Genre: Ego-Shooter| Entwickler: Ubisoft Montreal | Plattformen: PC, Xbox One, PS4 | Release: Sommer 2020
Klare Ansage: Mit Hyper Scape (nicht Space!) steigt Ubisoft ins Battle-Royale-Business ein. Und zwar mit Anlauf. Einfach direkt mit dem Kopf vorweg ins Wasser gehüpft. Nur wird das Becken damit langsam ziemlich voll, denn dort paddeln schon Spiele wie Fortnite, Apex Legends, PUBG oder Call of Duty: Warzone herum. Irgendwo hinten plantscht auch noch Battlefields Firestorm-Modus, allerdings wurden dessen Eltern schon vom Bademeister benachrichtigt.
Da stellt sich einen doch die Frage: Warum? Was kann Hyper Scape zu diesem Genre noch beitragen, was es da draußen nicht schon gibt? Muss es vielleicht sogar einen anderen Schwimmer verdrängen, um nicht unterzugehen? Und kann es das? Wir haben den neuen Battle-Royale-Anwärter bereits ausgiebig gespielt und können an dieser Stelle zumindest schon verraten: Ein Trittbrettfahrer ist Hyper Scape nicht. Dafür hat der Ego-Shooter nämlich zu viele eigene Ideen.
Worum geht es in Hyper Scape überhaupt?
Wie Apex wird Hyper Scape ein futuristischer Shooter. Im Gegensatz zu Apex Legends mit dessen Titanfall-Vorlage bedient sich Ubisoft jedoch bei keiner etablierten Welt.
Hyper Scape hat nichts mit Watch Dogs, Assassin's Creed und Co. zu tun. Es erschafft sein eigenes Universum. Wie durch den ersten Leak und der ominösen Website für das Unternehmen Prisma Dimensions schon bekannt wurde, handelt es sich bei dieser neuen Welt im Grunde aber nur um eine Simulation, die im Jahr 2054 erschaffen wird. Ein Spiel im Spiel also. Das Hyper Scape ist ein virtueller Raum, in den die Menschen der Zukunft vor der überfüllten Realität flüchten.
Den meisten Ruhm und das meiste Geld lässt sich darin in New Arcadia verdienen. Einer virtuellen Stadt, die ein wenig an Paris erinnert. Dort wird die Kronenjagd ausgetragen, wobei es sich eben um das eigentliche Battle Royale handelt.
Was macht Hyper Scape besonders?
Ubisoft weiß, dass sie sich in ein umkämpftes Gebiet begeben. Und spät dran sind sie aus. Trotzdem vermitteln die Entwickler, wie überzeugt sie von ihrem Projekt sind. Die größte Chance sehen sie in den Battle-Royale-Neuerungen, die sie ins Feld führen. Nur müssen die von den Spielern angenommen werden. Diese Innovationen bestehen aus drei Säulen:
1. Eine urbane Map
Hyper Scape wird der erste Battle Royale, der in einer einzigen, großen Stadt spielt. Anders als bei Apex oder auch Fortnite, gibt es keine Canyons, Seen oder kleine Dörfer. Das allein soll Hyper Scape schon von der Konkurrenz abheben. Denn dadurch entsteht eine sehr andere Art zu spielen.
New Arcadia bietet Wolkenkratzer, enge Häuserschluchten, offene Plätze und begehbare Häuser. So können Gefechte oft sehr unterschiedlich ablaufen. Sich auf engem Raum in einem Treppenhaus zu beschießen, fühlt sich anders an als in der großen Halle von Notre Dam oder auf den Dächern. Denn auch die spielen in Hyer Scape eine wichtige Rolle. Vertikalität ist das Schlagwort, mit dem Hyper Scape punkten will.
2. Neue Gameplay-Mechaniken
Als zweites muss dass Gameplay Spielern einen Anreiz liefern. Deshalb machen die Entwickler auch in diesem Bereich ein paar Dinge anders. Gleich bleibt die grundlegende Prämisse eines Battle Royales. Entweder zu dritt oder allein springen Spieler von oben auf die Map, sammeln Waffen auf und kämpfen dann so lange, bis nur noch einer steht. Hyper Scape bietet aber noch mehr:
- Die Krone: Es müssen nicht immer alle Gegner sterben. Ein Team gewinnt auch dann, wenn es eine spezielle Krone für 45 Sekunden hält. Diese Krone spawnt erst gegen Ende eines Matches und wer sie trägt, wird für alle anderen Spieler markiert.
- Die Hacks: Neben Waffen sammeln Spieler auch sogenannte Hacks ein. Das sind 9 Spezialfähigkeiten nämlich Unsichtbarkeit, Rüstung, eine Wand, Heilung, Teleport, Minen, Gegner offenbaren, eine Druckwelle nach einem Sprung oder man verwandelt sich in einen Ball und springt umher (huiii). Jeder Spieler kann immer zwei Waffen und zwei Hacks tragen.
- Fusion: In Hyper Scape macht es nichts, wenn ihr mal eine Waffe doppelt findet oder einen Hack. Die können dann einfach miteinander kombiniert werden, was sie stärkt. Bis auf Rang 5 lassen sich Waffen und Hacks aufstufen und wer im Finale eine Chance haben will, sollte diese Option wahrnehmen.
