Der Battle Pass von Halo Infinite ist ein Fehler, der 2021 nicht mehr passieren darf

Für Elena verdient Halo Infinite eigentlich die Shooter-Krone im Herbst 2021 - wäre da nicht der demotivierende Battle Pass. Dabei macht die Konkurrenz schon vor, wie es geht.

Update vom 18. November: Das ging flott! Community Manager John Junyszek hat aufgrund des Spieler-Feedbacks bereits Änderungen am Battle Pass von Halo Infinite angekündigt. Ende der Woche wird es neue Herausforderungen geben, die das Leveln erleichtern, während weniger motivierende entfernt oder angepasst werden. Da das einen Reset mitbringt, erhalten alle Spieler, die sich vom 23. bis 30. November einloggen, die eigentlich erspielbare Belohnung. Auch XP-Boosts dauern nun länger und die Entwickler beobachten die Lage weiter. Warum viele Spieler vorher so genervt vom Battle Pass waren, lest ihr hier.

Ich verstehe, dass ein Shooter wie CoD Vanguard 2021 lieber auf die Stärken von Modern Warfare aufsattelt, als mit eigenen Ideen zu brillieren. Genauso kann ich nachvollziehen, dass Battlefield 2042 bei der Technik krankt - Spiele-Entwicklung mit einer Pandemie im Nacken ist sicherlich kein Zuckerschlecken und eine Verschiebung mit Publisher und Investoren im Hinterkopf nicht immer möglich.

Absolut nicht erklären kann ich mir aber, wie ein wirklich fantastischer Shooter wie Halo Infinite seinen Battle Pass so in den Sand setzen kann, während er bei der Konkurrenz zum absoluten Standard gehört. Der spontane Free2Play-Release war genial, das zeigen auch Spieler-Höchststände von fast 300.000 nur auf Steam. Aber wenn die Entwickler jetzt nicht am kaputten Fortschrittssystem schrauben, wird die Multiplayer-Überraschung bald wieder in der Versenkung verschwinden.

Die Autorin: Elena Schulz (@Ellie_Libelle) hat die Halo-Reihe mit der Masterchief Collection nachgeholt und liebt sie seitdem heiß und innig. Ähnlich wie bei Mass Effect erlebt sie hier ein militärisches SciFi-Universum rund um futuristische Technologien, Aliens und Entdeckungen, fernab von Lichtschwertern, Macht und anderer Weltraum-Magie (auch wenn sie das ebenfalls schätzt). Halo fesselte sie aber nicht nur durch sein Universum, sondern auch mit vielen spaßigen Koop-Runden, bei denen sie mit Kollege Dimi im Warthog über die Schlachtfelder jagte. Infinite sollte die alten Hochgefühle wieder aufleben lassen, die schleppende Progression versetzte dem aber einen Dämpfer.

Warum ist der Battle Pass so eine Katastrophe?

Stellt euch vor, ihr macht 30 Kills in einem Match oder verhelft eurem Team im letzten Augenblick zum Sieg, weil ihr allein einen Punkt bis zum bitteren Ende verteidigt oder mit der gegnerischne Flagge gerade noch so ins Ziel hechtet. Halo Infinite zuckt dann nur müde mit den Schultern. Ihr bekommt nicht mal Erfahrungspunkte für solche Aktionen oder ein Fleißbienchen für die Spartan-Rüstung.

Stattdessen gibt es alle paar PvP-Matches zwischen 100 und 200 Punkte als Teilnehmer-Urkunden und noch eine Handvoll obendrauf für spezielle Herausforderungen. Der ganze Fortschritt basiert auf solchen Challenges, die leider zum einen sehr kryptisch und schwer umzusetzen sind und zum anderen schlicht keinen Spaß machen. Schön, dass ich Abschüsse mit einem Granatwerfer der Gungoose machen soll, aber wer sind die und wo in aller Welt krieg ich den her?

Sind die Aufgaben an bestimmte Modi oder Maps gekoppelt, hat man doppelt Pech: Beides lässt sich nicht einstellen, sondern wird zufällig ausgewählt, was für noch mehr Frust beim Leveln sorgt. Dabei ist eine gute Progression so wichtig, dass wir ihr einen ganzen Podcast gewidmet haben:

Link zum Podcast-Inhalt

Mit der spärlichen Ausbeute dauert es schon mal zwischen acht und zehn Partien bis zum nächsten Rang bei 1.000 Punkten - aber selbst der Level Up enttäuscht. Ich schalte nur langweilig graue Helmvisiere und Armstulpen für meinen Soldaten frei. Eine andere Farbe für den Kampfanzug ist schon das höchste der Gefühle - kein Vergleich zu coolen Skins für Operator und Waffen oder praktischen XP-Boosts, die mich bei Call of Duty und Co. erwarten.

