Elite: Dangerous im Test - Planlos im Weltraum

Der Test zu Elite: Dangerous ist noch nicht vorbei. Das Weltraumspiel von David Braben steht schließlich gerade erst am Anfang. Ein erstes Fazit ziehen wir trotzdem: Wieviel Spiel steckt nun in Elite?

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Gleich ist er da, unser großer Moment! Stundenlang sind wir mit unserer kleinen Sidewinder gependelt, haben Frachtaufträge und Kurierflüge angenommen, nebenbei Sterne gescannt, unser mageres Startkapital langsam aufgestockt. Sind neugieren Sicherheitskräften ausgewichen, Piraten entkommen, haben ein paar schwächere sogar weggeschossen. Dann konnten wir ihn endlich einbauen: den Salvenlaser! Leicht schwenkbar montiert, sodass wir nicht mehr wie 1945 mit dem ganzen Flieger zielen müssen, sondern wie 3300: Grobe Richtung reicht, die Zielautomatik erledigt den Rest. Jetzt warten wir nur auf den ersten vorwitzigen Freibeuter, der sich an unser Heck heftet und aus dem Hyperraum holt. Der wird blöd gucken!

Onlinezwang auch im Solomodus
Sie können Elite: Dangerous entweder im Massively-Multiplayer-Modus spielen (offenes Spiel), nur mit einer privaten Gruppe oder solo. Onlinezwang herrscht allerdings immer, da das Universum fortlaufend auf Spieleraktionen reagiert, etwa bei Handelspreisen. Falls Sie Elite ausschließlich mit Freunden spielen wollen, gibt's allerdings einen Dämpfer: Richtige Gruppenspielfunktionen sollen erst im Frühjahr eingebaut werden, momentan können Sie Freunde hinzufügen und universumsweit mit ihnen chatten, aber zum Beispiel keine Kopfgelder teilen.

Warum keine finale Wertung?
Update: Den Test mit Wertung zu Elite: Dangerous gibt es jetzt auf GameStar.de.
Ein Universum, das sich verändert, auf Spieleraktionen reagiert. Eine Rahmenhandlung rund um drei große und zahllose kleine Fraktionen, die wir aktiv stärken oder schwächen können. David Braben hat viel versprochen. Doch das lässt sich nicht in wenigen Tagen testen, daher haben wir nur in Disziplinen Einzelwertungen vergeben, in denen wir auch sicher sein können - weil sie auch schon in den vorherigen Versionen bewertbar waren, etwa Grafik, Sound und Bedienung.

Unser erster Eindruck der finalen Version im Bereich Missionen, Fraktionen und Einflussnahme ist allerdings eher mau. Das Spiel begrüßt einen nicht einmal, in Missionstexten stehen teils noch Platzhalter wie $###AbaStationsName, die »Story« beschränkt sich auf Newsmeldungen über Sklavenaufstände in einem weit entfernten System.

Auf der Plus-Seite gibt's schon ein Beispiel, wie Spieler zusammenarbeiten: Im System Lugh pushen sie gerade eine unbedeutende Fraktion - wer dort eintrudelt, wird von anderen Piloten mit »For Lugh!« begrüßt. Es wird spannend, zu sehen, ob sich dieses System von der Föderation lösen kann, und ob es gar einen Unabhängigkeitskrieg gibt, den Spieler dann weiter beeinflussen können.

Dogfights wie 1985 - super!

Wir müssen nicht lange warten. Kurz vor einer Station versucht eine KI-gesteuerte Cobra Mk. III, uns aus dem Supercruise-Flug zu zerren. Bisher sind wir dann meistens verduftet: Wild rudernd auf den markierten, tanzenden Fluchtvektor zufliegend, und wenn wir ihn lang genug vor unserer Nase halten konnten, war der Abfangversuch gescheitert, unser Schiff gerettet.

Aber mit Fliehen ist jetzt Schluss! Die Cobra reißt uns aus dem Supercruise, aus 20facher Lichtgeschwindigkeit werden schlagartig schlappe 240 Meter pro Sekunde, also gut 860 km/h. Die Cobra taucht an Steuerbord auf. 1985 haben wir selbst noch in so einer gesessen, damals bestand sie aus ein paar weißen Strichen.

Unsere Sidewinder ist auf neun Prozent runter, der Eagle auf elf – da springt die Kanzelscheibe, es qualmt, funkt und wackelt. Unsere Sidewinder ist auf neun Prozent runter, der Eagle auf elf – da springt die Kanzelscheibe, es qualmt, funkt und wackelt.

Doch für Elite-Sentimentalitäten ist keine Zeit, der Pirat hat seine Waffenschächte ausgefahren, wir packen ebenfalls unseren Salvenlaser aus, zusammen mit dem ollen alten Impulslaser. Nehmen Tempo raus, damit wir eine engere Kurve fliegen können. Endlich ist die Cobra vor uns, unser großer Moment da. Weil wir mit einer HOTAS-Kombi fliegen, also mit Flightstick und separatem Schubregler, genießen wir den Moment noch ein bisschen: Das Coolste an einem Flightstick ist ja nicht seine Menge an Buttons - sondern die kleine Schutzkappe über dem sekundären Feuerknopf. Die lassen wir jetzt mit dem Daumen hochschnappen, drücken den dicken Button darunter, und ...

