Nach dem ersten von sieben Schauplätzen geht's mit der Spaßkurve zunächst bergab. Innenlevels sehen oft gleich aus, außerdem begegnen dem Spieler im ersten Drittel des Spiels vor allem Kultisten in roten Kutten, Kultisten in braunen Kutten, Kultisten in roten Kutten, Kultisten in braunen Kutten, manchmal aber auch Kultisten in braunen Kutten oder Kultisten in roten Kutten. Erst mit Level 4 nimmt Ion Fury wieder Fahrt auf und lässt das offenbar auf einem Kopiergerät vervielfältigte Feindgedöns vergessen.
Endlich neue Gegnertypen, da möchte man fast an einer Harfe zupfen und Hosianna grölen!Die Heldin ist eine Art Doppel-X-Chromosomen-Variante von Duke Nukem. Sie ballert also nicht nur mit Waffen, sondern auch mit sarkastischen Sprüchen. Alte Menschen versetzt ein »Domo arigato Mr. Roboto!« schon mal in nostalgische Gefühle, aber mit dem legendären, muskelbepackten Alien- und Schürzenjäger aus dem Hause 3D Realms kann das Frollein nicht mithalten. Kurioserweise hat Jon St. John, die englische Stimme von Duke Nukem, die Sprechrolle des irren Dr. Heskel übernommen.
Doom gelaufen
Zu erwarten war, dass der düstere Science-Fiction-Shooter altbacken aussieht wie ein Brötchen im Ententeich. Immerhin basiert er auf der (immerhin dezent modernisierten) Build-Engine von 1995, mit der zum Beispiel Duke Nukem 3D lief. Entwickler Voidpoint hat aus dem antiken Grafikmotor herausgeholt, was ging, um Atmosphäre zu erzeugen. Es wirkt in der heutigen Zeit trotzdem merkwürdig, wenn Gegner als zweidimensionale Sprite-Objekte mit gefühlt zwei Animationsphasen dargestellt werden.
Die Jugend des vergangenen Jahrtausends kennt Ähnliches noch, weil sie zum Beispiel den Modern Talking-Starschnitt der Zeitschrift Bravo nur sammelte und zusammenklebte, um Darts draufzuwerfen. Der heutige, Fortnite-verwöhnte junge Spieler kann Ion Fury nicht anschauen, weil es sonst zu spontanen Netzhautablösungen kommt.
Auch blöd: Die Gegner stecken dauerhaft in der intellektuellen Fastenzeit. Was sie in puncto künstliche Intelligenz sehr gut können: Sie rennen bei Gefechten umher wie aufgescheuchte Hühner, beherrschen perfekt das Nicht-in-Deckung-gehen und öffnen meisterhaft keine Türen. Die größte Stärke ist aber, sich so katzengleich zu bewegen wie die von Volkfesten bekannten weißen Papierröhrchen in Schießbuden.
Gebildete Menschen wie unsere Leser wissen natürlich, dass die besagten kleinen Zylinder sichgar nichtbewegen. Ja, das Einzellerhirn-Feindgesindel steht manchmal auch schlichtweg blöd rum. Einige scheinen sogar gehörlos: Der Kumpel rechts sinkt nach dem Platzen einer Granate darnieder, der Kollege daneben mustert weiter die hochinteressante Wand.
Das Ende
Ion Fury, das ursprünglich Ion Maiden hätte heißen sollen, bis eine Klage der Heavy-Metal-Band Iron Maiden dies verhinderte, ist ein reiner Einzelspieler-Titel. Es gibt allerdings so gut wie keine Zwischensequenzen. Die Story wird nur durch Dialoge zwischen unserer taffen Duchess Nukem und ihrem Widersacher weitergesponnen, was zu einem mageren Ergebnis führt. Levelbosse können hingegen sehr fett ausfallen, einige sind reichlich biestig. Wer für den nächsten Endkampf nicht genug Heilpakete aufgespart hat, sollte Beruhigungsmittel bereithalten.
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