Ni No Kuni: Remastered - Das wohl magischste Rollenspiel im PC-Test

Nach 6 Jahren schafft es der beliebte Konsolenklassiker als Remaster auf den PC. Kann sich der Zauber heute noch entfalten oder ist das Spiel mittlerweile überbewertet?

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Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin Remastered ist nicht nur ein langer Titel, sondern auch ein umfangreiches Rollenspiel. Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin Remastered ist nicht nur ein langer Titel, sondern auch ein umfangreiches Rollenspiel.

Ni No Kuni ist etwas Besonders. Die Charaktere und Welt wurden von dem renommierten Studio Ghibli (bekannt durch Prinzessin Mononoke) entworfen. Die Musik stammt zudem von deren Stammkomponisten Joe Hisaishi. Deshalb versprüht der Animestil einen warmen, menschlichen Charme. Umso herzzerreißender fällt schon der Prolog des JRPGs aus: Der kleine Junge Oliver erleidet einen herben Schicksalsschlag, ist von Trauer gezeichnet.

Durch seine Tränen erweckt er eine kleine Puppe namens Tröpfchen zum Leben. Das kleine Wesen weist ihm den Weg in eine Fantasiewelt. Dort soll die Chance bestehen, Olivers Schicksalsschlag wieder rückgängig zu machen, denn die magische Welt ist an unsere gebunden.

Für jeden Menschen im Königreich existiert ein Seelenverwandter in unserer Realität. Und diese Verknüpfung kann sich ein Nachwuchsmagier wie Oliver vielleicht zunutze machen. So beginnt eine knapp 80-stündige Reise, die viele Stärken, aber auch Schwächen klassischer JRPGs in sich vereint.

Bewegender Einstieg

Bereits nach wenigen Minuten ist offensichtlich: Bei Ni No Kuni geht es im Grunde eine klassische Heldenreise. Oliver landet an einem fremden Ort und muss über sich selbst hinauswachsen, um seinen Herzenswunsch erfüllt zu bekommen. Das Potenzial dieser Mär schöpft die Handlung kaum aus. Weder erforscht das Spiel die Schuldgefühle von Oliver eingehender, noch trifft er interessante Charaktere.

Die kuriose Entstehungsgeschichte
Ni No Kuni hat eine lange Entwicklungsgeschichte. Ursprünglich ist das japanische Rollenspiel 2010 für den Nintendo DS erschienen. Allerdings nur in Japan. Dazu gab es ein dickes Begleitbuch, aus dem man Zaubersprüche mit dem Stylus nachzeichnen konnte. Auf dem Handheld trug Oliver Kämpfe rundenbasiert auf einem Kachelfeld aus. 2013 erschien eine grafisch aufpolierte Version für die PlayStation 3, die es auch zu uns in den Westen schaffte. Sie ist die Basis für das Remaster. Das Begleitbuch findet man übrigens im Menü in digitaler Form - auch wenn der Witz mit dem Stylus natürlich verloren geht.

Sie bleiben oberflächliche Eckpunkte in einer besonders im Mittelteil schleppend erzählten Geschichte, bei der man endlose unvertonte Textboxen wegklickt. Klingt alles recht mau, doch in Ni No Kuni glänzt eher das "Wie" als das "Was".

Die Erforschung der Spielwelt ist einer der stärksten Aspekte des Spiels. Die Umgebungen sind märchenhaft schön. Die Erforschung der Spielwelt ist einer der stärksten Aspekte des Spiels. Die Umgebungen sind märchenhaft schön.

Das tolle Märchenflair zieht sich von Anfang bis Ende durch die Handlung. Besonders die Reise durch die magische Welt fühlt sich absolut einzigartig an: Ob weite Wüsten, verwunschene Wälder oder majestätische Städte. Die malerischen Landschaften motivieren zur Erkundung und man wartet bei jedem Kapitel gespannt, wohin es einen als nächstes verschlagen wird. Eben wie in einem Ghibli-Film.

