Seite 3: Der Fall "Ellie" – eine Aufarbeitung - Wie eine angebliche Overwatch-Profi-Spielerin zum Fiasko für den E-Sports werden konnte

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Ein überfordertes Team

Ellie ist nicht Ellie, sondern der Doomfist-Spieler Punisher. Ein Mann. Ellie ist nicht Ellie, sondern der Doomfist-Spieler Punisher. Ein Mann.

Kommen wir zum Fall Ellie zurück: Kurz nach der Trennung zwischen Ellie und Team Second Wind überschlugen sich die Ereignisse. Die weibliche Streamerin Becca "Aspen" Rukavina gab an, was in Fankreisen bereits vermutet wurde: Ellie wurde vom männlichen Top-500-Spieler Punisher gespielt. In einem Stream hatte Ellie an der Seite von Punisher gespielt, offensichtlich hatte eine Bekannte oder seine Freundin den Account übernommen. Ellies und Punishers Profile weisen währenddessen sehr ähnliche Statistiken zu den gespielten Helden auf.

Daraufhin meldete sich Second Wind mit einem längeren Statement zur Sachlage: Man habe vor Saisonstart dringend einen Platz im Kader füllen müssen und entdeckte die teamlose Ellie auf Rang 4 der amerikanischen Rangliste. Ein Angebot wurde unterbreitet und man habe zwischen Textnachrichten und Telefonanrufen den Deal festgezurrt. Zu einem persönlichen Treffen sei es aber nie gekommen.

Laut dem Statement habe das Team-Management schlicht den Medienrummel unterschätzt, nachdem man die erste weibliche Profispielerin in Nordamerika unter Vertrag nahm. Alle anderen Spielerinnen der Contenders und Overwatch League spielen in Asien, Südamerika und Australien. Ellie wollte anonym bleiben, darauf folgten persönliche Drohungen, Doxing-Versuche und ähnliches. Laut Second Wind sei man damit überfordert gewesen, die Öffentlichkeit auf Ellie und Ellie auf den öffentlichen Rummel vorzubereiten.

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Punisher und Coluge sind Ellie

Schließlich schaltete sich sogar Blizzard ein und stellte eigene Untersuchungen an, die Ergebnisse teilte man Second Wind mit: Ellie sei tatsächlich nicht, wer sie vorgibt zu sein. Der Account sei "für Zwecke benutzt worden, die man nicht unterstütze". Genauere Details wurden nicht angegeben.

Die hatte wiederum E-Sport-Experte Rod Breslau: Hinter Ellie stecke tatsächlich der Top-500-Doomfist-Spieler Punisher. Punisher habe weitere Spielerinnen angeschrieben, die er für sein "soziales Experiment" anheuern wollte. Daraus wurde aber wohl nichts. Breslau habe von Ellie direkt erfahren, dass sie ein 17-jähriges Mädchen und keineswegs gut in Overwatch sei, aber Punisher eben bei seiner Charade geholfen habe.

Die Affäre war am Ende ein hässliches Experiment, bei dem niemand irgendwas gewann. Die Affäre war am Ende ein hässliches Experiment, bei dem niemand irgendwas gewann.

Dann gab schließlich Colin "Coluge" Arai via Twitter zu, dass auch er neben Punisher unter dem Ellie-Account gespielt habe. Wer ist Coluge? Ausgerechnet er war es, der von Second Wind entlassen wurde, und für den man so dringend einen Ersatz brauchte. Second Wind ersetzte Coluge mit Ellie, ohne zu wissen, dass hinter den Accounts (teilweise) derselbe Spieler steckte. Eine Blamage für das Team.

Was war nun dieses "soziale Experiment" von Punisher, von dem alle Seiten sprechen? Darauf will der Assistenztrainer von Dallas Fuel, Justin "Jayne" Conroy, eine Antwort gefunden haben: Der Kapitän von Second Wind, Robert "Haku" Blohm", legte sich in einer sexistischen Tirade auf Twitter mit der australischen Top-Spielerin Serena "Babyporo" Barnett an und erklärte schlichtweg, dass Frauen in seinen Top-500-Spielen nichts zu suchen hätten:

Link zum Twitter-Inhalt

Einen Tag später passierten zwei Dinge: Haku entschuldigte sich öffentlich, und der Twitter-Account von Ellie erblickte das Licht der Welt.

Egal, was die Aktion bezwecken sollte: Für Second Wind, Overwatch und dem E-Sport ist die "Affäre Ellie" ein hässlicher Schandfleck, der die übleren Seiten der Community hervorgebracht hat. Am meisten Schaden tragen aber die weiblichen Spielerinnen davon, die es im Profibereich zwischen solchen Aktionen, Doxing und Drohungen schon schwer genug haben.

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