Empires Apart im Test - Wackliger Erbe von Age of Empires

Empires Apart will gerne all die Leute bedienen, die sich Multiplayer-Gefechte im Stil von Age of Empires 2 wünschen. Im Test gerät der Klon jedoch ins Stolpern.

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Empires Apart sieht aus wie Age of Empires, ihm fehlt aber der eigene Charme. Empires Apart sieht aus wie Age of Empires, ihm fehlt aber der eigene Charme.

Wir schreiben nicht zum ersten Mal über Empires Apart. Knapp drei Wochen vor Release des Age-of-Empires-Klons haben wir bereits die Closed Beta eingehend geprüft - und diverse Probleme aufgezeigt, die dem großen Ziel des Spiels in die Quere kommen könnten: Empires Apart will all die Leute begeistern, die sich spannende Multiplayer-Gefechte im Stil von Age of Empires wünschen.

Da stellen sich natürlich einige Fragen: Gibt's überhaupt so viele Leute, die Bock auf Age of Empires im PvP haben? Und wenn ja, spielen die nicht ohnehin die Remastered-Fassung des zweiten Teils? Oder die Definitive Edition des ersten? Wie besetzt man eine Nische, die eigentlich gar keine Nische mehr ist?

Im Test zeigt sich, dass Empires Apart auf all diese Fragen keine befriedigenden Antworten findet.

Zum Vergleich: Unser Test von Age of Empires: Definitive Edition

Wie funktioniert Empires Apart?

Wer Age of Empires 2 kennt, der weiß, wie Empires Apart funktioniert. Man wählt zu Beginn eine von sechs mittelalterlichen Fraktion, darunter Franzosen, Mongolen, Byzantiner und Chinesen. Im Anschluss startet man mit einer Handvoll Dorfbewohnern und einem Stadtzentrum seine Partie, sammelt Nahrung, Holz, Stein und Gold.

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Wer emsig hamstert, schaltet neue Technologiestufen frei - und damit neue Gebäude wie Marktplatz, Kavallerieschule und Tempel. Um nicht von feindlichen Fraktionen überrannt zu werden, pumpt man nebenbei Ressourcen in die örtliche Kaserne. Mit Speerkriegern ärgert man gegnerische Reiter, Bogenschützen beharken Nahkämpfer, Schwertkrieger spalten Speerträger. Schere, Stein, Papier.

In Empires Apart erhöht man die Zivilisationsstufe getrennt vom Kriegslevel, aber abseits davon wirkt alles wie beim Vorbild. Die positive Besonderheit: Die Völker spielen sich angenehm unterschiedlich. Mongolen pfeifen auf Landwirtschaft, können dafür jedoch ihr Dorfzentrum jederzeit in neue Jagdgründe wandern lassen.

Im Gegensatz dazu weichen die Franzosen mit Rittern, Burgen und Jeanne d'Arc keinen Meter zurück, sondern errichten tödliche Befestigungen mit Schießscharten und Co. Chinesen können ihren Arbeitern indes Lebenskraft rauben, um sie zu härterer Arbeit zu treiben.

Die negative Besonderheit: Es gibt keine Kampagne, in der man die Völker dramaturgisch kennenlernt.

Multiplayer statt Kampagne

Wer mal ein Profi-Match in Age of Empires 2 bei YouTube verfolgt, der wird sich wundern: So beschaulich die Bauerei in der Kampagne manchmal wirken mag, so gnadenlos schnell spielen sich die PvP-Matches. Im Sekundentakt hagelt es Kommandos und Bauaufträge.

In größeren Gefechten sorgt der Grafikstil dafür, dass man einige Einheiten kaum noch auseinanderhalten kann. In größeren Gefechten sorgt der Grafikstil dafür, dass man einige Einheiten kaum noch auseinanderhalten kann.

Age im Multiplayer-Modus ist ausdauerndes Turbo-Schach. Und genau diese Lernkurve - ausgehend von ruhigem Mittelalter-Geklicke hin zum knallharten Ausdauergefecht - will Empires Apart adaptieren.

