Mass Effect: Bioware darf Andromeda jetzt nicht aufgeben!

Meinung: Viele Fans wollen Mass Effect: Andromeda einfach vergessen. Das wäre aber ein Fehler, findet Elena. Denn Mass Effect 5 könnte enorm vom Vorgänger profitieren.

Mass Effect: Andromeda braucht dringend eine Fortsetzung. Mass Effect: Andromeda braucht dringend eine Fortsetzung.

Ich glaube, wir sind manchmal nicht ganz fair zu Mass Effect: Andromeda. Das Open-World-Rollenspiel reicht vielleicht nicht an die Shepard-Trilogie heran, was denkwürdige Charaktere und nachhallende Entscheidungen angeht. Aber Bioware hatte für seine neue Story auch gerade einmal ein Spiel lang Zeit, nicht drei.

Andromeda legt nur den Grundstein für eine weitere Geschichte und steckt als Neuanfang voller spannender Ideen, die die Originaltrilogie weiterdenken. Deshalb wäre es für mich ein großer Fehler, bei Mass Effect 5 wieder komplett neu anzusetzen.


Die Autorin:
Elena (@Ellie_Libelle) war zum Release etwas enttäuscht von Mass Effect: Andromeda, weil sie Shepard, Garrus und Co. vermisste. Erst als sie die alten Gefährten losließ, hatte sie plötzlich über 100 Stunden lang Spaß im Rollenspiel. Das bringt trotzdem einige Schwächen mit, überzeugt aber als aufregende Sci-Fi-Welt, die zum Erkunden und Entdecken einlädt und mit der Suche nach einer neuen Heimat eine starke Motivation für alles liefert.

Shepard vs. Andromeda: Ein unfairer Vergleich

Andromeda wird den Shepard-Spielen nicht gerecht. Aber das war auch zu erwarten: Die Trilogie hatte drei Spiele und mehrere DLCs lang Zeit, sich zu entfalten. Wir erlebten unzählige denkwürdige Augenblicke mit Tali, führten philosophische Gespräche mit Legion, retteten gemeinsam eine ganze Galaxie vor den Reapern. Die Charaktere entwickelten sich weiter und wuchsen uns mit der Zeit ans Herz.

Andromeda bringt auf dem Papier vielleicht hundert Stunden Spielzeit mit. Der Story-Anteil fällt aber deutlich kleiner aus und hat die undankbare Aufgabe, völlig neue Figuren zu etablieren, die sich mit der alten Heldengarde messen müssen. Neue Begleiter wie der sensible Angara-Widerstandskämpfer Jaal oder die abenteuerlustige Asari Peebee lernen wir im Rahmen der Kampagne noch längst nicht so gut kennen.

Genauso wenig Pathfinder Ryder als Shepard-Ersatz, die Tempest als neue Normady oder die Welten fernab der bekannten Milchstraße. Warum Mass-Effect-Fans das alles überhaupt so sehr lieben, erfahrt ihr übrigens hier im Video-Rückblick:

Die zehn besten Rollenspiele - Platz 7: Mass Effect - »Ich bin im Zimmer auf und ab gerannt, weil ich mich nicht entscheiden konnte« Video starten 8:22 Die zehn besten Rollenspiele - Platz 7: Mass Effect - »Ich bin im Zimmer auf und ab gerannt, weil ich mich nicht entscheiden konnte«

Was Bioware meisterhaft einfängt, ist aber die Aufbruchsstimmung. Spieler und Helden mussten beide das vertraute Universum hinter sich lassen und den Schritt ins Ungewisse wagen. Wir kämpfen nicht gegen eine fremdartige Alien-Bedrohung, wir sind die Außerirdischen, die voller Verzweiflung und Hoffnung nach einer neuen Heimat suchen. Das ist eine starke Prämisse, die ein Andromeda 2 jetzt wieder aufgreifen sollte.

Wie stehen die Chancen für eine Fortsetzung?

