Battlefield 2042: Der Release ist ein großer Fehler, für den es eine Lösung gäbe

Das neue Battlefield hat viele Probleme. Ein Release im Early Access wäre die deutlich bessere Option gewesen - es wird Zeit, dass auch EA das einsieht.

Battlefield 2042 leidet unter Bugs, mieser Performance und fehlenden oder fragwürdigen Features (Stichwort: Bloom). Peter findet, das wäre vermeidbar gewesen. Wenn Electronic Arts den Mut besessen hätte, das Spiel im Early Access zu veröffentlichen. Battlefield 2042 leidet unter Bugs, mieser Performance und fehlenden oder fragwürdigen Features (Stichwort: Bloom). Peter findet, das wäre vermeidbar gewesen. Wenn Electronic Arts den Mut besessen hätte, das Spiel im Early Access zu veröffentlichen.

Early Access ist längst kein schmutziges Wort mehr. Ja, es gibt sie noch, die Betrügerspiele auf Steam, die dem Käufer das Blaue vom Himmel versprechen, die jahrelang im bezahlten Alpha-Test herumkrebsen und doch nie ihr Potenzial entfalten.

Aber seit der Anfangszeit zwischen 2009 und 2015 hat sich eine Menge getan und heute haben viele der beliebtesten PC-Spiele überhaupt eine Early-Access-Phase durchlaufen - unlängst haben wir etwa das grandiose Factorio getestet, an dem die Entwickler vier Jahre lang mit Hilfe der Community gearbeitet haben.

Für Electronic Arts ist Early Access aber bis heute nur eine Möglichkeit der Gewinnmaximierung: Wer monatlich für einen der Abo-Dienste EA Play, Xbox Game Pass oder EA Play Pro bezahlt, der darf Battlefield 2042 bereits eine Woche vor Release spielen. Alle anderen müssen warten. Early Access als Tool der künstlichen Verknappung, Nutzwert für die Entwicklung: nahe der Nulllinie.

Da passt es ins Bild, dass Entwickler DICE meinem Kollegen Dimi auf dem Test-Event von BF2042 extra bestätigte: Ja, die hier gespielte Version ist die, die zum finalen Release am 19. November 2021 erscheint. Wie sich mittlerweile in Form zahlreicher Probleme, Bugs und mieser Performance herausgestellt hat: Das ist ein Riesenfehler.

Der Autor
Peter Bathge arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteur. Multiplayer-Shooter hat er vor allem in seiner Anfangszeit gern gespielt. Am liebsten erinnert er sich an 64-Spieler-Matches in Battlefield 1942 und der Desert-Combat-Mod für Battlefield 2. Danach hat er hauptsächlich in Bad Company 2 und Battlefield 3 gekämpft - und fremdschämt sich heute noch für die Kampagne von Hardline.

Battlefield 2042 hätte einen richtigen Early Access gebraucht

Kein Scoreboard, kein Voice-Chat, keine sonderlich überwältigende Grafik, keine Zeit, das Beta-Feedback in die Release-Version zu integrieren: Bei Battlefield 2042 kommen so einige Negativpunkte zusammen. Ich bin der Meinung, dass man sie alle leicht hätte umgehen können. Dafür müsste Electronic Arts aber den Mut aufbringen, den im Vorbesteller-Prozess gebrauchten Begriff Early Access richtig anzuwenden.

Battlefield 2042 hat in Relation zur dargestellten Grafik einen enormen Leistungshunger. Hier hätte eine Early-Access-Phase helfen können. Battlefield 2042 hat in Relation zur dargestellten Grafik einen enormen Leistungshunger. Hier hätte eine Early-Access-Phase helfen können.

Für jeden, der Battlefield 2042 länger als ein Stündchen spielt, ist klar: Der Shooter hätte noch ein paar Monate im Entwicklungsofen gebraucht, statt teigig und schlecht ausgebacken rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2021 zu erscheinen. Es fehlt an Feinschliff, der mutmaßlich leichter anzubringen gewesen wäre, hätten die Entwickler wie gehabt zusammen in einem Büro am Spiel gearbeitet statt durch Corona-Pandemie dazu gezwungen zu sein, den kreativen Prozess aus dem Home Office zu koordinieren.

Ich finde: Es ist an der Zeit, dass bei solch sich zuletzt häufenden Katastrophen-Veröffentlichung (Servus, GTA Trilogy!) auch große Publisher transparent und ehrlich mit ihren Kunden kommunizieren. Das heißt: Veröffentlicht euer Spiel wirklich im Early Access! Sagt klipp und klar, dass ihr in den kommenden Monaten weiter daran arbeitet. Dass noch fehlende Features nachgereicht werden. Dass ihr eine Roadmap für weitere Inhalte habt.

All das wäre keine große Umstellung, die meisten Studios machen das im Zuge des Live-Service-Trends ja ohnehin schon. Die Beta vor Veröffentlichung erfüllt zumindest theoretisch einen ähnlichen Zweck wie der Early Access bei anderen Spielen: Das Spiel kommt in fremde Hände, wird ausprobiert, die Entwickler sammeln Feedback.

