Seite 2: Nach Gollum-Reportage zu schlimmen Arbeitszuständen: Daedalic reagiert auf die Vorwürfe

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Daedalics Reaktion auf die Vorwürfe

Angefragtes Statement zur GameTwo-Sendung #307 vom 07.10.2023

»Wir alle von Daedalic sind sehr betrübt darüber, dass der ohne Frage hinter den Erwartungen zurückbleibende Release von Gollum nun zum Anlass genommen wird, die 17 Jahre zurückgehende Unternehmenshistorie von Daedalic mit ihren zahlreichen Erfolgen und Auszeichnungen insgesamt in Frage zu stellen.

Berechtigte Kritik nehmen wir gern an und werden beispielsweise die Vorwürfe in Bezug auf die interne Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Team einer genauen Aufarbeitung unterziehen. Die aktuellen qualitativen Probleme von Gollum jedoch mit allgemeinen, teilweise viele Jahre zurückliegenden Vorkommnissen in Verbindung bringen zu wollen, ist indes viel zu einfach gedacht.

Bestes Beispiel sind die Schwierigkeiten, die wohl fast alle Unternehmen bei Einführung des Mindestlohns Anfang des Jahres 2015 hatten.

Daedalic hat seinerzeit versucht eine faire Lösung für jeden Einzelfall zu finden und möglichst viele Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten. Das war vor mehr als 8,5 Jahren, als Gollum noch lange nicht geplant war – dennoch wird daraus nun einer der Gründe des Misserfolges des Spiels konstruiert (Titel GameTwo: „Warum Gollum scheitern musste“).

Daedalic ist es stets wichtig, transparent und offen auf Fragen einzugehen. Deshalb übermitteln wir anliegend ebenso transparent die Originalfragen von GameTwo samt unserer diesbezüglichen Antworten, die leider unserer Meinung nach bislang nicht hinreichend berücksichtigt wurden.«

Unsere Antworten auf die Fragen der GameTwo-Redaktion im Vorfeld der Sendung

»Zur Einordnung: Wir standen der GameTwo-Redaktion nach mehreren Einzel-EMails und Gesprächen in zwei E-Mails Rede und Antwort. Unsere erste Antwort-EMail stammt vom 29.09.2023. Da die Fragen aber sehr allgemein gehalten waren, mussten wir um Konkretisierung bitten und es gab einen zweiten Fragen-Katalog, etwas konkretisiert, den wir auch beantwortet haben. Diese Fragen sind am 04.10.2023 an die Redaktion gegangen. Bitte bedenkt, dass wir im Vorfeld kein Wissen davon hatten, welche Personen zu Wort kommen sowie welche konkreten Fragestellungen im Beitrag erscheinen. Danke.«

1. E-Mail vom 29.09.2023

»Hallo [Redaktionsmitglied GameTwo],

wie versprochen, anbei unsere Antworten auf deine Fragen, die wir – soweit bestehende Verträge dies rechtlich zulassen – gerne beantworten. Die Art und Weise Deiner Fragestellung deutet jedoch darauf hin, dass hinter den teilweise abstrakten Fragen konkrete Informationen Dritter stehen, die Du uns nicht offenbarst. Gerade bei den Fragen, die einen Vorwurf implizieren, gebietet es die journalistische Sorgfaltspflicht, uns auch die Möglichkeit zu geben, zu einem konkreten Sachverhalt Stellung nehmen zu können. Das ist aber unmöglich, wenn wir nicht wissen, worum es eigentlich geht.Wir haben daher nachfolgend versucht, Deine Fragen bestmöglich zu beantworten und immer da, wo Du Deine Frage bitte spezifizieren musst, darauf hingewiesen.

Ferner gehen wir davon aus, dass dieser zuletzt von Dir übersandte Fragenkatalog final ist und mithin alle relevanten Fragen umfasst und wir in dem Fall, dass weitere Sachverhalte in eurem Beitrag thematisiert werden sollen, wir wiederum vorab die Gelegenheit erhalten, dazu Stellung zu nehmen. Dies ist nicht zuletzt presserechtlich geboten. Das gilt auch für etwaige Fragen zu ›Gollum‹. Nun zu Deinen Fragen:«

  • Wie würdet ihr die Unternehmenskultur bei Daedalic beschreiben?