Kaum überraschend, dass Reddit aktuell voll mit Beschwerden über den Battle Pass ist. Manche Spieler fühlen sich regelrecht bestraft dafür, dass sie aufleveln wollen. Nutzer Lanky128k fasst es für mich treffend zusammen:

Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass ich mich regelrecht verbiegen muss, um Fortschritt zu machen. Es ist unnatürlich und zwingt mich in manchen Fällen dazu, völlig zu ignorieren, wie ich spielen will. Das müssen sie in den Griff kriegen, bevor die Beta rum ist, oder ich fürchte, dass es schnell bergab geht. Und das wäre wirklich ein Jammer.

Lanky128k auf Reddit

CoD Warzone CoD Warzone
Halo Infinite Halo Infinite

Wo ich bei CoD einen coolen Skin jage oder mir das Vorankommen über den Batle Pass erleichtere, warten in Halo nur schmucklose Rüstungsteile. Gähn!

Halo Infinite ist viel zu gut, um so unterzugehen

Dabei steckt unter dem Progressions-Sumpf eigentlich ein wirklich fantastischer PvP-Shooter, der genau die richtigen Knöpfe drückt. Durch die hohe Time to Kill und meist geringe Spielerzahlen (4v4) gewinnen taktisches Zusammenspiel und richtige Positionierung. Die Maps sorgen mit verwinkelten und vertikalen Arealen einerseits für schnelle Gefechte auf engem Raum, bieten andererseits gerade in den großen Runden mit 24 Spielern aber auf weitläufigen Flächen Platz für Fahrzeuge, was dann wieder an die dramatischen Sandbox-Schlachten eines Battlefields erinnert.

Das Highlight sind für mich aber die aus der Serie bekannten futuristischen Waffen und Gadgets. Während man mit dem Standard-Sturmgewehr kaum etwas reißt, lassen sich per Laserstrahl gleich mehrere Gegner wegmähen, schnelle Plasma-Geschosse schmelzen Schilde, Kriegshammer donnern erbarmungslos auf ahnungslose Feinde herab und eine Tarnung erlaubt es mir, mich unbemerkt anzuschleichen und einen Gegner von hinten per Nahkampf-Kill zu erledigen. All das macht unglaublich viel Spaß, weshalb es eine Tragödie wäre, wenn der Battle Pass die Spieler jetzt abwandern lässt.

Halo Infinite könnte der beste Multiplayer-Shooter des Jahres werden Video starten 9:16 Halo Infinite könnte der beste Multiplayer-Shooter des Jahres werden

Ein fataler Fehler, den Halo noch ausbügeln kann

Damit das nicht geschieht, müssen die Entwickler jetzt handeln. Offiziell ist der Multiplayer zwar vollständig, trägt aber noch den Titel Beta - etwas, das nach Meinung von Kollege Peter übrigens auch Battlefield 2042 nicht geschadet hätte. Der Full Release folgt am 8. Dezember, wenn die Singleplayer-Kampagne aufschlägt. Falls es bis dahin keine vernünftige Progression gibt, sehe ich schwarz für Halo Infinite.

Ein moderner Shooter braucht nicht zwangsläufig einen Battle Pass, der mich für echtes Geld oder entschlossenen Grind mit Cosmetics und Anerkennung überschüttet. Oft sperrt mich das bewusst von bestimmten Inhalten aus und verführt mich dazu, Geld für etwas auszugeben, was ich gar nicht brauche - nur, um nichts zu verpassen oder ausgebremst zu werden.

Worauf er aber nicht verzichten darf, ist ein funktionierendes Fortschrittssystem, das mich langfristig motiviert. Das war schon vor der Live-Service-Ära so, ist jetzt aber wichtiger denn je. Spiele wie Battlefield 2042, CoD Warzone oder Halo Infinite dürfen keine kurz auflammenden Magnesium-Fackeln sein. Sie müssen mich als langlebige Glut mit Seasons, Updates, Maps, Modi und Events bei der Stange halten, um überhaupt die eigenen Kosten wieder reinzuholen, den Aufwand der Entwickler zu rechtfertigen - und natürlich die hoch gesetzten Gewinnprognosen zu erfüllen, die auf die Gelddruckmaschine Live Service abzielen. An der hat gerade auch Ubisoft ganz schön zu knabbern:

Trotzdem machen genug Spiele vor, wie es richtig geht: Egal ob Destiny 2, Rainbow Six Siege, Fortnite oder Call of Duty, hier werde ich für jedes Match belohnt, für jeden Sieg, jeden Kill und jage diesen kleinen Glücksmomenten gerne nach. Ein Halo Infinite ist genau auf diese Suchtspirale ausgelegt, vergisst mit den Dopamin-Schüben aber die wichtigste Zutat. Entweder muss es das System grundlegend umwerfen, um mich anders zu motivieren, oder mir das geben, was ich von einem Battle Pass für happige 10 Euro erwarte.

Die Chancen dafür stehen aber immerhin gar nicht so schlecht, Community Director Brian Jarrard verspricht, dass das Feedback nicht auf taube Ohren stößt:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum Twitter-Inhalt

Wie steht ihr zu Halo Infinite? Seid ihr zufrieden mit dem Battle Pass, wünscht ihr euch drastische Änderungen oder spielt ihr gar ganz ohne? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!

zu den Kommentaren (100)

Kommentare(93)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.