Das GTA Trilogy Remaster klingt super, aber gute Grafik reicht nicht

Meinung: Die GTA Remastered Trilogy soll schon bald erscheinen und GTA 3, Vice City sowie San Andreas ins 4K-Zeitalter verfrachten. Doch das reicht nicht.

Obwohl ich mit GTA 3, Vice City und San Andreas meine kompletten Teenie-Jahre verbrachte habe, riskiere ich jetzt mal den Zorn aller Grove-Street-Gangster da draußen: Die klassische GTA-Trilogie ist nicht überall gut gealtert. So, ich hab's gesagt. Natürlich lässt sich ein Vice City auch noch 2021 genießen. Natürlich spielt es in puncto Story, Atmosphäre und Open-World-Charme noch immer seine Stärken aus. Aber es gibt so viele Ecken und Kanten, die sich mit den Jahren immer schwieriger ignorieren lassen, sofern ich sie nicht irgendwie mit Mods fixe.

Und genau da könnte das Remaster der GTA Trilogy reingrätschen. Aktuell kristallisieren sich ziemlich glaubwürdige Gerüchte heraus, dass Rockstar noch 2021 eine Neuauflage von GTA 3, Vice City und San Andreas bringen will. Inklusive aufgebohrter Grafik, verbesserter Menü- und Interface-Bedienung. Aber ich finde: Eigentlich sollte das nicht reichen.

Natürlich freuen sich ältere Claude Nicht-Mehr-Ganz-So-Speeds wie ich darüber, die Klassiker auf Steam und Windows 10 (oder 11) bequem spielen zu können, ohne Myriaden von Mods, Fan-Patches, Widescreen-Fixes und Portierungs-Bugs in Kauf nehmen zu müssen. Aber wenn Rockstar einer jüngeren Generation vermitteln will, warum bei uns damals der komplette GTA-Cheat-Katalog unsere Bibel und South-Central-Hip-Hop der passende Choral war, dann muss mehr passieren als das. Und zwar an drei Fronten.

Falls ihr in Erinnerungen schwelgen wollt, mein Kollege Harald Fränkel nimmt euch mit auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit:

Der Autor: Dimi ist alt genug, um den Boom von GTA 3 und Co. in vollen Zügen miterlebt zu haben. Welche Begeisterungsstürme San Andreas damals ausgelöst hat, wie er selbst wochenlang im Handbuch geblättert hat, bis endlich diese kaputte Grafikkarte aus der Reparatur kam und er endlich losspielen konnte. Die alten GTA-Open-Worlds können zwar nicht mit aktueller Technik mithalten, aber sie waren damals monatelang seine zweite Heimat. Es wäre schön, wenn man dieses Gefühl für eine jüngere Generation zurückbringen könnte, denn Vice City und Co. haben Stärken, die selbst den neuesten GTAs fehlen.

1. Das Gameplay muss dringend poliert werden

Die alten GTAs stammen aus einer Zeit, als Open-World-Schießereien weder auf Konsolen noch auf PC ihre moderne Handschrift gefunden hatten. In GTA 3 renne ich auf Konsole erratisch herum und hoffe, dass der Lock-On-Mechanismus die richtigen Feinde erwischt, auf dem PC ist die KI hingegen völlig überfordert, wenn ich sie per freiem Zielen mühelos aus der Distanz wegpflücke. Ich wünsche mir diverse Gameplay-Anpassungen:

  • Das Schießen muss wirklich für den PC optimiert sein. Die KI reagiert auf größere Entfernungen, die Waffen fühlen sich weniger übermächtig an.
  • Es ist so zäh, nach jedem Game Over die komplette Strecke vom Krankenhaus zur Mission hinlegen und dann alles wiederholen zu müssen. Checkpoints, Leute.
  • Gerade in San Andreas wäre eine Drive-By-Mechanik purer Zucker, mit der ich beim Fahren nicht mehr nur in starrem 90-Grad-Winkel nach links oder rechts ballern kann.
  • Diverse Komfortfeatures späterer Teile - beispielsweise eine Übersichtskarte - würden in GTA 3 Wunder wirken.
  • Ein optimiertes Missionsbalancing. Wacht ihr nachts manchmal schreiend auf, weil ihr an die RC-Heli-Mission auf der Baustelle denken müsst? Genau das. Hier müssen eine neue Steuerung, eine fairere Balance und - wie gesagt - ein Checkpoint-System her.

