Einschüchternd. Das ist das erste Wort, dass einem bei Dirt Rally 2.0 in den Sinn kommt. Mit aufgemotzten Wagen geht es durch enge Gassen und noch engere Kurven. Die Ideallinie führt an Felsen, Wänden und Absperrungen vorbei, die haarscharf geschnitten werden müssen. Denn jede Sekunde zählt. Quatsch, jede Millisekunde!
Also drückt man auf's Gas, wo es irgend geht, egal wie gefährlich nah der Streckenrand vorbei rauscht. Besonders Waldabschnitte flößen Respekt ein. Ein Augenzwinkern im falschen Moment, und es wickelt die Karre mit Hundertfünfzig Sachen um den nächsten Baum. Was hat der Copilot gerade gesagt? Ach verdammt, wir waren abgelenkt.
Eine tiefe Senke, die der Kollege angekündigt hat, schätzen wir falsch ein. Sprung, Aufprall, Schlingern - und deshalb ein Abstecher in den Graben. Es gibt keine Rückspulfunktion, also müssen wir mit dem Fahrfehler leben. Der passiert uns nach acht Minuten unfallfreiem Fahren, kurz vor dem Ziel. Argh!
Simuliertes Rennen, echte Gefühle
Ja, Dirt Rally 2.0 ist unbarmherzig und verzeiht keine Fehler. Es ist kein Arcade-Rennen wie Dirt 4 oder gar Sega Rally. Hier soll akkurat der echte Motorsport abgebildet werden. Das ist wegen der realistisch wirkenden Fahrphysik bereits mit dem Gamepad eine Herausforderung. Wie simulationslastig die Raserei wirklich ist, merkt man aber erst mit einem Lenkrad.
Jede noch so kleine Bewegung wird subtil umgesetzt, wer dosiertes Gegensteuern beherrscht, der zirkelt selbst bei hohen Geschwindigkeiten kontrolliert um die Kurven. Trotzdem ist das Spiel nicht unmöglich schwer. Es bringt lediglich etwas zurück, was vielen Rennspielen der letzten Zeit (vom direkten Vorgänger mal abgesehen) gefehlt hat: Nervenkitzel.
Nicht etwa in Form von Explosionen und Verfolgungsjagden, sondern durch das pure Fahren selbst. In der Realität zählen Rally-Fahrer zu den besten Motorsportlern der Welt. Mit unglaublichen Reflexen reagieren sie auf fahrerische Unwägbarkeiten, etwa auf das Wetter und dessen Auswirkungen. Wer kann schon sagen, ob in der Haarnadelkurve da vorne eine tiefe Schlammpfütze lauert?
Dirt Rally 2.0 transportiert den Reiz des Unberechenbaren, der diese Sportart so spannend macht. Trotz sorgfältiger Ansagen des Copiloten wägt man ständig das Risiko ab. Vollgas durch oder doch lieber langsamer? Das Gefühl den Wagen nach einer waghalsigen Aktion noch zu retten: Unbezahlbar.
Dirt Rally 2.0 - Screenshots ansehen
Diesen Nervenkitzel hat schon der Vorgänger vermittelt. Was also macht die Fortsetzung jetzt neu? Viel Feintuning an der Fahrphysik verspricht Codemasters. Ja, besser steuert sich Dirt Rally 2.0 bei unserem Anspieltermin schon, aber wie akkurat das ist, ist für uns Nicht-Rennfahrer in der kurzen Zeit schwer zu beurteilen.
Neu ist außerdem, dass man nun Reifen wechseln kann. Das hat der Vorgänger noch automatisch getan, aber jetzt wählt man manuell den passenden Typ für die Beschaffenheit des Untergrunds. Eine weitere Ergänzung ist die simulierte Abnutzung einer Strecke. Hat man eine spätere Startposition, muss man über die Furchen und Spuren der Fahrer drüber, die vorher am Tag gefahren sind. Je später man startet, desto ramponierter die Piste.
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