KI-Stimme imitiert den Witcher-Sprecher und löst Kontroverse aus

Die Witcher Mod A Night to Remember imitiert Geralts Stimme mit einer KI - und das besorgt Synchronsprecher aus verschiedenen Gründen.

In A Night to Remember für Witcher 3 erlebt Geralt ein komplett neues, vertontes Abenteuer. In A Night to Remember für Witcher 3 erlebt Geralt ein komplett neues, vertontes Abenteuer.

Vor rund zwei Monaten haben wir euch das erste Mal über die Quest Mod »A Night to remember« für The Witcher 3: Wild Hunt berichtet. Diese setzt die Handlung um die Schurkin Orianna aus der Story-Erweiterung Blood and Wine in der verhältnismäßig bunten Provinz Toussaint fort. Dazu gibt's natürlich neue Abenteuer, Kämpfe und Entscheidungsmöglichkeiten, die sich auf den Verlauf der Geschichte auswirken.

Allerdings löst die kleine Fan-Erweiterung, die ihr auf Nexusmods herunterladen könnt, nun große Sorgen bei Videospiel-Synchronsprechern aus.

Clevere KI-Stimmen

Geralts Auftritt ist in den Quests und Zwischensequenzen der neuen Mod voll vertont - und das sogar mit einer Stimme, die der des echten Sprechers Doug Cockle zum Verwechseln ähnlich ist.

So kam Geralts Stimme in die Mod: Die Entwickler der Mod nutzten die aus Russland stammende Software Cybermind von den Cybermind Simulation Labs. Hiermit lässt sich eine KI anhand von bereits existierenden Aufnahmen trainieren, so dass sie anschließend neue Zeilen mit der ausgewählten Stimme generieren lassen. Die dabei entstandenen Voice Lines sind fast nicht vom echten Synchronsprecher zu unterscheiden.

Wie realitätsnah die KI arbeitet, seht ihr in folgendem YouTube-Video der Fan-Entwicker:

Link zum YouTube-Inhalt

Komplett neu ist die Technik allerdings nicht: Auf Webseiten wie vo.codes stehen dutzende Stimmen von Promis, Politikern und Seriencharakteren zur Verfügung, denen ihr alle möglichen Sätze in den Mund legen könnt. Mit dabei sind unter anderem Homer Simpson, Barack Obama, Arnold Schwarzenegger oder Sir David Attenborough. Auch auf der Entwicklerplattform Github gibt es Projekte, mit denen man in Echtzeit Stimmen »klonen« kann.

Sorge bei Synchronsprechern

Allerdings bereiten die technischen Fortschritte einigen Synchronsprechern große Sorgen. So bangt Jay Britton, dessen Stimme man unter anderem in Divinity: Original Sin 2 und Pathfinder: Kingmaker hören kann, auf Twitter um seinen Job:

"Wenn das wahr ist, ist das einfach herzzerreißend. Ja, KI könnte Dinge ersetzen, aber sollte sie das? Wir haben buchstäblich die Wahl.

Das Ersetzen von Schauspielern durch KI ist nicht nur ein rechtliches Minenfeld, sondern eine völlig seelenlose Entscheidung.

Warum nicht die gesamte menschliche Kreativität aus Spielen entfernen und KI einsetzen... "

Diverse Studios nutzen bereits ähnliche Software. So setzten die Rollenspiel-Experten von Obsidian auf das die Firma Sonantic, um den NPCs während der Entwicklung Platzhalterstimmen zu verleihen - so lässt sich leichter herausfinden, ob die Dialoge wie geplant funktionieren. Später werden die KI-Stimmen dann durch echte Synchronschauspieler ersetzt, wie sie in folgendem Video erklären:

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Ein weiteres Problem: Synchronsprecher fürchten, dass man ihnen mit so einer Software rufverletzende Aussagen, etwa rassistischer oder homophober Natur, in den Mund legen könnte. Allerdings betonte die Firma Sonantic im Gespräch mit dem Input Magazine, dass sich die Sprecher um Hassrede keine Sorgen machen müssen. Sollte ein Entwickler neue Zeilen mit der Stimme eines Schauspielers generieren wollen, müssen diese die Aufnahmen abschließend absegnen, um Missbrauch zu verhindern.

Allerdings wird niemand verhindern können, dass Leute die frei verfügbaren Alternativen für solche Zwecke nutzen - besonders in Kombination mit sogenannten Deep-Fake-Videos könnten so schon in naher Zukunft brisant manipulierte Materialien entstehen.

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