Greift ein Spieleverbot?
GameStar Der Psychologe und Traumaforscher Christian Lüdke erklärt im ARD-Nachtmagazin vom 22. November, niemand werde durch Spiele gewalttätig. Er führt aus, frustrierte Menschen griffen zu gewalttätigen Spielen, weil diese zu ihren inneren Fantasiewelten passten. Doch wenn die Menschen schon vor dem Konsum der Spiele frustriert sind, greift ein Verbot der Spiele dann nicht ins Leere?
Josef Kraus Das stimmt so nicht. Auch ursprünglich stabile Kinder und Jugendliche machen solche Spiele mit, wenn ein Gruppendruck es vermeintlich gebietet. Dadurch multipliziert sich die »Botschaft« des Spiels. Psychisch stabile Jugendliche aus intakten Familien sind dadurch nicht unbedingt gefährdet. Und ich sage auch nicht, dass das Gewaltpotenzial nur von den Spielen herrührt. Es gibt keine monokausale Erklärung, hier wirken stets mehrere Belastungsfaktoren zusammen.
GameStar Zum Beispiel?
Josef Kraus Zum Beispiel Frust in der Schule und Probleme in der Familie. Wenn dann auch noch regelmäßiger Konsum eines »Killerspiels« dazukommt, ergibt das eine explosive Mischung. Die Spiele sind für mich daher ein wichtiger Faktor.
GameStar Sie sprechen die anderen Faktoren an. Der Amokläufer von Emsdetten hat sich beispielsweise für das Massaker an der amerikanischen Columbine-Schule interessiert, bei dem zwei Schüler 1999 13 Menschen erschossen. Halten Sie diesen Punkt für weniger aussagekräftig als seine Vorliebe für bestimmte Computerspiele?
Josef Kraus Natürlich können auch reale Ereignisse eine initiierende Wirkung haben. Das kennen wir bei Gewaltakten ebenso wie bei Selbstmorden. Doch Gewalt, die in der echten Welt verübt wird, kann man nur mit großem Aufwand und viel Präventivarbeit verhindern. Virtuelle Gewalt hingegen kann man verbieten.
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