Ich will mehr Mobile-Spiele! - Die meisten waren bisher einfach nur Mist

Die Spielergemeinde ist in Aufruhr wegen Diablo Immortal und auch Eve Echoes wird von Fans eher mäßig aufgenommen. Dabei könnten Smartphone-Versionen bekannter Spiele so gut sein, wenn man sie einfach richtig umsetzt, findet Mathias Dietrich.

Das Smartphone ist eine gute Plattform zum zocken, nur die Spiele fehlen noch. Das Smartphone ist eine gute Plattform zum zocken, nur die Spiele fehlen noch.

Ich spiel gern auf meinem Handy, einem Google Pixel 2XL. Ich mag Spiele für unterwegs. Eve Echoes und Diablo Immortal finde ich fast gut. Und nun hoffe ich, dass ich diese Kolumne noch beenden und das »fast« erklären kann, eh mich der wütende Mob findet.

Vielleicht hat die japanische Gesellschaft auf mich abgefärbt, vielleicht werd ich auch einfach nur alt. Denn ich habe mich dabei ertappt, wie ich eigentlich viel häufiger am Handy zocken will als am PC. Allerdings liebe ich nach wie vor die bekannten PC-Spiele und die meisten Handytitel sind ... naja ... generischer Müll: Meistens drehen sie sich einfach nur um Lootboxen und das Sammeln von Charakteren. Gameplay scheint eine reine Nebensache zu sein, die der Monetarisierung untergeordnet wird.

Mathias Dietrich

Kawaraban

Der Autor Mathias Dietrich (29) arbeitet seit 2015 als freier Autor für GameStar und schreibt News sowie Artikel. Seit einiger Zeit wohnt er in Japan und berichtet mit seiner Webseite Kawaraban über das Land und dessen Kultur. Hier sieht er jeden Tag jung und alt am Smartphone spielen. Das hat abgefärbt und mittlerweile kann er den handlichen Geräten als Spielplattform tatsächlich etwas abgewinnen und schreckt nicht einmal mehr vor Shootern mit Touch-Steuerung zurück.

Die Art zu spielen, die ich suche, ist simpel: Im Bett liegend mit dem Handy in der Hand. Doch die meisten Handyspiele geben mir einfach nichts. Sie leiden an den üblichen Problemen: Entweder sind sie zu simpel wie zum Beispiel Dragalia Lost von Nintendo, oder sie sind mit Mikrotransaktionen und Gacha-Mechaniken durchsetzt wie Fire Emblem: Heroes. Häufig ist gar beides der Fall. Was ich will, sind meine geliebten komplexen PC-Spiele ... aber eben am Handy.

Einen Weg, meinen Traum zu verwirklichen, sah ich mit Steam-Link. Valve veröffentlichte die Streaming-App für Android und erlaubt es mir nun einfach alle meine Spiele von meinem PC auf mein Handy zu streamen und mit der Touchsteuerung bedienen. So spiele ich Magic: The Gathering Arena, was mehr als gut funktioniert, aber auch Guild Wars 2, Battletech, RimWorld, Absolver und Path of Exile. Mit ein wenig Netzwerk-Frimelei kann ich die Titel sogar unterwegs, außerhalb meines Heimnetzwerkes spielen.

Selbst Guild Wars 2 kann ich trotz komplexer Steuerung mit Steam-Link auf dem Smartphone spielen. Etwas umständlich ist das aber schon. Selbst Guild Wars 2 kann ich trotz komplexer Steuerung mit Steam-Link auf dem Smartphone spielen. Etwas umständlich ist das aber schon.

Doch trotz der umfangreichen Möglichkeiten von Steam ist offensichtlich, dass die Entwickler diese Spiele nicht darauf auslegten, mit der Touch-Steuerung eines Handys bedient zu werden. Der Screenshot oben, der mein Steuerungs-Layout für Guild Wars 2 zeigt, sollte Bände sprechen. Außerdem ist da noch die Sache mit dem Datenvolumen, das man fürs Streaming verbrät. Was würde ich für einen professionellen Port geben, der nicht darauf angewiesen ist!

Offizielle Ports wären besser

Natürlich gibt es Spiele wie Star Wars: Knights of the Old Republic und Baldur's Gate: Enhanced Edition, die offiziell portiert wurden. Und auch Fanports wie OpenMorrowind und OpenXCom sind mir ein Begriff. Aber die wiederum hab ich bereits zu genüge auf dem PC gezockt und ehrlich gesagt fehlt mir da auch ein wenig die Multiplayer-Komponente. Ich brauche mehr. Ich brauche Titel wie Warframe, Eve Online oder Diablo 3. Ich brauche Titel, die der Entwickler regelmäßig mit neuen Inhalten versorgt und die ich ewig spielen kann. Das alles zudem wahlweise am PC oder Smartphone.

In OpenMorrowind auf Android kann ich sogar Mods nutzen! In OpenMorrowind auf Android kann ich sogar Mods nutzen!

Nun scheinen die großen Firmen langsam auf den Trichter zu kommen und kündigen Eve Online: Echoes und Diablo Immortal an. Doch was hört man hier? Von einem Third-Party-Studio entwickelt, möglicherweise gar nur ein Reskin und alles wird schön sauber von der PC-Version getrennt: Es gibt keine Möglichkeit, seinen bereits existierenden Account auf dem Smartphone weiterzunutzen oder gar mit PC-Spielern zusammen zu spielen. Dazu kommt außerdem eine mehr als heftige Monetarisierung, die den Spielspaß ins Bodenlose fallen lässt.

Dabei will ich einfach nur eins: Portiert die PC-Version so wie sie ist auf Smartphones. Passt die Grafik und das Benutzerinterface an die kleineren Geräte an und gebt mir eine vernünftige native Touchscreen-Steuerung. Dann noch Crosssave und Crossplay und ich wäre glücklich. Fortnite macht das zum Beispiel und auch Albion Online gibt's für Android. Möglich ist es also auf jeden Fall. Wieso können andere Firmen nicht nachziehen? Ich will kein Spiel, das »speziell für Smartphones« entwickelt wurde wie Diablo Immortal. Ich will meine umfangreichen PC-Spiele nativ auf meinem Handy daddeln.

Also liebe Entwickler: Wenn ihr mit der Ansage, ein ganzes Spiel von Grund auf neu für Handys entwickelt zu haben, PR macht, dann schreckt mich das eher ab. Steckt die Energie in einen vernünftigen Port und erweitert wirklich die Spielerbasis eurer bereits existierenden Titel, anstatt nur ein weiteres Anhängsel zu veröffentlichen. Das schaffen selbst eure Fans mit Projekten wie denen im folgenden Artikel. Und die werden nichtmal dafür bezahlt!

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