... uns bleibt die Luft weg. Wortwörtlich. Denn das Lebenserhaltungssystem macht die Grätsche, uns bleiben nur ein paar Minuten Sauerstoff. Warum? Weil wir doof sind! Vor lauter Salvenlaser-Gier haben wir beim Einbau die kleine eingeblendete Tabelle ignoriert, die sinngemäß sowas sagt wie »Klar kannst Du mit Deinem neuen Laser schießen - aber dann fehlt halt Energie für so unwichtiges Zeug wie Lebenserhaltung oder Schutzschilde.«

Maus gegen Cobra

Hektisch schalten wir unsere Systeme durch und die Frachtraumversorgung ab (wir haben sowieso nichts geladen), damit der Reaktor genug Saft liefert. Trotz der peinlichen Panne zerlegen wir die Cobra in einem rund zweiminütigen, hochspannenden Dogfight. Eigentlich war sie uns überlegen, aber ihr KI-Pilot hatte nur einen niedrigen Rang - das merkt man in Elite: Dangerous gleich.

Erfahrene Piloten sind unberechenbarer, fliegen auch mal seitlich gedreht in die eine Richtung, während sie in die andere feuern. Das können wir auch, wenn wir die Steuerhilfe abschalten, doch wer's lieber klassisch und einfacher mag, lässt sie an und fliegt sein Raumschiff dann quasi wie ein Flugzeug, nur ohne Schwerkraft. Geht übrigens auch mit Maus und Tastatur oder mit Gamepad prima, braucht dann aber mehr Einarbeitungszeit.

Elite: Dangerous - Screenshots ansehen

Warum wir Ihnen diese Szenen mit Salvenlaser, Stromausfall und Dogfight so ausführlich beschrieben haben? Weil sie symptomatisch ist für Elite: Dangerous. Da ist zum einen der motivierende Schiffsausbau: Weil wir zig verschiedene Strahlen- und Projektilgeschütze, Raketen- und Torpedowerfer, Schilde, Sensoren, Reaktoren und so weiter verbauen können, sparen wir eigentlich immer auf das nächste Upgrade, um es dann gleich im Einsatz auszuprobieren.

Zum anderen zeigt die Szene, wie wenig das neue Elite uns erklärt. Klar, die Tabelle hat uns sanft gewarnt, statt drohend zu blinken oder uns gar nicht erst abheben zu lassen - und das ist auch in Ordnung. Zumal wir den Baufehler ja auch im Einsatz beheben konnten. Aber: Elite Dangerous lässt uns viel zu oft sogar völlig im Dunklen tapsen, was die Zusammenhänge betrifft. Wir wissen zwar meistens, wie etwas funktioniert - aber nicht, warum wir das überhaupt machen sollen.

Die Uhr tickt - immer

Wer Elite: Dangerous bisher gar nicht gespielt hat, steht daher schnell wie der Ochs vorm Berg. Spielbare Tutorials erklären zwar Gefechte, Lande- und Startmanöver sowie das lichtschnelle Supercruisen, lässt einen danach aber schlagartig allein. Zum Beispiel bei den Aufträgen: Die holen wir uns auf Stationen in einem schnöden Text-Auswahlmenü ab. Aufträge, die wir nicht erfüllen können, weil wir etwa zu wenig Laderaum haben, werden zwar angezeigt, sind aber nicht annehmbar.

Trotzdem lauern hier Sackgassen, denn wenn wir einen Frachtauftrag annehmen, kriegen wir die Ladung gleich eingeladen - was dazu führen kann, dass unser Schiff zu schwer für den Sprung ins Zielsystem wird, denn die Missionsbeschreibung zeigt nur die Entfernung und unsere Sprungweite VOR dem Beladen an. Wenn wir dann richtig Pech haben, ist das Zielsystem auch mit Umwegen nicht zu erreichen. Und da wir die Auftragsladung auf einmal und nicht einzeln liefern müssen, ist die Mission schon vergeigt, bevor sie angefangen hat.

Auf der Galaktischen Karte planen wir den Weg zum Zielsystem – längere Strecken auch per Routenfunktion. Farbige, animierte Linien zeigen hier Im- und Exporte der Systeme. Auf der Galaktischen Karte planen wir den Weg zum Zielsystem – längere Strecken auch per Routenfunktion. Farbige, animierte Linien zeigen hier Im- und Exporte der Systeme.

Noch schlimmer: Missionen sind meistens mit Echtzeit-Zeitlimits versehen - und die Uhr läuft auch weiter, wenn wir gar nicht spielen. Das mag bei kurzen Lieferaufträgen noch in Ordnung gehen, doch wer zum Beispiel im X-System Y bestimmte Objekte suchen oder Z Piraten erledigen muss, braucht auch mal ein, zwei Stunden dafür - und wer's in der Zeit nicht schafft, hat nicht nur den Job vergeigt, sondern muss eventuell sogar eine Strafgebühr zahlen! »Mal eben zwischendurch eine Mission fliegen« wird dadurch zum Eiertanz, für eine Elite-Session sollten Sie eher eine Stunde Minimum einplanen.

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