  • Auf den ersten Artworks zu Mass Effect 5 finden sich unter anderem Hinweise auf die Angara und Remnant-Ruinen, die auf eine Rückkehr in den Heleus-Cluster hindeuten. Es kann sich aber genauso gut um Platzhalter oder zufällige Ähnlichkeiten handeln.
  • Offizielle Verkausfzahlen gibt es nicht. Aber laut Analyst Michael Pachter hat Andromeda sich im Launch-Quartal 2,5 Millionen Mal verkauft und 110 Millionen Gewinn eingespielt. Das klingt hoch, liegt aber unter den 3 Millionen, die allein für den Release-Monat März erwartet wurden.
  • Andromeda legte den zweitbesten physischen Launch nach Mass Effect 3 hin, schaffte es bei den digitalen PC-Verkäufen aber nicht die 349.000 Exemplare des Vorgängers im Launch-Monat zu übertrumpfen.
  • EA Chief Executive Officer Andrew Wilson bezeichnete Andromeda außerdem als »polarisierend«. »Dennoch hab es aber gut performt und verfüge über starkes Spieler-Engagement«.
  • Andromeda war also sicher kein Flop für EA, aber überflügelte weder bisherige Mass Effects bei weitem, noch vergleichbare Open-World-Spiele.

Eine Fortsetzung könnte lose Handlungsfäden wie die brutalen Invasoren der Kett oder die Quarianer-Arche (Roman hin oder her) wieder aufgreifen und die bestehenden Orte, Kulturen und Charaktere weiter ausarbeiten. Alles auf Anfang bedeutet erneut neue Figuren, Orte und Geschichten, für die ein Spiel nicht ausreicht, um sich mit der Trilogie zu messen.

Noch schlimmer wäre für mich nur eine Rückkehr zu Shepard und Co: Ja, ich liebe die N7-Crew. Aber ihre Geschichte ist erzählt. Ein Prequel oder eine Parallelhandlung wären ein lahmer Aufguss von Altbekanntem, der die Reihe auf der Stelle treten lässt.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Ganz im Gegensatz zu Andromeda. Das etablierte haufenweise Neuerungen, die man jetzt weiterdenken kann. Nicht jede Mission erzählt eine großartige Geschichte, aber selbst einfache Sammelquests entpuppten sich als überraschend verzahnt. Und jeder noch so kleine Popelauftrag passte ins große Gesamtbild, alles diente dem Ziel, eine feindliche Umgebung zu unseren Gunsten zu verändern.

Loyalitätsmissionen, Romanzen, Entscheidungen oder auch die Dialoge fühlten sich natürlicher an, weil sich nicht alles um eine rote und eine blaue Option drehte. Andromeda fing dort Nuancen ein, wo Mass Effect vorher oft klare Gegensätze auf die Bildschirme pinselte.

Mass Effect: Andromeda - Testvideo: Ein polarisierendes Weltraum-Epos Video starten 7:21 Mass Effect: Andromeda - Testvideo: Ein polarisierendes Weltraum-Epos

Mehr als ein neues Mass Effect

Eigentlich lief die PC-Version zum Launch von Andromeda technisch rund. Aber die schwierige Entwicklungsgeschichte offenbarte sich in Details wie den nicht zeitgemäßen Animationen, die im Internet für Spott und Wut sorgten. Kein Wunder: Der Vergleich mit der Shepard-Trilogie war vorprogrammiert und die Erwartungen der Fans entsprechend hoch.

Ich konnte auch erst Spaß mit Andromeda haben, als ich es unabhängig von den alten Spielen betrachtete. Andromeda ist kein guter Nachfolger, aber ein vielversprechender Neuanfang. Knüpft Bioware hier mit Mass Effect 5 an, ist der schwerste Teil schon geschafft und sie können sich ganz auf ihre Stärken konzentrieren: großartige Geschichten mit Figuren, die wir nicht so schnell vergessen.

Kollege Fabiano ist da übrigens anderer Meinung. Er wünscht sich eine neue Geschichte, die von Andromeda lernt, aber das Rollenspiel bloß nicht fortsetzt.

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