Marvel's Midnight Suns könnte eines der spektakulärsten Strategiespiele des Jahres werden

Das neue Spiel der XCOM-Macher zeigt erstaunliches Potenzial. Strategie-Experte Moerp konnte es schon spielen und war hellauf begeistert. Das erwartet euch im Oktober.

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Während Marvel in den Kinos seit über einem Jahrzehnt für überbordenden Erfolg steht, bleiben die Helden auf dem PC ein Risiko. Klar, Spiele wie Marvel's Spider-Man lassen die Kassen beben, doch es gibt eben auch Kandidaten wie Marvel's Avengers, das sowohl finanziell als auch qualitativ für enttäuschte Gesichter sorgt. Und selbst wenn ein Spiel objektiv super ist, kann es trotzdem auf der Strecke bleiben. So geschehen bei Marvel's Guardians of the Galaxy.

Wie steht es um das nächste große Projekt? Denn noch dieses Jahr erscheint am 7. Oktober 2022 Marvel's Midnight Suns. Ein Strategiespiel, das ausnahmsweise keinen so klangvollen Namen vorzuweisen hat. Denn die Midnights Suns stehen zu den Avengers in etwa so wie Akito zu Tempo-Taschentüchern. Kaum jemand kennt sie.

Midnight Suns: Die Rundenstrategiehoffnung im Marvel-Universum zeigt actionreichen Trailer Video starten 2:24 Midnight Suns: Die Rundenstrategiehoffnung im Marvel-Universum zeigt actionreichen Trailer

Doch dafür hat Midnight Suns eine andere Stärke: Dieses Rundenstrategiespiel wird von Firaxis entwickelt. Also von den Leuten, die Civilization und XCOM verantworten. Die Leute, die sich morgens Rundenstrategie aufs Toastbrot schmieren.

Trotzdem sind viele Strategie-Fans skeptisch. Zumal die Rede von einer Kartenmechanik nicht gerade tobenden Applaus auslöste. Diese zweifelnde Reaktion könnte sich als Fehler herausstellen. Inzwischen durften erste Personenkreise selbst in das Strategiespiel reinzocken - und sind ziemlich begeistert.

Darunter beispielsweise auch der YouTuber und Strategie-Guru Mr. Moerp, mit dem wir über seine Spieleindrücke ausführlich geredet haben.

Der Experte

Sebastian Gaugele alias Moerp spielt Strategiespiele seit 1989. Sein erstes Strategiespiel, dass er wirklich komplett durchgespielt hat, heißt Langrisser, das damals noch als Warsong verkauft wurde. Seit 2015 ist Moerp als Content Creator auf YouTube unterwegs, wo er sich einen Namen als Let's Player und Fachmann für Strategiespiele erarbeitet hat. Heute sitzt er als Content-Partner von Creative Assembly direkt an der Quelle, wenn es neue Spiele und DLCs aus der Total War Serie gibt. Darüber hinaus liebt er Paradoxspiele wie Hearts of Iron IV, Crusader Kings III und Stellaris, stößt aber auch andere Strategietitel nicht von der Festplatte. Dasselbe gilt auch für Spiele, die gute Storys bieten oder einen knackigen Survival-Aspekt in sich tragen. Moerp ist auch regelmäßig live auf Twitch zu sehen.

Die wichtigste Frage: Wie spielen sich die Rundenkämpfe?

Räumen wir den wichtigsten Punkt erst einmal aus dem Weg: Nein, Marvel's Midnight Suns spielt sich nicht weniger mitreißend oder strategisch als ein XCOM, nur weil Karten jetzt eine Rolle spielen. Natürlich erwecken die Kämpfe schon eher den Eindruck eines Kartenspiels als wir es vielleicht gewohnt sind, aber laut Moerp ändert das nichts daran, wie viel Spaß die Gefechte machen.