»Vor fast 17 Jahren wurde Daedalic quasi aus dem Nichts gegründet und hat seitdem eine beispielslose Erfolgsgeschichte mit vielen tollen Spielen erleben dürfen. Die Tatsache, dass wir als kleines Unternehmen in Deutschland über die Jahre mehr Branchenpreise gewonnen haben als jedes andere deutsche Games Unternehmen, ist aus unserer Sicht ein Beleg dafür, dass sich unsere Mitarbeiter:innen im hohen Maße mit unserem Unternehmen identifizieren. Zur Firmenhistorie gehören aber auch Rückschläge, wie gerade geschehen. Dennoch halten wir als Team zusammen. Denn Daedalic ist nichts ohne die Menschen, die hier arbeiten.«

  • Warum wurde »Superlatent«* eingestellt? *(Name korrigiert)

»Die Entscheidung, ein Spielprojekt zu stoppen, ist immer eine schwere. Manchmal probiert man auch etwas aus, was sich später als nicht durchführbar erweist. Im Fall von ›Superlatent‹ war es so, dass eine Umsetzung in 3D einfach zu aufwendig gewesen wäre. Der Lead Designer wollte das partout nicht in 2D umsetzen. Daedalic hatte damals große Erfahrung im 2D-Bereich, das war unsere Kernkompetenz. Dennoch haben wir den Versuch gewagt und verschiedene 3DTeams auf ›Superlatent‹ angesetzt. Leider ist der Versuch gescheitert. Für uns ist die Einstellung eines Projektes aber nicht immer das Ende und vielleicht gibt es eines Tages ja eine 2D-Version, wer weiß?«

  • Wie erfolgte die Kommunikation zum Ausscheiden von Jan »Poki« Baumann aus dem Unternehmen?

»Poki war einer unserer Mitbegründer, hat viele geniale Spiele entwickelt und wird daher immer ein wichtiger Teil von Daedalic bleiben. Nach der Einstellung von ›Superlatent‹ arbeitete er an ›Edna 3‹. Bei diesem Projekt gingen die Auffassungen über die Größe des Spiels sehr weit auseinander. Zu jener Zeit erklärte unser Altgesellschafter Bastei Lübbe, dass er für Daedalic keine Zukunftsperspektive mehr sähe. Wir mussten daher eine Vollbremsung machen, wozu auch die Aussetzung von ›Edna 3‹ gehörte.

Poki wurde Vater und ging in Elternzeit. Es war nie in Stein gemeißelt, dass er nicht wiederkommt, aber mit dem Verkauf aller Anteile schied er ebenso wie Carsten aus dem Gesellschafterkreis aus. Der Kontakt zum Unternehmen besteht weiterhin und wir würden uns freuen, wenn Poki den Opening Song zu ›Surviving Deponia‹ beisteuern würde.«

  • Warum habt ihr A Year of Rain nach Einstellung der Weiterentwicklungaus dem Early Access heraus auf Steam veröffentlicht?

»Für den Betrieb eines Multiplayer-Echtzeitstrategiespieles ist eine hinreichende Anzahl an Spielern erforderlich, sonst lässt sich das Spiel nicht wirtschaftlich betreiben. Als absehbar war, dass diese Spielerzahl bei »A Year of Rain« nicht erreichbar war, haben wir umgeschwenkt und stattdessen eine Peer-to-Peer-Variante veröffentlicht. Diese enthält die komplette Singleplayer-Kampagne, die einen erheblichen Spielumfang hat und auch als Zweier-Coop gespielt werden kann. Zudem haben wir den Preis deutlich gesenkt. Das Ergebnis war sicher nicht das, was wir geplant hatten, aber am Ende war es trotz allem ein vernünftiges Spiel, vor allem die Kampagne, zu einem angemessenen Preis.«

  • Haben dafür qualifizierte Käufer:innen von A Year of Rain die ihnenzugesicherte Kopie von »Cryofall« als Kompensation erhalten?

»Es gab ein spezielles Angebot an alle betroffenen Käufer:innen, das über Steam abgewickelt wurde und unserer Kenntnis nach auch von vielen Spieler:innen in Anspruch genommen wurde.«

  • Wie ist Daedalics Umgang mit Überstunden und Crunch-Zeiten geregelt? Werden Mitarbeitende dazu angehalten, ihre angesammeltenÜberstunden auszugleichen?

»Wie bei jedem kreativen Medienunternehmen gibt es auch bei Daedalic ruhige Phasen und ebenso Zeiten, in denen alles auf Hochtouren läuft. Für den großen Einsatz und Enthusiasmus unseres gesamten Teams sind wir sehr dankbar. Natürlich werden bei Daedalic die arbeitsrechtlichen Vorgaben beachtet.«

  • Wann habt ihr nach Einführung des Mindestlohngesetzes den dazuberechtigten Praktikant:innen den Mindestlohn gezahlt? Mussten wegen der Einführung des Mindestlohns Personen entlassen werden?

»Als vor mehr als 8,5 Jahren der allgemeine gesetzliche Mindestlohn eingeführt wurde, hat Daedalic auch diese Vorgabe umgesetzt. Das führte in der Tat wie bei vielen Unternehmen der Medienbranche auch bei uns dazu, dass einige Mitarbeiter:innen nicht weiter beschäftigt werden konnten. Das war in einigen Fällen geradezu tragisch, da manch einer Daedalic als Sprungbrett in die Gamesbranche nutzen wollte und gern auch für eine geringere Vergütung gearbeitet hätte.«

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