Deshalb wirken alle Spielmodi wie Training für den Ernstfall. Im Skirmish kloppen wir uns mit der KI, im Survival erproben wir unsere Bau- und Reaktionsgeschwindigkeit gegen immer stärkere Feindwellen. Außerdem gibt's einen gelungenen Challenge-Modus, bei dem man strategische Rätsel lösen muss und das »Kiten« lernt (also Gegner manuell beschießt, während man vor ihnen ausweicht).

Tja, und im PvP geht's dann natürlich um die Wurst. Ein Story-Modus fehlt komplett, und hiermit dürfte Empires Apart für viele Fans der Vorlage aus dem Rennen ausscheiden.

Wie rund funktioniert die Technik?

Die verbleibenden Singleplayer-Modi reichen keinesfalls, um länger als ein paar Abende zu unterhalten. Zwar spielen sich die Gefechte gegen die KI recht kurzweilig, aber auf Dauer auch abwechslungsarm - zumal man nicht mal mit einem Freund gemeinsam gegen den Computer spielen kann! Außerdem haben eigene und gegnerische Einwohner immer mal wieder Wegfindungsprobleme. Die KI gehört wirklich nicht zu den Stärken von Empires Apart.

Die Karten unterscheiden sich optisch, spielerische Auswirkungen hat der Schnee aber nicht. Die Karten unterscheiden sich optisch, spielerische Auswirkungen hat der Schnee aber nicht.

Das nervt vor allem im Multiplayer-Modus, wenn die eigenen Männlein und Weiblein einfach nicht das machen, was man sich wünscht. Generell fehlt dem Spiel noch ein wenig Feinschliff. Die deutschen Texte springen immer wieder ins Englische, die Framerate kracht gerade bei großen Matches ein, es gibt regelmäßige Abstürze. Auch die Comic-Grafik hat ihre Schattenseiten.

Für wen lohnt sich Empires Apart?

Die bunte, stilisierte Optik kann man durchaus mögen. Sie wirkt zeitlos, stilsicher, atmosphärisch, und unterscheidet sich von dem Pixellook eines Age of Empires. Allerdings leiden gerade die Multiplayer-Gefechte darunter, dass man aufgrund der Stilisierung unterschiedliche Einheitentypen manchmal nicht auseinanderhalten kann, besonders bei Nacht.

Im Kern enthält Empires Apart, was es verspricht. Es bietet fordernde PvP-Gefechte im Stil von Age of Empires, die schnelle Reflexe, rasantes Denken und noch fixeres Kommandieren genauso belohnen wie beim großen Vorbild. Aber jenseits dieses Kerns fehlen an allen Ecken und Enden Inhalte, die die Vorlage bietet.

Ob diese abgespeckte Fassung von Age sich in seiner Nische etablieren kann, steht demnach auf einem anderen Blatt. Das Spiel bietet kaum Alleinstellungsmerkmale, die Fans der Vorlage zum Wechsel bewegen könnten.

Einheiten wirken wie stilisierte Papierfiguren. Wird nicht jeder mögen, wir finden den Stil aber cool. Einheiten wirken wie stilisierte Papierfiguren. Wird nicht jeder mögen, wir finden den Stil aber cool.

Man findet zu wenig eigenes Fleisch auf den RTS-Rippen, um Fachfremde oder Genre-Interessierte anzulocken. Keine Kampagne, keine besonders gelungene KI, keine runde Technik. Im Moment dümpelt die Community bei Steam im Schnitt bei 31 gleichzeitig aktiven Spielern weltweit.

Ein reges Matchmaking wird man hier aktuell also weder im Casual-, noch im Ranked-Modus finden. Wer seine eigenen Freunde mitbringt und 30 Euro für Age-of-Empires-Skirmishes in neuem Look ausgeben will, erlebt sicher ein paar unterhaltsame Runden. Wer jedoch wirklich auf ein Multiplayer-RTS hofft, sollte jedoch die Spielerzahlen bei Steam Charts im Blick behalten. Und abwarten.

Starke Heldeneinheiten verändern häufig einen frühen Rush, aber mit so einem Heer wird’s umso brenzliger. Starke Heldeneinheiten verändern häufig einen frühen Rush, aber mit so einem Heer wird’s umso brenzliger.

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