Wenn Spieler eines gewissen Alters über qualitätsverachtende Publisher-Monstrositäten der Achtziger-Jahre fachsimpeln, fällt vornehmlich der Name Ocean Software. Das liegt an legendär schlechten TV-Umsetzungen wie Knight Rider oder Miami Vice - doch es gab noch größere Softwareschurken als die Lizenzverwurster aus Manchester. Das Reich des Bösen hatte sein Hauptquartier in Birmingham aufgeschlagen, wo Geoff Brown und seine Gattin Anne unter dem Labelnamen U.S. Gold amerikanische Computerspiele in Großbritannien vertrieben.
Das wäre an sich nicht weiter schändlich, doch die Browns versuchten sich auch an Eigenproduktionen mit menschenverachtend niedrigen Qualitätsstandards. Hauptsache, die schnelle Kohle stimmte - diese Einstellung führte zu Husarenstücken wie World Cup Carnival, dem offiziellen Fußball-WM-Spiel von 1986. Dass es sich bei der Software um eine nahezu unveränderte Wiederveröffentlichung der zwei Jahre alten Kickerkrücke World Cup Football handelte, war mindestens ebenso überraschend wie der ungeahndete Einsatz der Hand Gottes im Viertelfinalspiel zwischen Argentinien und England.
U.S. Gold, das war viel Marketinggedöns und wenig Spiel dahinter. Ausgerechnet diesen Katastropholixen, deren Eigenproduktionen einen Hang zur ansatzweise betrügerischen Windbeutelware hatten, wurde 1988 die wertvollste und wuchtigste Lizenz der Rollenspielwelt anvertraut: Dungeons & Dragons. Was sollte schon schiefgehen?
Der Autor
Heinrich Lenhardt berichtet seit 1984 über Computerspiele und hat neben legendären Klassikern auch so manches merkwürdige Machwerk erlebt. Er erinnert sich noch an schöne Herbstabende 1988, als Pool of Radiance in seinem 5¼-Zoll-Diskettenlaufwerk ratterte. Umso größer war der Kulturschock angesichts der buckligen D&D-Verwandtschaft in Gestalt von Heroes of the Lance.
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