Dieser Feinschliff an den Ecken und Kanten wäre aber bloß der Anfang. Remaster wie Nier Replicant zeigen eindrucksvoll, was möglich ist, wenn die Entwickler wirklich in den Code reinsteigen. Denn dann können auch völlig neue Inhalte entstehen - und die würden den GTA-Klassikern gut tun.

2. Open World und Gameplay könnten erweitert werden

So launig das Open-World-Chaos der GTAs auch immer sein wird: Das eigentliche Missions- und Gameplay-Design geht nicht mit den Jahren. Oder freut ihr euch drauf, Drogenpäckchen zu sammeln, Krankenhausmissionen durchzuprügeln und Graffiti-Tags in ganz Los Santos zu sprühen? Und vieles davon nur für ein bisschen Kohle, die ihr eh nicht braucht?

San Andreas hatte eine tolle Welt, aber viele Ideen waren trotzdem recht oberflächlich. San Andreas hatte eine tolle Welt, aber viele Ideen waren trotzdem recht oberflächlich.

Für ein Remaster wünsche ich mir echte Gameplay-Erweiterungen. Dass ich in San Andreas dicke Arme in der Muckibude bekomme, war ja schon nett, aber das Skillsystem spielte nie wirklich eine Rolle. Warum nicht hier anpacken? Den Rollenspiel-Aspekt tatsächlich erweitern und CJ Nachteile beim Schießen geben, wenn er sich vor allem auf Fahrkünste konzentriert und umgekehrt. Cool wären auch Motorräder und echte Flugzeuge (nicht der Dodo) in GTA 3.

So sehr ich die Kunstflüge von damals auch vermissen würde, dieses Kapitel muss ich nicht nochmal aufmachen:

Spotlight - Als GTA-Fans das Unmögliche schafften Video starten 3:17 Spotlight - Als GTA-Fans das Unmögliche schafften

Das Handheld-Spin-Off Liberty City Stories hat es schließlich auch hinbekommen, Motorräder nach Liberty City zu bringen. Dass mittlerweile die Nachfolger existieren, wäre doch die perfekte Chance, Teile davon in den Vorgänger zu integrieren. Auch hier wieder: Genau wie es Nier Replicant getan hat.

3. Multiplayer aka »Lernt von den Mods«

Was viele gar nicht wissen: GTA San Andreas hatte auf den Konsolen einen Multiplayer. Der war allerdings Schrott. Er litt unter vielen Einschränkungen, bloß zwei Leute waren erlaubt und es gab abstruse Spielmodi (Schießt auf so viele Passanten wie möglich) - eigentlich kein Verlust, dass der PC dieses Feature nie bekam. Doch über die Jahre haben Multiplayer-Mods wie SA-MP gezeigt: Es geht auch anders.

Fans haben sogar einen Battle Royale in San Andreas zum Laufen bekommen. Fans haben sogar einen Battle Royale in San Andreas zum Laufen bekommen.

Ich halte es zwar für sehr unwahrscheinlich, aber in einer idealen Welt würde Rockstar den Remaster-Versionen irgendeine Form von Multiplayer verpassen. Gemeinsam in San Andreas oder Vice City rumgurken, vielleicht ein paar rudimentäre Spielmodi wie Deathmatch oder Koop-Bandenschießereien. Was hätte ich damals dafür gegeben, mit Kumpels die Gang-Territorien von Los Santos zu erobern und/oder zu verteidigen - das würde mich auch 2021 dazu bringen, den Klassiker als Remaster nochmal anzuwerfen.

Für wen ist das Remaster?

Denn diese Frage muss sich Rockstar stellen: Welche Gründe liefern wir den Leuten, im Jahr 2021 nochmal GTA San Andreas zu spielen? Reichen Widescreen-Support und aufgehübschte Grafiken, um die Community nochmal für 60 Stunden nach San Fierro und Co. zu entführen? Vielleicht lautet die Antwort sogar »Ja«. Aber in meinen Augen bietet das Remaster die Chance, mehr als nur nostalgische Aufbereitung zu sein.

Die GTA-Klassiker sind Meilensteine der Gaming-Geschichte. In ihnen steckt immer noch das Potenzial, trotz angestaubter Technik eine neue Generation zu begeistern. Wenn Rockstar hier die Extrameile geht, statt bloß Texturen und UI zu frisieren, dann würden die Leute das auch sehen. Bin ich mir sicher.

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