Folgende drei Phänomene kennen alle Eltern:
- Der zu umsorgende Säugling sieht aus, als würde er gleich zur Knochensäge greifen und dabei »Ich bin Chucky, die Mörderpuppe!« kreischen.
- Die als Beruhigungsmittel auserkorene Rassel hüpft wegen eines Erdbebens der Stärke 9,5 durch die ganze Wohnung, während Mama verzweifelt hinterherrennt.
- Kurz vor der Schlafenszeit kreuzt dann auch noch eine fliegende Untertasse auf, die den kleinen Stinker per Traktorstrahl zu entführen versucht.
Lange Rede kurzer Sinn: Der Mother Simulator fühlt sich an wie eine spielbare paranoid-halluzinatorische puerperale Psychose.
Baby im Bugwahn
Im Mother Simulator tummelt sich der eine oder andere Programmfehler. Ärgerlich, dass mancher Trigger nicht auslöst: Einmal wollte unser Bengel beim Baden nicht sauber werden. In einem zweiten Fall hätte er sich für die nächste Teilaufgabe eine Rassel wünschen müssen, was er jedoch nicht tat. Nach einem Neustart tauchten die Fehler nicht mehr auf. Bei einer Mission verschwand der Racker plötzlich. Sein Gegiggel war noch zu hören, was die Vermutung naheliegt, dass er durch die Wand teleportiert wurde - das Spiel weist ohnehin viele Clipping-Grafikfehler auf.
Windel of Change
Einige kreative Missionen machen den Mother Simulator, der allerdings Lichtjahre von einer Simulation entfernt ist, tatsächlich unterhaltsam. Spielerisch bewegt er sich zwischen Die Sims, Goat Simulator und Surgeon Simulator. Vor allem gilt es, die Bedürfnisse des Kindes zu befriedigen - in der realitätsnahen Ego-Perspektive.
Die Wünsche des Babys ploppen als Denkblasen über dessen Köpfchen auf. Es steht immer wieder Standardkram auf dem Programm: Fläschchen machen, pudern und wickeln, Schnuller bringen und so weiter und so fort. Die mitlaufende Stoppuhr sorgt für durchgängige Action. Erdbeben oder Aliens tun ihr Übriges.
Andererseits ist das Zeitlimit manchmal frustrierend knapp bemessen. Wenigstens bessern die verschrobenen Ideen die Laune immer wieder auf, der Spieler wirft schon mal Stinkwindeln 6,25 Meter weit durch den Flur, bestenfalls direkt in den Mülleimer. Warum? Die Basketballeinlagen sparen wertvolle Sekunden.
Darm-Apokalypse now
Je weiter sich Mutti durch die 17 Levels der Kampagne kämpft, desto mehr Stress entsteht. Sie muss zum Beispiel zwischendurch essen. Das wiederum führt Mama im Anschluss meist aufs Klo, weil der flotte Otto zu Besuch ist. Um nicht einzuschlafen, macht unsere Protagonistin Kaffee, den sie sich förmlich in den Hals schüttet: Tasse hoch über den Kopf halten, zurücklehnen und schon erledigt die Physik den Rest - wie beim Blumengießen.
Natürlich nutzen sich derlei Wiederholungstaten im Lauf der Zeit ab. Und dann wären da noch die Levels, die allzu sehr auf Zufall basieren: Wer fünf Minuten nach einem Trinkflaschensauger gesucht hat, der nach harten tektonischen Erdstößen von der Küche ins Wohnzimmer ausgewandert ist, findet das eher semimotivierend. Na ja, vielleicht kann man eine schlechte Doku-Soap für RTL draus machen, »Mitten im Beben« oder so.
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