Inflation, ein rückläufiges Konsumverhalten, die immer noch spürbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges und ein geplatzter Milliarden-Deal: Kicki Wallje-Lund, die Vorstandsvorsitzende der Embracer Group, ist während der öffentlichen Hauptversammlung des Unternehmenskonglomerats im September 2023 sichtlich bemüht, bei den anwesenden Investoren trotz multipler Krisen keine Untergangsstimmung aufkommen zu lassen. Da helfen manchmal nur Pathos und ein schiefer Vergleich.
Als Wallje-Lund zu Beginn die schwierige ökonomische Lage einordnet, blendet sie ein Zitat aus »Der Herr der Ringe« ein, als Frodo gegenüber Gandalf bedauert, den Ring je an sich genommen zu haben. »Das tuen alle, die solche Zeiten erleben«, antwortet der weise Zauberer. »Aber es liegt nicht in ihrer Macht, das zu entscheiden. Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist.«
So scheint sich Embracer zu sehen: Vom Schicksal gebeutelt, auserkoren den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, egal wie groß die Verluste auch sein mögen. Dabei ist der schwedische Konzern zu großen Teilen selbst für seine missliche Lage verantwortlich und keine höhere Gewalt – aufmunternde Zitate hin oder her.
Vor gut einem Jahr ergatterte Embracer die bekannte Fantasy-Lizenz für die Werke von J.R.R. Tolkien für rund 380 Millionen Dollar. Zuvor gönnte man sich Studios wie Crystal Dynamics und Eidos Montreal, womit die Rechte an Tomb Raider und Deus Ex in den Norden Europas wanderten. Im GameStar-Podcast sprachen wir mit einem Analysten über die Akquisitionen:
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Damals befand sich Embracer auf dem Weg zu einem der wichtigsten Medienhäuser des Kontinents. Ihr Franchise-Portfolio war mit Videospielen, Comics, Filmen und Brettspielen so prall gefüllt wie Gimlis Bierkrug. Mittlerweile ist der Gerstensaft aber schal geworden.
Für GameStar Plus werfen wir einen Blick hinter die Kulissen: Das ist bei Embracer eigentlich los und so betrifft das schon jetzt Spieler aus aller Welt.
Kehrtwende mit vielen Opfern
Im Mai 2023 scheiterte kurz vor Bekanntgabe der sowieso wenig berauschenden Quartalszahlen von Embracer ein Lizenz-Deal, der angeblich zwei Milliarden US-Dollar über sechs Jahre in die Kassen gespült hätte.
Der Aktienkurs stürzte daraufhin um über 40 Prozent ein. Embracer, die noch 2021 vor Ubisoft das wertvollste Videospiele-Unternehmen Europas waren, taumelten und kündigten weitreichende Umstrukturierungsmaßnahmen an.
Einem Bericht der US-Seite Axios zufolge soll es sich beim Geschäftspartner, der kurzfristig absagte, um die Savvy Group handeln, die von Saudi-Arabien finanziert und kontrolliert wird.
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