Die Grundlage

Darin haben wir die Kontrolle über meist drei unterschiedliche Helden, die sich nicht nur aus Teammitgliedern der Midnight Suns rekrutieren. Die Avengers haben ebenfalls ihre Finger im Spiel und schicken deshalb durchaus große Namen wie Iron Man, Captain Marvel, Dr. Strange und sogar Spider-Man in die Schlacht (ganz ohne die Big Player geht es also doch nicht). Die Riege wird aber eben zusätzlich um Helden aus der zweiten Reihe ergänzt und vor allem um magische Figuren wie Ghost Rider, Blade oder komplette Exoten wie Nico Minoru.

Wichtig dabei: Midnight Suns ist kein XCOM mit Marvelhelden. Die Kämpfe sind deutlich anders strukturiert. Schleichpassagen gibt es etwa gar keine, und die Kampforte sind auch eher mit kleinen interaktiven Arenen als großen Level-Umgebungen zu vergleichen. Um einen Kampf zu gewinnen, müssen wir unsere verfügbaren Fähigkeiten, die Level-Umgebung und die Gegnertypen clever miteinander ... sagen wir kombinieren. Das fühlt sich laut Moerp fast schon an wie ein Puzzle, nur eben mit deutlich mehr Krawumm.

Jeder heroische Angriff hat seine eigenen Spezialeffekte. Hier führt Blade seinen Stake gerade aus. Jeder heroische Angriff hat seine eigenen Spezialeffekte. Hier führt Blade seinen Stake gerade aus.

Das Spielsystem

Jeder Held verfügt über ein von uns zusammengestelltes Kartendeck aus 8 Karten, die vor einem Kampf miteinander gemischt werden. Bei drei Helden ergibt das also ein Deck aus 24 Karten. Davon ziehen wir sechs auf die Hand und dürfen jede Runde drei ausspielen, eine Figur bewegen, ein Item einsetzen und zwei Karten austauschen.

Je nach Karte agiert ein anderer Held oder eine andere Heldin, das können Angriffe, Heilung oder Buffs sein. Mit sogenannten Heldentum-Karten werden außergewöhnlich mächtige Angriffe ausgelöst. Dann pulverisiert Iron Man eine ganze Gruppe an Schlägern mit einem Raketenhagel oder Captain Marvel lasert mehrere Feinde aus ihrer Existenz. Diese Karten brauchen aber Heldentum-Punkte, die wiederum von allen anderen Karten aufgebaut werden.

Captain Marvel bereitet einen vernichtenden Photon Beam vor, der mehrere Gegner in einer Linie treffen kann. Captain Marvel bereitet einen vernichtenden Photon Beam vor, der mehrere Gegner in einer Linie treffen kann.

Der Zufall greift dabei deutlich weniger ins Geschehen ein als noch bei XCOM. Natürlich bleibt es ein Stück weit Glück, welche Karten auf der Hand landen, die Fähigkeiten sind aber nur in seltenen Fällen von zufälligen Schadens oder Trefferwürfen abhängig.

Das System sorgt laut Moerp für extrem launige, kurzweilige Kracher-Gefechte, die noch ein Stück bombastischer inszeniert werden als schon bei XCOM. Es fühlt sich einfach sehr gut an, mit den Helden mächtige Schurken samt ihrer Handlanger auseinanderzunehmen - ohne dabei an strategischen Anspruch zu verlieren. Klingt klasse!

Wenn ihr das mal in Aktion sehen wollt, schaut doch in Moerps Gameplay-Präsentation:

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Wie gut klappt die Mischung aus Rollen- und Strategiespiel?

Es sind nicht nur die Avengers und die Midnight Suns, die sich den Feinden in den Weg stellen. Mehr als alle Spiele von Firaxis zuvor ist Midnight Suns außerdem ein taktisches Rollenspiel. Das geht soweit, dass wir kurz nach dem Tutorial bereits unsere eigene Spielfigur basteln. Das Aussehen lässt sich dabei komplett frei bestimmen, ihr Hintergrund ist aber in jedem Fall gesetzt.

