Fallout 76 - Koop hui, PvP pfui

Der Multiplayer wird als Herzstück von Fallout 76 beworben. In unserem Test stellen wir fest: Der Koop sorgt tatsächlich für mehr Spielspaß und beschert dem Spiel mehr Vielfalt.

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Gemeinsam erkunden Dimi und Maurice die Welt von Fallout 76. Gemeinsam erkunden Dimi und Maurice die Welt von Fallout 76.

Hätte Konfuzius schon einen Gaming-Rechner besessen, dann wäre wahrscheinlich bereits seit Jahrtausenden als ewige Wahrheit in Stein gemeißelt: Ehret den Koop, denn mit Kumpels macht jedes Spiel mehr Spaß.

Kein Wunder also, dass Bethesda als Entwickler ausgerechnet in diese Stoßrichtung vorrücken möchte: Fallout 76 gibt euch erstmals in der Serie die Möglichkeit, gemeinsam mit Freunden durch die Postapokalypse zu reisen. Oder anderen Spielern die radioaktive Suppe gehörig zu versalzen.

Fallout 76 - Unser finales Testfazit samt Wertung

Im Multiplayer-Test zeigt sich, dass der Koop des Spiels tatsächlich für einen gehörigen Spaßzuwachs sorgen kann. Und auch die Rollenspiel-Aspekte kommen durch eine Aufgabenverteilung in der Gruppe viel besser zum Tragen. Trotzdem geht Bethesdas Multiplayer-Konzept nicht in Gänze auf, weil in der Formel einige auffällige Rechenfehler übersehen wurden.

Zusammen ist man weniger allein

Der Koop von Fallout 76 funktionierte bei uns ziemlich einwandfrei. Die Verbindung blieb stabil, uns plagten keine Lags (auch wenn die Freundesliste im Spiel selbst ein wenig ungelenk ausfällt). Insgesamt kann man sich in einem Vier-Spieler-Team gemeinsam ins zerstörte Appalachia begeben, und da es in der Welt keinerlei NPCs gibt, geht das recht atmosphärische Einsamkeitsgefühl auch im Verbund mit Freunden nicht verloren.

Und ganz generell sorgen die insgesamt 24 Spieler auf einem Server nie dafür, dass sich die riesige Open World sonderlich bevölkert anfühlt. Wildfremden Abenteurern läuft man recht selten über den Weg. Und falls das doch mal passiert, dann nehmen sie in der Regel kaum Notiz von uns, weil sie sich gerade auf ihre eigenen Aufgaben konzentrieren.

Fremde Mitspieler trafen wir recht selten, und meistens zogen die Kollegen nach kurzem Emote-Austausch wieder ihres Weges. Fremde Mitspieler trafen wir recht selten, und meistens zogen die Kollegen nach kurzem Emote-Austausch wieder ihres Weges.

Es gibt auch größere Events, bei denen man mal gemeinsam einen Roboter eskortieren, mal gegeneinander um einen Punkt kämpfen muss. In den ersten 25 Spielstunden hielten sich tatsächliche Interaktionen in unseren Streifzügen allerdings sehr in Grenzen, zumal es auch keinen Textchat gibt, in dem man die anderen Leute gezielt anschreiben könnte. Das könnte sich im Lategame noch merklich ändern, keine Frage. Aber bisher haben wir Fallout 76 vor allem als Koop-Abenteuer erlebt.

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Ein gelungener Koop

Sich in selbiger mit Freunden auszutoben, dürfte vielen Spielertypen deutlich mehr Freude bereiten als ein Solo-Durchlauf. Schießereien mit großen Gruppen spielen sich dynamischer, durch mögliches Wiederbeleben reduziert sich der Frust gegen besonders dicke Feinde.

Und dann entfalten sich im Zusammenspiel eben auch diese ganz speziellen, ungeskripteten Geschichten, die nur unserer Truppe gehören: Das eine Mal, als wir gemeinsam vor Verbrannten flohen, weil jedem von uns die Waffen zersprungen war. Als wir die KI austricksten oder ein ganzes Supermutanten-Lager mit Sniper-Feuer ausradierten.

Maurice und Dimi blicken auf sehr viele skurrile Geschichten zurück - hier entfaltet Fallout 76 am ehesten seinen Reiz. Maurice und Dimi blicken auf sehr viele skurrile Geschichten zurück - hier entfaltet Fallout 76 am ehesten seinen Reiz.

Man schreit gemeinsam auf, wenn man in letzter Sekunde eine Quest vergeigt, umso lauter tönt die Freude, wenn ein einzelner Kollege den Hintern des kompletten Teams rettet. Multiplayer-Geschichten eben. Die eigentliche Story, die Bethesda in Fallout 76 erzählen möchte, rückt dadurch jedoch noch weiter in den Hintergrund.

