Hogwarts Legacy: Wie die Open World meine große Enttäuschung in Begeisterung verwandelt

Meinung: Die Kulissenwelt und ihre statischen Schauspieler konnten Natalie zunächst so gar nicht überzeugen. Nach 70 Spielstunden ist sie verliebt.

Testerin Natalie war enttäuscht von der Kulissenwelt in Hogwarts Legacy. Nach 70 Stunden ist sie begeistert. Testerin Natalie war enttäuscht von der Kulissenwelt in Hogwarts Legacy. Nach 70 Stunden ist sie begeistert.

Manchmal bin ich ein schwieriges Publikum. Oft wird mir vorgeworfen, ich würde nicht ausreichend über Witze anderer lachen oder mich zu sehr an Kleinigkeiten festbeißen. Und ja, ich gebe zu, dass ich häufig hohe Ansprüche habe.

Wenn ich also schon bei einem Preview-Event sehe, dass die Charaktere in der Welt von Hogwarts Legacy sehr statisch wirken und meine ersten Spielstunden diesen Eindruck bestätigen, bin ich erstmal enttäuscht. Dass es ausgerechnet diese Zauberer und Hexen sind, die mich noch nach über 70 Stunden in das Spiel zurücklocken, hätte ich nie erwartet.

Hogwarts, die Schule für hölzerne Statisten

In meinen ersten Spielstunden habe ich es vermieden, in Hogwarts stehen zu bleiben. So sind mir nämlich etliche Fehlerchen aufgefallen, die mich aus dem sonst so magischen Atmosphäre-Schleier gerissen haben.

Auf der Bank in der Haupthalle sitzen zwei Schülerinnen und führen beim Essen ihrer Bertie Botts Bohnen die exakt selben Bewegungen aus. Die Quidditch-Spielerin auf dem Rasen wartet geduldig auf ihren Einsatz und führt ihre Aktionen erst aus, wenn ich vor ihrer Nasenspitze stehe. Der eigentlich blinde Slytherin-Schüler Ominis Gaunt packt plötzlich ein Buch aus und fängt an, zu lesen.

Natalie Schermann
Natalie Schermann

Potter-Expertin und Hogwarts Legacy-Testerin Natalie bekommt einfach nicht genug von der Welt der Zauberer. Selbst nach über 70 Spielstunden entdeckt sie neue Dinge und Easter Eggs. Manche sind sogar so gut, dass sie ihre ursprüngliche Meinung ändern!

Ominis, willst du uns nicht etwas sagen? Mit der Zeit lernte ich, über kleine Unstimmigkeiten hinwegzusehen, um mich von der eigentlich so tollen Kulisse verzaubern zu lassen. Ominis, willst du uns nicht etwas sagen? Mit der Zeit lernte ich, über kleine Unstimmigkeiten hinwegzusehen, um mich von der eigentlich so tollen Kulisse verzaubern zu lassen.

Und wusstet ihr schon, wie umständlich das Reisen vor der Erfindung von Flohpulver war? Nein? Dann seid ihr im Spiel wahrscheinlich noch nie an der Schnellreisepunkt-Lady vorbeigekommen, die mir ihren Einzeiler mittlerweile bestimmt schon tausende Male ins Ohr gebrüllt hat.

Klar, ihr könnt euch wie ich zu Beginn die Stimmung von diesen Unstimmigkeiten versauen lassen. Oder aber ihr drückt ein Auge zu. Denn wenn ihr über die generischen Statisten und sich wiederholende Muster hinwegseht, erwarten euch so viele kleine und zauberhafte Geschichten in der Welt von Hogwarts Legacy.

Kontroverse um J.K. Rowling

Kommentare der Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling über trans Personen führten wiederholt zu Kontroversen. Dieser Artikel erklärt Rowlings Aussagen und fasst Reaktionen von Betroffenen zusammen. Die Autorin ist nicht direkt an der Entwicklung von Hogwarts Legacy beteiligt, profitiert aber durch die Markenrechte indirekt von Gewinnen der Marke Harry Potter.

Eine zauberhafte Kulisse

Auf jeden Standardspruch und jede synchron ausgeführte Bewegung folgen in Hogwarts Legacy Dutzende zauberhafte Details in der Schule und der Open World. All das hätte ich fast übersehen, weil ich mich zu sehr auf die negativen Auffälligkeiten verbissen habe.

Aber bei Merlins Bart, die Welt hat so viel mehr zu bieten! Wie gerne breche ich in Hogsmeade in fremde Häuser ein. Mal treffe ich auf eine Gruppe sturzbesoffener Zauberer, mal auf einen zugedröhnten Herren, dessen magisches Experiment mit Kesseln etwas aus dem Ruder gelaufen ist.

Diesen Schüler, der nachts alleine an Zaubertränken werkelt, habe ich erst nach Abschluss der Hauptstory entdeckt. Diesen Schüler, der nachts alleine an Zaubertränken werkelt, habe ich erst nach Abschluss der Hauptstory entdeckt.

In Hogsmeade beklagt sich ein verzweifelter Teenager bei seiner Mutter, weil ihn die verzauberten Socken immer zum Tanzen zwingen. In der Nähe fragt ein kleines Mädchen ihren Papa, was denn mit dem Jungen da los sei. Während ich kichernd durch die Straßen laufe, fällt mir ein Geschäft auf, das ich vorher noch nicht betreten konnte. Jetzt ist nicht nur die Tür stets offen für mich, der Ladenbesitzer entschuldigt sich auch noch dafür, dass er erst jetzt geöffnet hat.

Auch in Hogwarts selbst ist alles viel dynamischer, als es für mich auf den ersten Blick gewirkt hat. Schüler stecken sich fragwürdige Süßigkeiten in den Mund und spucken Feuer. Im Gang nebenan halten zwei Schülerinnen ihren Kumpel fest, der plötzlich meterweit über dem Boden schwebt.

Das Beobachten von Geistern in Hogwarts gehört zu meinen liebsten Beschäftigungen! Das Beobachten von Geistern in Hogwarts gehört zu meinen liebsten Beschäftigungen!

All diese Begegnungen und kleinen Storys bringen so viel Lebhaftigkeit in die Welt und wirken nie aus der Luft gegriffen oder überspitzt. Manche Geschichten sind einfach nur albern. Manchmal bekomme ich aber auch kleine Hintergrund-Häppchen zur Welt und dem Alltag der Zauberer und Hexen.

Nach über 70 Spielstunden habe ich die Hauptstory durch, die meisten Nebenquests erledigt und laufe meist ziellos durch die Gegend, um alles aufzusaugen. Meine anfängliche Enttäuschung über die Kulissenwelt war unbegründet. Es sind jetzt nämlich genau diese Bühne und ihre Schauspieler, die mich am Feierabend für ein paar Stunden verzaubern.

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