Allein: Durch die verquere Veröffentlichungspolitik von DICE und EA fehlte bei Battlefield 2042 wieder einmal die Zeit, jene in der Beta gemachten Erfahrungen in konkrete Verbesserungen umzusetzen. Der erste Patch für Battlefield 2042 ist mittlerweile erschienen, aber wir hatten uns noch mehr Fixes gewünscht.

Am Ende ist es doch nur ein Label: Battlefield 2042 ist Early Access. Assassin's Creed: Valhalla ist Early Access. Diablo 4 ist Early Access. Wovor habt ihr Angst, liebe Publisher? Davor, dass die Kunden mit dem Kauf zögern? Dass Early Access unliebsame Assoziationen weckt? Ich glaube, das ist ein Trugschluss.

Vergangenheit und Gegenwart zeigen, dass Spiele im Early Access kommerziellen Erfolg und positives Feedback ernten können. Himmelherrgottnochmal, Fortnite ist das erfolgreichste Spiel der Welt und das befand sich bis zum Juni 2020 offiziell im Early Access. Baldur's Gate 3 hat sich im Early Access in der ersten Woche über eine Million Mal verkauft. Mount & Blade 2 zählt bis heute zwischen zwei und fünf Millionen Besitzer, finaler Release nicht in Sicht. Und ... na ja, von Minecraft sollten selbst die Anzugträger in EAs Chefetage gehört haben.

Battlefield 2042 ist gut, aber darf SO nicht erscheinen Video starten 21:13 Battlefield 2042 ist gut, aber darf SO nicht erscheinen

Verkraftet Battlefield diesen Katastrophen-Release?

Am Ende könnte sich die beharrliche Weigerung der Publisher, Early Access so zu gebrauchen, wie der Begriff gedacht ist, als fatal herausstellen. Denn meiner Meinung nach ist es für den Ruf eines Spiels, einer Serie und eines Studios um ein Vielfaches schlimmer, ein unfertiges Spiel herauszubringen, das den Nimbus des AAA-Release umgibt, als sich mit in die einst als anrüchig verschrieene Early-Access-Ecke zu stellen.

Ich habe den Eindruck, dass Spieler heute die Komplexität der Spieleentwicklung viel besser verstehen als noch vor ein paar Jahren. Sie wissen, dass Fehler passieren können. Dass Bugs durchrutschen. Dass Patches unvermeidbar sind, besonders in Multiplayer-Spielen mit Server-Architektur und den Unwägbarkeiten des Netcodes.

Was sie (und zunehmend auch ich) nicht verstehen: Wenn als »fertig« deklarierte Spiele überhastet in einem desolaten technischen Zustand erscheinen, während manch ein Indie-Entwickler jahrelang sorgfältig an seinem Early-Access-Release feilt.

Valheim erschien 2021 im Early Access und war eines der erfolgreichsten und beliebtesten Spiele des Jahres. Valheim erschien 2021 im Early Access und war eines der erfolgreichsten und beliebtesten Spiele des Jahres.

Hätte Electronic Arts Battlefield 2042 im Early Access veröffentlicht, vielleicht sogar zu einem günstigeren Preis im Vergleich zur finalen Fassung, wie es allgemein üblich ist, wir würden aktuell viel weniger Beschwerden seitens der Spieler sehen.

Klar, es gibt immer Leute, die etwas zu meckern haben. Aber ich erkenne doch einen deutlichen Trend hin zu mehr Verständnis, wenn Entwickler die möglichen Probleme ihres Spiels klar kommunizieren. Denn das ist auch ein Zeichen von Respekt gegenüber den Spielern.

DICE hätte sagen können: »Hey, wir wissen, dass Battlefield 2042 noch nicht ganz rund läuft und wir wollen in den kommenden Monaten noch einige fehlende Features nachliefern. Aber wer möchte, kann jetzt schon mit seinem Feedback die Zukunft von Battlefield gestalten.« DAS wäre mal eine Ansage gewesen. Und die Diskussion würde sich wandeln von »Ich bekomme nicht das, was ich für mein Geld erwartet habe!« hin zu »Schon ganz gut, aber das hier könnte noch besser werden!«.

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Alternativ wäre natürlich auch eine Verschiebung denkbar gewesen - zusätzlich zu dem Extramonat, den DICE bereits rausgeschlagen hatte. Ihr erinnert euch vielleicht: Ursprünglich sollte es mit dem neuen Battlefield schon im Oktober losgehen! Im Rückblick wirkt dieser Plan nur noch verquerer, die Washington Post überschrieb völlig zu Recht ihren Test mit »Battlefield 2042 hätte noch einmal verschoben werden sollen«.

Aber egal ob nun Release im Jahr 2022 oder echter Early Access: Battlefield 2042 hätte so nicht erscheinen dürfen - und das wird sich rächen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie monatelang die Beschwerden über Battlefield 4 die Online-Foren verstopften. Wie DICE seinen angekratzten Ruf erst wieder aufpolieren musste. Das Jahr 2021 zeigt, dass die Beteiligten aus dieser Blamage nichts gelernt haben. Dabei wäre die Lösung so einfach.

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