Seite 4: Nach Gollum-Reportage zu schlimmen Arbeitszuständen: Daedalic reagiert auf die Vorwürfe

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2. E-Mail #2 mit konkretisierenden Fragen vom 04.10.2023

»Lieber [GameTwo-Redaktionsmitglied],

wir bedanken uns dafür, dass ihr eure Fragen nun etwas mehr konkretisiert habt (wobei noch immer nicht alle relevanten Informationen vorgelegt wurden, siehe dazu unten). Eure weiteren Fragen beantworten wir gern wie folgt:«

  • Unseren Recherchen zufolge wird im Unternehmen viel auf junge Mitarbeitende, Praktikantinnen, Praktikanten und Berufseinsteigende gesetzt – vermehrt in der Vergangenheit, aber zu großen Teilen auch heute noch. Wie ist dazu eure Position?

»Das Durchschnittsalter ist durch viele langjährige Mitarbeiter im Laufe der Jahre stark gestiegen. Bei unseren letzten Firmenfeier in 2022 sind 12 Mitarbeiter ausgezeichnet worden, die zehn oder mehr Jahre im Unternehmen waren. Aktuell hat Daedalic keine Praktikanten oder Auszubildende und nur wenige Berufseinsteiger (nur Studium) im Team. Das war in den letzten 5-10 Jahren bereits so.

In den ersten Jahren hat Daedalic stärker auf Berufseinsteiger gesetzt. Hintergrund dafür war, dass Daedalic bis zum zweiten Unternehmensverkauf an Nacon immer ein unabhängiges Unternehmen ohne jedwede Investoren war.«

  • In Gesprächen wurde dem Unternehmen häufig vorgeworfen, zu geringe Gehälter zu bezahlen – wie steht ihr dazu?

»Daedalic zahlt jedem Mitarbeiter ein marktangemessenes Gehalt. Jeder Mitarbeiter kennt sein Gehalt zudem, wenn er zu uns kommt. Uns sind keine konkreten Vorwürfe einzelner Mitarbeiter bekannt. Das jeder gern mehr verdienen möchte, liegt in der Natur der Sache.«

  • Uns wurde von einem Ereignis zur Einführung des Mindestlohngesetzes erzählt, bei dem sich die Firma erst geweigert hätte, die entsprechend angepassten Gehälter zu bezahlen. Auf Nachdruck der betroffenen Personen wäre es zu fristlosen Kündigungen gekommen. Ist das korrekt?

»Wie bereits erläutert, war Daedalic – wie viele andere Unternehmen auch – damals dazu gezwungen, Kündigungen auszusprechen, weil eine Beschäftigung zu den neuen gesetzlichen Bedingungen in einigen Fällen wirtschaftlich nicht mehr tragbar war. Das hatte nichts mit ›Nachdruck‹ zu tun, das war damals leider die Konsequenz der Gesetzesnovelle, die wir ebenso bedauert haben wie die betroffenen Mitarbeiter.

  • Zu oben genanntem Fall wurde außerdem ein Schreiben erwähnt, das betroffenen Personen zur Unterschrift vorgelegt worden sei. Damit sollten sie bestätigen, ein freiwilliges Praktikum im Rahmen der beruflichen Orientierung im Unternehmen zu absolvieren, wodurch sie keinen Anspruch auf Mindestlohn gehabt hätten – der Wahrheit hätte dies aber nicht entsprochen. Ist das richtig?

»Wir haben seinerzeit bei Einführung des neuen Mindestlohns versucht, in jedem Einzelfall im Rahmen der arbeitsrechtlichen Möglichkeiten eine passende Lösung zu finden, da die Alternative die Kündigung gewesen wäre. Voraussetzung war immer das Einverständnis des jeweiligen Mitarbeiters. Was mit dem von Ihnen angesprochenen Schreiben gemeint sein könnte, können wir nicht nachvollziehen, zumal nach all den Jahren. Gern werden wir dies prüfen, wenn uns dies vorgelegt wird.«

  • In Aussagen hieß es, dass Überstunden weder ausgezahlt, noch abgebaut werden können und laut Ansicht des Unternehmens einfach Teil des Jobs wären. Stimmt das?

»Das ist falsch. Daedalic hält sich stets an die vertraglichen Vereinbarungen. Wenn es zu Spitzenzeiten wie etwa kurz vor einem Release zu angeordneten Überstunden kommt, konnten und können die betroffenen Mitarbeiter diese Zeit in Abstimmung mit dem jeweiligen Projektmanager und der HR-Abteilung wieder ausgleichen.«

  • In Gesprächen wurden uns CEO Carsten Fichtelmann und COO Stephan Harms als cholerisch und herrisch beschrieben – nicht selten sei es zu Tränen am Arbeitsplatz gekommen und Personen angebrüllt worden. Wie stehen sie zu den Vorwürfen?

»Dieser Vorwurf überrascht uns sehr, da aus unserer Sicht bei Daedalic ein freundschaftliches Betriebsklima herrscht und das Prinzip der jederzeit offenen Tür gilt. Das beschriebene Verhalten können wir in keinem Fall bestätigen, tatsächlich erfährt die Geschäftsleitung viel Lob dafür, immer ein offenes Ohr für das Team zu haben. Sollte wirklich einmal ein Mitarbeiter unzufrieden sein, wäre der richtige Ansprechpartner in der Regel die HR-Abteilung. Wenn diese Möglichkeit nicht wahrgenommen wird, ist es für uns als Arbeitgeber natürlich schwer, auf angebliche Vorwürfe anonymer ehemaliger Mitarbeiter zu antworten.«

  • Aussagen zufolge sei der erste Gameplay-Trailer von Gollum trotz interner Anmerkungen, dass die Qualität des Gezeigten nicht optimal sei, veröffentlicht. Ist das richtig?

»Es gab viele Trailer und wir teilen die Ansicht, dass es Trailer gab, bei denen man bessere Assets hätte wählen können.«

  • In weiteren Gesprächen wurde die starke Fluktuation im Unternehmen kritisiert: Durch suboptimale Bedingungen (Gehalt, Arbeitszeit, Klima) wäre in der Firma viel rotiert worden. Dieser Umstand sei früher stärker ausgeprägt gewesen, aber auch noch bei der Entwicklung von Gollum gegenwärtig. Ist das korrekt?

»Das können wir nicht bestätigen. Es gab über viele Jahre ein Kernteam, dass gerade in den Jahren 2007 bis 2016 sehr viele erfolgreiche 2D Adventures produziert hat. Die Fluktuation bezog sich vor allem auf Mitarbeiter, die uns in Richtung größerer Mitbewerber sowie im Zuge der Auflösung des 2D Teams verlassen haben. Darüber hinaus gibt es bei Daedalic sehr flache Hierarchien, die es den Mitarbeitern ermöglichen, von einem Bereich in einen anderen zu wechseln und auch aufzusteigen. Das sehen wir als großen Vorteil, auch im Vergleich zu anderen Unternehmen.«

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