Können Androiden Liebe empfinden? Diese Frage wurde schon vor über hundert Jahren in der Science-Fiction diskutiert, wir kennen sie aus Filmen wie Blade Runner, sie begegnet uns heute in aktuellen Werken wie Ghost in the Shell.
Das Action-Rollenspiel Nier: Automata schlägt in die gleiche Kerbe und wagt sich in einer dystopischen Welt an die großen philosophischen Fragen. Macht das Spaß? Eigentlich schon, denn bereits auf den Konsolen erwies es sich neben seines Tiefsinns auch als hervorragender Action-Prügler ist.
Umso mehr haben wir uns auf die PC-Version gefreut! Und umso enttäuschter sind wir nun, nachdem wir uns mit der durchwachsenen Portierung herumgeschlagen haben.
Das Spiel sagt 1080p, aber der Monitor verrät: Es sind nur 1050. ![]()
Das bizzare Auflösungs-Problem
Nier: Automata läuft im Vollbildmodus nicht mit der Auflösung, die wir eigentlich eingestellt haben. Die Grafik wirkt immer leicht verwaschen und hochskaliert. Tatsächlich verrät uns die Info-Funktion unseres Monitors: Bei 1920x1080 fährt das Spiel in Wahrheit auf 1650x1050 runter.
Im Fenstermodus läuft es in der korrekten Einstellung, allerdings enthält es von Haus aus kein Borderless Windowed, um sich exakt an unseren Bildschirm anzupassen. Dazu müssen wir externe Programme wie Borderless Gaming nutzen.
Nutzer auf Steam melden andere Probleme im Vollbild-Modus, darunter schwarze Balken oder ein verzerrtes Bild. Diese Fehler traten auf unserem Testrechner nicht auf.
Nichts ist so, wie es scheint
Und dabei ist Nier: Automata im Kern so ein faszinierendes Spiel! Wir steuern 2B, einen menschlich aussehenden Kampfroboter, der gemeinsam mit dem Kollegen 9S auf eine Aufklärungsmission zur verwüsteten Erde gesendet wird. Die Menschen sind schon lange auf den Mond geflüchtet und überlassen es autonom agierenden, im Orbit stationierten Androiden wie 2B, ihren Heimatplaneten von aggressiven Alien-Maschinen zu befreien.
Kaum haben unsere beiden synthetischen Protagonisten einen Fuß auf die Erde gesetzt, müssen sie feststellen: Die einst tumben Invasions-Maschinen beginnen Sprache und Kleidung von Menschen nachzuahmen! Diese Entdeckung ist der Beginn einer ganzen Reihe tragischer Entwicklungen, die nicht nur den Ausgang des Maschinenkrieges maßgeblich beeinflussen könnten, sondern die auch das Selbstverständnis der beiden Hauptfiguren in Frage stellt.
Nier: Automata - Screenshots ansehen
Um die vielschichtige, düstere Handlung komplett verstehen zu können, sollte man Nier: Automata in mehreren Durchläufen spielen. Wir fühlen uns an Platons Höhlengleichnis erinnert: Als zum ersten Mal die Credits über den Bildschirm laufen, glauben wir, die Wahrheit gelüftet zu haben. Doch startet man daraufhin mit dem Speicherstand das Spiel neu, ändert sich die Perspektive und neue Handlungsstränge liefern einen alternativen Blick auf das Geschehen.
Das geht sogar so weit, dass in weiteren Runden frische Gameplay-Elemente, Waffen, Gebiete oder sogar Boss-Kämpfe auftauchen. Bei Nier: Automata ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Zur Motivation trägt bei, dass wir Erfahrungspunkte und Fähigkeiten aus der vorherigen Runde übernehmen. Und es hilft natürlich, dass der eigentliche Spielablauf eine Menge Spaß macht.
Wenn die Maus die Action unterwandert
Wer im Philosophie-Unterricht gelangweilt abgewunken hat oder bei bedeutungsschwangerem Geblubber von Anime-Protagonisten genervt die Augen rollt, darf trotzdem einen Blick auf Nier: Automata riskieren: Wie schon bei Metal Gear Rising liefert Entwickler Platinum Games unübertroffen großartige Brawler-Action, die anpassungsfähig genug ist, um sowohl blutige Anfänger als auch beinharte Profis anzusprechen.
Der Nahkampf steuert sich auch mit Maus und Tastatur angenehm intuitiv: Leichter Angriff mit der linken, schwerer mit der rechten Maustaste, und schon ziehen wir eine irrwitzige Combo nach der anderen ab! Ähnlich wie in Bayonetta wird außerdem perfektes Ausweichen belohnt, indem sich ein kleines Zeitfenster für einen Konterangriff öffnet.
Grundsätzlich dürfen wir auch alle Tasten neu belegen, aber mit Einschränkungen. Die Maustasten müssen die Angriffstasten bleiben und einen vierten oder fünften Button - oder gar das Mausrad - erkennt das Optionsmenü gar nicht erst.
Auch nervig: Einige Funktionen wie Waffenwechsel und Itemgebrauch nutzen zwangsweise die Tasten für die Kamerabewegung (standardmäßig die Pfeiltasten) plus Alt. Wir können die Kameratasten ändern, aber nicht die alternativen Funktionen von ihnen und der Alt-Taste entkoppeln.
Und dann sind da noch die Momente, in denen NieR plötzlich zu einem Danmaku-Shooter (im Westen auch als »Bullet Hell«-Shooter bekannt) erinnernden Kugelhagel wird. Eigentlich eine großartige Idee, würde nicht unsere Maus zicken: Die Empfindlichkeit ist viel zu hoch und lässt sich nicht runterregeln. Wir können kaum zielen, weil jede kleine Bewegung unsere Figur gleich um 180 Grad herumreißt.
Im Herzen trotzdem toll
Erst mit dem Gamepad zeigt sich, was für ein fantastisches Actionspiel Nier: Automata sein kann. Mit den über 30 Waffen, die sich zu Zweier-Sets kombinieren lassen, konnten wir uns im Test ordentlich austoben und experimentieren. Darüber hinaus stehen niedliche, schwebende Bots als Begleiter zur Verfügung, die mit Schusswaffen und nützlichen Sonderattacken ausgerüstet werden können. Auf die Weise wechseln wir dynamisch zwischen Fern- und Nahkampf, was durch das zuverlässige Gegner-Lock-On auf Tastendruck wunderbar intuitiv ist.
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Nier: Automata - Gameplay-Trailer zeigt blitzschnelle Kämpfe, Combos und Waffen
Wir sind es selbst nach unzähligen Stunden nicht überdrüssig geworden, mit eleganten, visuell dynamisch inszenierten Kampfchoreografien aussichtslos erscheinende Situationen zu meistern. Nur bei manchen Boss-Kämpfen hätte es ruhig eine Spur wilder zugehen können. Die machen durchaus Laune, doch im Vergleich zum komplett ausgeflippten Bayonetta 2 wirken sie fast zu zahm.
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