Mehr Rollenspiel im Koop

Audiologs und Tagebücher sind ohnehin ein recht zäher Weg, sofern man ausschließlich darüber Geschichten erzählen möchte. Aber um diese Story-Happen im Koop nicht zu verpassen, müssen alle Kollegen innehalten und gemeinsam Texte wälzen. Oder sogar ein paar Voicechat-Schweigeminuten einlegen, damit alle die Audiologs hören können.

Mit der richtigen Rollenspiel-Truppe mag das klappen, dieses Vorgehen entschleunigt den Spielfluss aber dramatisch und dessen sollte man sich bewusst sein. Es fühlt sich nicht an, als wäre die Story tatsächlich auf ein Multiplayer-Spiel ausgelegt - in Borderlands 2 stand sie uns deutlich weniger im Weg und sorgte für mehr Unterhaltung.

Theoretisch kann man sich auch gemeinsam eine Basis errichten. Theoretisch kann man sich auch gemeinsam eine Basis errichten.

Trotzdem halten wir den Koop für eine gute Sache, denn rein spielmechanisch wirkt sich die Aufgabenteilung sehr positiv auf die Rollenspiel-Elemente von Fallout 76 aus. Wer solo levelt, wird zum Weg des Allrounders genötigt, weil man logischerweise alles allein machen muss.

In einer Gruppe kann sich hingegen einer aufs Crafting konzentrieren, ein anderer steckt Perk-Punkte in Charisma, um Party-Boni freizuschalten. Ein dritter investiert in Schadensboosts auf Knüppel, Axt und Schwert, wohingegen Nummer 4 sich zum Präzisionsschützen ausbildet. So fühlt sich Fallout 76 deutlich mehr wie ein Rollenspiel an.

In den ersten Spielstunden gibt es leider nur wenige Highlights, in denen man seine Gruppenteilung mal in fordernden Kämpfen erproben kann. Beispielsweise stoßen wir in der Stadt Grafton auf eine Parade, in der neben einem gigantischen Monster noch weitere Feinde spawnen und es entbrennt eine regelrechte Western-Ballerei in den Straßen.

Hier kann man im Team richtig koordiniert loslegen, und somit spielt sich dieses Gefecht deutlich interessanter als harmlose Schießereien gegen Verbrannte. Im weiteren Spielverlauf werden solche Herausforderungen häufiger, idealerweise packt Bethesda künftig jedoch noch einige dieser härteren Events in die Frühphase.

Die PvP-Misere

Theoretisch kann man in Fallout 76 natürlich auch gegen andere Leute spielen. Wer in Appalachia auf einen fremden Spieler stößt, kann ohne Probleme die Laserwaffe zücken und draufheizen. Allerdings verursacht man so fast keinen Schaden, erst wenn der Feind das Feuer erwidert, geht der eigentliche PvP los. Bethesda will hierdurch Trolle im Zaum halten. Wer trotzdem andauernd auf Leute ballert, erhält zudem wie in GTA Online ein Ingame-Kopfgeld.

In der Praxis spielt sich diese PvP-Eröffnung aber denkbar ungelenk. Irgendwie müssen kompetitive Naturen ja den Kampf eröffnen, der Angreifer bleibt aber stets im Nachteil, weil der Feind in aller Seelenruhe Geschütztürme und Waffen platzieren und vorbereiten kann, bevor er den Kampf annimmt. Oder er loggt sich einfach aus und startet eine neue Sitzung.

Fallout 76 - Duell, Assassination, Atom-Bomben: PvP-Modus im Vorschau-Video erklärt Video starten 13:27 Fallout 76 - Duell, Assassination, Atom-Bomben: PvP-Modus im Vorschau-Video erklärt

Ein bisschen geschickter ist der »Jäger/Gejagte«-Modus, den man im Pip-Boy aktivieren kann. Alle beteiligten Spieler bekommen jeweils eine Zielperson zugewiesen, die sie für Kronkorken, Erfahrungspunkte und Co. um die Ecke bringen müssen.

Und natürlich wird man auch selbst gejagt. Tatsächlich sind uns auf unseren Reisen die meisten Spieler aber freundlich und kooperativ begegnet. Das ist wahrscheinlich auch eher im Sinne von Community und Entwickler, reine PvP-Naturen werden in Fallout 76 aber umso weniger glücklich.

Zumal die Gefechte selbst dank des halbgaren Shooter-Gameplays auch eher mäßig Spielspaß bieten. Doch darauf gehen wir ausführlicher in einem anderen Teil unseres Test-Marathons ein, denn dort wird es um den Kampf ums Überleben, um Survival, Crafting und das Kampfsystem gehen.

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