Seite 3: Die Zukunft von Blizzard - Quo Vadis, Blizzard?

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Endgame gegen Free2Play

Die wichtigste permanente Einnahmequelle für das Studio bleibt aber World of Warcraft. Dass Warlords of Draenor vorrangig Endgame-Inhalte bringt, zeigt: Blizzard hat die Hoffnung aufgegeben, neue Spieler anzulocken - die spielen eh alle Free2Play. Also konzentriert man sich lieber darauf, die Veteranen zu halten oder verlorene Spieler zurückzuholen. Letztere müssen dann schnellstmöglich ins Endgame geschleust und damit gebunden werden, bevor sie wieder verschwinden - womöglich auf Nimmerwiedersehen.

Um Zugangshürden abzubauen, haben die Entwickler WoW über die Jahre hinweg vereinfacht, etwa das Talent- und das Beutesystem. Dank dem Raid-Finder können auch Wenigspieler ohne Gilde hochstufige Dungeons erleben. Und mit Warlords of Draenor lässt sich ein Charakter - egal, welcher Stufe - direkt zum 90er-Helden befördern, damit man sofort den neuen Kontinent erkunden kann. Zudem prüft Blizzard die Möglichkeit, 90er-Beförderungen gegen Echtgeld zu verkaufen. Auch das wäre eine zusätzliche Einnahmequelle.

Über sieben Jahre nach der Ankündigung präsentierte Blizzard nun erste Konzeptbilder zum Warcraft-Film. Über sieben Jahre nach der Ankündigung präsentierte Blizzard nun erste Konzeptbilder zum Warcraft-Film.

Damit bringt Blizzard zwar die Veteranen auf die Palme, die sich ihren Fortschritt erarbeitet haben. Irgendwen stoßen die Entwickler aber immer vor den Kopf, und im Zweifel sind es eben ausgerechnet jene, die seit Jahren ihre Abo-Gebühr zahlen. Denn die werden das wahrscheinlich auch weiterhin tun.

Und wenn Blizzard WoW dann doch mal auf Free2Play umstellt, stürmen dank der Vereinfachung auch Neulinge ruckzuck in die Endgame-Gebiete - die ihnen Blizzard dann wie bei Der Herr der Ringe Online einzeln verkaufen könnte. So würde der Gratis-Umbruch die Lebensdauer des Azeroth-Abenteuers nochmals verlängern - bis Titan dann vielleicht doch erscheint oder Blizzard andere Geldquellen erschließt.

Zu lange ausgeruht

Nun gut, Zeit für ein Fazit. Blizzard hat sich zu lange auf dem Goldesel World of Warcraft ausgeruht. Hat die Arbeit an Diablo 3 und Starcraft 2 sträflich verschleppt, hat den Verfall des PC-Marktes unterschätzt, hat den Free2Play-Trend verpennt. Erst jetzt versuchen sie, mit Hearthstone und Heroes of the Storm einen Fuß in die Gratistür zu bekommen.

Erst jetzt strecken sie mit der Konsolenversion von Diablo 3 und der iPhone- sowie iPad-Fassung von Hearthstone zaghaft die Finger nach anderen Plattformen aus - auch den Boom des Mobile-Marktes hat Blizzard bislang verschlafen.

Das Paradebeispiel für die Versäumnisse der Kalifornier heißt allerdings: Dota 2. Nach allen Gesetzes der Branche hätte Blizzard dieses Spiel entwickeln müssen. Denn das ursprüngliche Defense of the Ancients erschien als Mod für Warcraft 3, die Millionen Dota-Spieler sind zugleich Blizzard-Fans. Doch wer hat die Idee, einen Nachfolger zu entwerfen? Valve!

Erst nach dessen Dota 2-Ankündigung wittert Blizzard die vertane Chance und bemüht ein Gerichtsverfahren um die Namensrechte an Dota - als ob ein Entwickler die Rechte an einer Mod für eines seiner Spiele besäße! Valve und Blizzard einigen sich schließlich außergerichtlich: Dota 2 darf Dota 2 heißen, Blizzard den Namen Dota nur nicht-kommerziell nutzen.

Um zumindest ein Stück vom Heldenhatz-Kuchen - um den ja auch League of Legends, Heroes of Newerth & Co kämpfen - abzubekommen, stricken die Kalifornier Blizzard Dota, das nun Heroes of the Storm heißt und mit seinem erhöhten Spieltempo vor allem Gelegenheitsspieler ansprechen soll.

Die Welten sind Trumpf

Überhaupt hat Valve Blizzard geradezu vorgeführt, wenn es darum geht, sich als ehemals reiner PC-Entwickler neu aufzustellen. So betreibt Blizzard zwar bereits seit 1996, seit dem ersten Starcraft eine spiele-übergreifende Online-Plattform: das Battlenet. Auf die Idee, dieses Pionier-Netzwerk zum digitalen Vertrieb zu nutzen, kommt Blizzard aber erst 2010 - da hat Valve mit Steam längst rechts überholt.

Blizzard größter Trumpf sind seine beliebten Spiele-Universen, und deren Fans, die sich auf der Blizzcon wieder in Cosplay-Schale warfen. Blizzard größter Trumpf sind seine beliebten Spiele-Universen, und deren Fans, die sich auf der Blizzcon wieder in Cosplay-Schale warfen.

Nun planen Gabe Newell & Co. mit den Steam Machines sogar eine eigene Hardware-Basis, während Blizzard weiter mit seinen eigenen Versäumnissen hadert. Sind die Kalifornier also erledigt? Gütiger Himmel, nein! Denn erstens ist WoW immer noch eines der ertragreichsten Online-Abenteuer. Zweitens hat Blizzard ein gewichtiges Ass im Ärmel: seine beliebten Spiele-Universen Warcraft, Starcraft und Diablo mit ihren Millionen Fans.

Aus diesem reichhaltigem Fundus schöpfen sowohl Heroes of the Storm als auch Hearthstone - und auch der Warcraft-Film, der zwar seit seiner Ankündigung im Mai 2006 (!) wieder und wieder verschoben wurde, nun aber 2016 endlich in die Kinos kommen soll. Nein, Blizzard ist alles andere als erledigt. Aber sein Wandel hat begonnen.

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