Wir erstellen eine Figur namens Hunter, die viele Jahre lang begraben war und nun von Dr. Strange und Co. wieder ins Leben gerufen wird. Hunter gilt als die einzige Hoffnung im Kampf gegen die Dämonengöttin Lilith (Diablo 4 lässt grüßen). Deshalb ist Hunter in der Regel auch gesetzt und verfügt über das größte Potenzial zur Individualisierung. Zwar können wir alle Helden trainieren und verbessern, nur Hunter stehen dafür aber drei unterschiedliche Entwicklungspfade offen.

Bei der Charaktererschaffung von Hunter haben wir die Wahl uns für ein Geschlecht zu entscheiden und darüber hinaus vor allem die Optik der Haut, Augen und Haare anzupassen. Bei der Charaktererschaffung von Hunter haben wir die Wahl uns für ein Geschlecht zu entscheiden und darüber hinaus vor allem die Optik der Haut, Augen und Haare anzupassen.

Jeder davon schaltet andere Fähigkeiten frei. Besonders spannend: Diese Pfade sind an unsere Entscheidungen in der Geschichte gekoppelt. In den filmreifen Dialogen müssen wir immer wieder Antworten geben und können dunkle Magie verteufeln, begrüßen oder neutral reagieren. Wählen wir eine extreme Reaktion, erzeugt das Dunkelheits- oder Lichtpunkte. Diese Punkte sind wiederum notwendig, um in den entsprechenden Talentbaum zu skillen. Unsere Charakterisierung von Hunter legt damit aktiv fest, welche Fähigkeiten diese Figur im Kampf einsetzen kann.

Was gibt es sonst noch zu tun?

Gespräche werden in erster Linie in der sogenannten Abby geführt. Eine alte magische Abtei in einer Taschendimension, die den Avengers und Midnight Suns als Hauptquartier dient. Von hier aus geht es auf verschiedene Haupt- oder Nebenmissionen, aber wir können als Hunter ebenso mit allerlei Helden anbändeln und sie von einer sehr menschlichen Seite erleben.

Je nach Sympathie darf Hunter persönliche Gespräche führen und dann eventuell Figuren wie Captain Marvel dazu einladen, nachts den Sternenhimmel zu beobachten oder mit Nico Minoru einen Filmabend zu verbringen. Das klingt schon romantisch, echte Liebesbeziehungen sind mit den Helden laut Creative Director Jake Solomon jedoch nicht möglich. Dafür aber immerhin sehr, sehr enge Freundschaften.

In The Hell Forge können wir bei Doctor Strange wichtige Forschungen durchführen lassen. Diese kosten uns Zeit und manchmal auch ein paar Credits und erfordern ein bestimmten Research Level um sie durchführen zu können. In The Hell Forge können wir bei Doctor Strange wichtige Forschungen durchführen lassen. Diese kosten uns Zeit und manchmal auch ein paar Credits und erfordern ein bestimmten Research Level um sie durchführen zu können.

Immerhin gefallen Moerp, wie unterhaltsam diese Dialoge inszeniert und auch geschrieben sind. Gerade Iron Man und Dr. Strange sollen sich permanent foppen und so für einige Lacher sorgen. Beide sind aber auch hilfreich bei der Forschung in der Hell Forge. Hier werden neue Items entschlüsselt oder Karten freigeschaltet.

Ganz so wartungsintensiv wie das Hauptquartier in XCOM scheint die Abby aber nicht zu sein. Zumindest gab es davon fürs erste noch nicht viel zu sehen. Es gibt wohl Bereiche, die erst später zugänglich werden, doch was dort auf uns wartet, bleibt erstmal fraglich.

Insgesamt gilt es natürlich abzuwarten, ob Midnight Suns tatsächlich so gut wird, wie die ersten vier Stunden vermuten lassen. Eins ist aber gewiss: Fans von Rundenstrategie müssen den Titel dieses Jahr auf dem Heldenradar haben.

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