicht nur Arasaka-Angestellte beklaut, sondern auch mit einer Gruppe von Söldnern, den Cyberpunks, zusammenarbeitet. David will sich der Gang beweisen - auch wenn er dafür ständig sein Leben riskieren muss.

Das Hacking-Interface dürfte Cyberpunk-Spielern nur allzu bekannt vorkommen. Das Hacking-Interface dürfte Cyberpunk-Spielern nur allzu bekannt vorkommen.

Wie gut gefällt uns Cyberpunk 2077 als Anime?

Es ist beeindruckend, wie nah die Serie an der Spielvorlage bleibt: Night City sieht in 2D genauso aus wie die Version, die ihr in Cyberpunk 2077 erkundet habt. Das geht so weit, dass teilweise die exakt gleichen Schauplätze auftauchen - etwa Vs Apartment, das Afterlife, Corpo Plaza und so weiter. Einerseits ist es cool, solche Orte wiederzuerkennen, aber nach einer Weile wirkt es ein bisschen fantasielos. Es hätte zum Beispiel nicht unbedingt genau das gleiche Maelstrom-Versteck sein müssen, in dem später V und Jackie auf Dum-Dum und Royce treffen, inklusive der gleichen Couch.

Auch an anderen Stellen schreibt die Serie bei den Hausaufgaben von Cyberpunk 2077 ab und gibt sich keine Mühe, das zu verschleiern. Ihr werdet etwa große Teile des Soundtracks wiedererkennen, genauso Davids Klingelton, die Ampelansagen (»Walk - Walk - Don’t Walk«) und die Geräusche der Schusswaffen. Und ja, es gibt selbstverständlich wieder viel Gewalt und viel Nacktheit, teilweise sehr explizit. Allerdings habt ihr in Cyberpunk 2077 definitiv mehr Sex gesehen als in der Serie.

Und auch Teile der Geschichte wirken recht vertraut, was wir aus Spoilergründen hier nicht weiter ausführen wollen, ihr werdet aber garantiert nach den ersten zwei Folgen wissen, was wir meinen. Zum Glück setzt Edgerunners aber auch ein paar eigene Akzente, etwa die Charaktere. David selbst hat uns dabei am wenigsten interessiert, wobei es natürlich Geschmackssache ist, ob man den Typ »Rebellischer Teenager-Außenseiter« schätzt oder nervig findet. Dafür hat er mit Lucy eine faszinierende Begleitung an seiner Seite, die uns immer wieder Rätsel aufgibt und mit raffinierten Schachzügen überrascht.

Auch der Rest der Crew ist uns schnell ans Herz gewachsen, vielleicht mit Ausnahme des schmierigen Pilar. Den Sprechern gebührt hierfür definitiv Lob - sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch sind sämtliche Hauptfiguren wirklich gut vertont. Teils sind sehr bekannte Stimmen nach Night City gereist, etwa Giancarlo Esposito (The Mandalorian, The Boys) und Matt Mercer (Critical Role).

Der mysteriöse Fixer Faraday wird von Giancarlo Esposito gewohnt fantastisch vertont. Der mysteriöse Fixer Faraday wird von Giancarlo Esposito gewohnt fantastisch vertont.

Zwei Dinge macht Edgerunners richtig gut: Die Story schreitet zügig voran, zumindest in der ersten Serienhälfte fühlt sich keine Folge unnötig an, in jeder Episode warten gleich mehrere wichtige Momente auf uns. Das hohe Tempo hat natürlich seinen Preis, Verschnaufpausen gibt es nur selten, aber trotzdem wirkt die Geschichte nicht übertrieben gehetzt. 

Und noch viel wichtiger: Edgerunners vermittelt hervorragend, was für ein dreckiger, brutaler und gnadenloser Moloch Night City ist. Stellenweise gelingt das der Serie sogar besser als Cyberpunk 2077, das manchmal überraschend sonnig und humorvoll wirkte. Ist Edgerunners also Pflichtprogramm für Cyberpunk-Fans? Ja, aber bevor ihr die Braindance-Sequenz startet, lest unbedingt noch den nächsten Abschnitt.

Für wen eignet sich die Serie, für wen nicht?

Die Zielgruppe, die Edgerunners auf jeden Fall auf die Watchlist setzen sollte, ist schnell erklärt: Wenn euch das Setting und die Stimmung von Cyberpunk 2077 gefallen hat und ihr mehr davon wollt, dann ist die Serie genau richtig für euch. Ob ihr euch für zehn Folgen zu je etwa 20 Minuten extra ein Netflix-Abo holen solltet, müsst ihr selbst entscheiden, aber wenn ihr den Service eh schon nutzt, schaltet auf jeden Fall mal ein!

Arasaka löst bei euch Bluthochdruck aus? Sehr gut, dann seid ihr für Edgerunners bestens gerüstet. Arasaka löst bei euch Bluthochdruck aus? Sehr gut, dann seid ihr für Edgerunners bestens gerüstet.

Anders sieht die Sache aus, wenn ihr Cyberpunk 2077 nicht oder nur kurz gespielt habt. Denn Edgerunners hält sich keine Sekunde mit Erklärungen der Lore auf, sondern setzt voraus, dass ihr mit vielen Begriffen schon was anfangen könnt. Wir haben einen kleinen Selbsttest für euch. Versteht ihr folgende Sätze?

  • Die Netrunnerin hat sich ein neues Cyberdeck für 6.000 Eddies besorgt, mit dem hochstufige Quickhacks noch schneller durchlaufen.
  • Trauma Team hat meinen Choom nach einer Drive-By-Schießerei liegen lassen. War nicht hoch genug versichert.
  • Niemand vertickt so heftige XBDs wie Jimmy Kurosaki. Er bietet sogar individuelle Cuts an!

Wenn ja, Glückwunsch, ihr könnt bedenkenlos einschalten. Wenn nicht, dann werdet ihr einige wichtige Ereignisse in Edgerunners nicht verstehen und vermutlich wird euch die Geschichte nicht allzu sehr packen. Aber keine Sorge, ihr müsst jetzt nicht extra Cyberpunk 2077 spielen, wenn ihr die Serie gucken wollt. Wir haben genau die richtige Übersicht für euch, mit der ihr die Geheimnisse von Night City lüftet:

Auf der offiziellen Webseite von Cyberpunk findet ihr außerdem ein Glossar mit den wichtigsten Schlagwörtern.

Edgerunners ist nicht nur auf die Serie selbst beschränkt. Auch im neuen Spiel-Update 1.6 stecken Inhalte aus dem neuen Ableger. Wir haben natürlich alle Infos zum aktuellen Cyberpunk-Patch und zur frisch angekündigten Erweiterung Phantom Liberty.

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