Gelungen ist außerdem der Wechsel zwischen Märchenwelt und Realität: Um Rätsel zu lösen, muss Oliver hin- und her springen. Es macht Spaß herauszufinden, welche Elemente sich spiegeln und das gesamte Universum bekommt dadurch mehr Tiefe. Zum Beispiel gibt es in der Stadt Katzbuckel den großen, ruhmreichen Katzenkönig Tom.

In der echten Welt existiert er ebenfalls - bloß als kleiner, dicken Kater namens Timmy, der gar nicht königlich hinter Mülltonnen sein Schläfchen hält. Bestimmte Charaktereigenschaften verraten später jedoch eine nachvollziehbare Seelenverwandtschaft zwischen Tom und Timmy. Toll!

Monster sammeln in einer Märchenwelt

So bezaubernd und märchenhaft Ni No Kuni auch ist: Gerade im Vergleich zu jüngeren japanischen Rollenspielen kratzt es spielmechanisch eher an der Oberfläche. In klassischer JRPG-Manier reist man über eine Oberwelt-Karte, von der es in einzelne Gegenden geht. Kämpfe trägt man in separaten Arenen aus, bei denen Oliver und Gefährten sich frei bewegen können.

Selbst zur Waffe greifen tun sie dabei eher selten. Stattdessen befehligen sie sogenannte "Vertraute". Das sind knuffige Monsterchen, die Oliver im Laufe des Abenteuers sammelt. Quasi wie Pokémon. Die Suche nach den Wesen ist ein zentrales, extrem motivierendes Element. Vor allem, weil man sie mit Süßigkeiten in ihren Statuswerten spezialisieren kann und so beispielsweise gezielt "Damage Dealer" oder "Tanks" ausbildet.

Die Grafik sieht auch auf dem PC immer noch malerisch aus und ist kaum gealtert. Bloß ein paar Texturen hier und da sehen manchmal schwach aus. Die Grafik sieht auch auf dem PC immer noch malerisch aus und ist kaum gealtert. Bloß ein paar Texturen hier und da sehen manchmal schwach aus.

Je länger man spielt, desto stärker fallen jedoch Mängel im Balancing auf: KI-Begleiter verhalten sich dumm und sterben viel zu schnell. Und beim Einsatz von Fähigkeiten und Vertrauten reicht es stets aus, die stärkste Option zu wählen. Die meisten Gegner haben keine Angriffsmuster, die zum Umdenken anspornen. Taktisch anspruchsvoll geht anders. Ist ein Gegner doch einmal zu robust, levelt man ein wenig in der Umgebung auf und die Sache erledigt sich quasi von selbst.

Bis zu 80 Spielstunden lassen sich in Ni No Kuni investieren, doch besonders die vielen gleichförmigen Kämpfe werden mit der Zeit ermüdend. Größere Zwischen- und Endgegner bilden hier klare Höhepunkte, weil sie toll in Szene gesetzt sind und durch besondere Attacken mehr Strategie abverlangen.

Ist Ni Nu Kuni nun überschätzt? Ein bisschen, doch das muss gar nicht schlimm sein. Auch ohne Meisterwerk-Status handelt es sich zweifelsohne um ein sehr gelungenes Rollenspiel. Im Remaster sieht es zudem in 4K und 60 FPS auch am PC blendend aus (wobei die Videosequenzen anime-typisch in 24 FPS laufen).

Wir empfehlen einen Controller, denn die Bedienung wurde klar dafür optimiert. Alleine für die magische Ghibli-Welt gibt es von uns eine klare Empfehlung, spielmechanisch sollte man die eigenen Erwartungen jedoch ein wenig zurückschrauben, denn seinem grandiosen Ruf wird Ni No Kuni hier nicht ganz gerecht.

Kämpfe gegen End- und Zwischenbosse machen am meisten Spaß, auch wenn ihre Angriffsmuster nicht sonderlich einfallsreich sind. Kämpfe gegen End- und Zwischenbosse machen am meisten Spaß, auch wenn ihre Angriffsmuster nicht sonderlich einfallsreich sind.

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