- Geister: Wer stirbt, kann weiterhin mitspielen. Zumindest als Teil eines Teams. Als sogenannter Geist können wir auch Tod die Gegend ausspähen und Kollegen warnen. Wenn ein Gegner stirbt, dann kann an dessen Stelle der Geist von einem Team-Mitglied wiederbelebt werden.
- Verfall: Die Map wird auch in Hyper Scape kleiner. Allerdings gibt es keinen Todbringenden Kreis, der sich zuzieht. Stattdessen werden die einzelnen Sektoren aus denen die Map besteht ausgeschaltet.
3. Streamer und Twitch
Ubisoft macht jetzt kein Battle Royale, weil sie unbedingt eins machen wollen. Sondern weil sie unbedingt Gaming und Streaming stärker miteinander verbinden möchten. Und dafür bietet sich das Genre laut Entwickler am meisten an. Hyper Scape wurde von Grund auf und in Zusammenarbeit mit Twitch fürs Streamen optimiert. Die Entwickler nennen das »Game as a spectacle«. Spieler werden dazu ermuntert, anderen Leuten beim Spielen zuzuschauen.
Um den Battle Pass aufzuleveln, reicht es beispielsweise auch, einfach einen aktuellen Live-Stream zu verfolgen. Zuschauer können sogar im Stream auf die Einladung eines Streamers reagieren und direkt als Squadmitglied ins Spiel joinen. Wenn gerade ein Match läuft, können die Zuschauer zudem aktiv darauf einwirken, in dem sie für Events abstimmen. So kann plötzlich die Schwerkraft aussetzen, oder überall tauchen Healthpacks auf.
Für wen ist Hyper Scape spannend?
Hyper Scape richtet sich nicht nur an Erwachsene. Damit unterscheidet es sich wiederum von Apex und Warzone. Beiden hat die USK ein 18er-Siegel aufgedrückt. Hyper Scape zielt auf ein viel jüngeres Publikum ab und wildert damit in Fortnites-Gebiet. Um das zu erreichen, verzichtet das Spiel auf Blut-Effekte und brutale Finisher. Besiegte Gegner lösen sich in Pixel auf.
Allerdings bedeutet das nicht, dass Hyper Scape leicht wird. Eher im Gegenteil. Das Battle Royale spielt sich sehr schnell und die urbane Umgebung erfordert gute Reflexe. Auch eure Aufmerksamkeit wird strapaziert. Immerhin können von allen Seiten Gegner lauern. Mit Doppelsprung und dem Slide sind Spieler sehr beweglich und halten eine Menge Schaden aus. Das fordert ganz schön! Spieler mit Battle Royale und Shooter-Erfahrung sind hier klar im Vorteil.
Wie schnell sich das alles spielt, erkennt man auch im ersten Gameplay-Trailer:
Was gefällt uns bisher? Was gefällt uns nicht?
Im Vorfeld der Ankündigung durften wir bei einem Online-Event teilnehmen und dort schon insgesamt etwa 2 Stunden in Hyper Scape reinspielen. Dabei konnten wir schon ein paar wichtige Rückschlüsse ziehen:
Stärken von Hyper Scape
- Die Krone, das urbane Spielfeld und die vielen spielerischen Innovationen bieten wirklich genug Abwechslung, um ein wenig frischen Wind in das Battle-Royale-Genre zu bringen.
- Die Bewegungsabläufe sind schnell, flüssig und bieten viele Optionen. Mit Sprungplatte auf den Balkon, via Doppelsprung aufs Dach und dann die Schräge runter sliden. Das fühlt sich gut an!
- Die vielen Kombinationen aus Waffen und Hacks geben allen Spielern genug Werkzeuge an die Hand, um einen ganz persönlichen Spielstil zu finden.
- Als Geist können wir auch weiterhin am Spiel teilnehmen und müssen nicht zuschauen - es wird sich aber zeigen müssen, ob diese Mechanik nicht vielleicht ausgenutzt werden kann.
Schwächen von Hyper Scape
- Die spielbaren Helden bleiben alle sehr blass. Da keiner festgelegte Fähigkeiten besitzt, spielt ihre Persönlichkeit im eigentlichen Battle Royale überhaupt keine Rolle.
- New Arcadia ist zwar nicht unübersichtlich, bietet im Vergleich zu den Karten in Fortnite oder Apex Legends dann aber doch weniger optische Abwechslung.
Was noch unklar bleibt
- Ob man den Fokus auf Streaming begrüßt oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Es wird aber spannend zu sehen, ob die Interaktion mit den Zuschauern keine Balancing-Probleme auslöst. Am Ende könnte daraus nämlich ein Kampf um die Popularität werden, wie bei den Hunger Games. Sollten die Events jedoch zu wenig Einfluss haben, gäbe es kaum noch einen Grund überhaupt abzustimmen.
Ubisoft ist auf jeden Fall ein wenig spät dran. Das wissen sie selbst und deshalb sahen sie sich wohl auch im Zugzwang bei Hyper Scape mit Innovation zu glänzen. Ob das letztlich ausreicht, um Fortnite und Konsorten zu verdrängen, muss sich zeigen. Eine Sache wurde bei der Anspiel-Session aber deutlich: Es ist kein hoffnungsloses Unterfangen!
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