Pen-and-Paper-Rollenspiele: Meine Favoriten-Liste und welches am besten zu euch passt

DSA, DnD oder doch Cyberpunk? Diese Systeme solltet ihr euch ansehen.

Die Welt von Pen and Paper ist groß und inzwischen gibt es massenweise Regelwerke, mit denen ihr loslegen könnt. Ich habe selbst einige Systeme ausprobiert, mal kurz, mal über Jahre hinweg, und studiere allgemein gerne verschiedenste Regelbücher. Dabei glaube ich nicht, dass man als Anfänger unbedingt auch ein simples Regelwerk braucht - das hängt ganz von euch und eurer bevorzugten Spielweise ab.

Hier findet ihr sechs verschiedene Pen-and-Paper-Rollenspiele, die ich selbst ausprobiert oder durchgeschaut habe. Ich fasse für euch zusammen, was sie im Kern auszeichnet und welche Vor- und Nachteile sie bieten. Vielleicht hilft es euch ja dabei, euch für ein System zu entscheiden, mit dem ihr das Hobby einmal ausprobieren wollt!

Wenn ihr Fantasy wollt

Das Schwarze Auge

4:52 Um Aventurien kennenzulernen, eignen sich auch viele PC-Spiele - wie beispielsweise Memoria

Ich spiele seit über 10 Jahren Pen and Paper und damit auch seit über 10 Jahren DSA, denn eines von Deutschlands ältesten Rollenspielen war auch für mich der Einstieg in das Hobby. Bis heute halte ich ihm die Treue und verbringe in keiner Welt so viel Zeit wie in Aventurien. Deshalb bin ich mal so frei, und stelle es hier an erste Stelle.

Aber was macht DSA besonders? Das Schwarze Auge besticht vor allem mit einer lebendigen Welt, die seit fast 30 Jahren immer weiter wächst und gedeiht. Das Setting bietet also eine fortlaufende Geschichte, sodass manch ein Spieler nicht nur den ganzen Kontinent Aventurien immer besser kennen und lieben lernt, sondern auch teilweise jahrelang offiziellen NPCs immer wieder begegnet und womöglich bis zu ihrem Tod begleitet. Schöner Nebeneffekt: Ihr müsst euch keine eigene Welt ausdenken, sondern bekommt ein enorm tiefes Fantasy-Universum serviert. Mir macht es allein schon riesig Spaß, mich darin einzulesen.

Außerdem hat DSA den Anspruch, diese Welt sehr detailliert in Regeln auszudrücken. Hypothetisch ist es möglich, jeden denkbaren Bewohner Aventurien auch regeltechnisch nachzubauen. Wenn ihr etwa einfach ein Zuckerbäcker sein wollt, dann könnt ihr das machen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Das sorgt aber natürlich für einen immensen Regelwust, den es erst zu überwinden gilt und der mit dem aktuellen System DSA 5 zwar zugänglicher, aber auch nicht schlanker wurde. Immerhin hilft aber das Regelwiki dabei, auch kostenlos jede Regel abzurufen.

Dungeons & Dragons

2:17 Baldur's Gate 3 bringt das D&D-Regelwerk sehr Vorlagengetreu auf den PC

DnD ist wahrscheinlich für viele sogar ein Synonym für das Hobby, denn der Urvater der Rollenspiele dominiert den Markt wie kein anderes System. Gerade die aktuelle Edition, D&D 5, erlebt einen unheimlich populären Auftrieb (den sich Wizards of the Coast übrigens fast selbst ruiniert hätte). Das hat natürlich damit zu tun, dass DnD eine lange Geschichte vorweisen kann. Aber auch, da DnD 5 im Speziellen eine ganz gute Mischung geglückt ist. Mit diesem System können Anfänger durchaus einen ersten Versuch wagen, andere haben damit aber auch jahrelang Spaß.

Wenn auch ihr in eine Fantasy-Welt eintauchen wollt, stehen euch zusätzlich zahlreiche vorgefertigte Szenarien offen, wie beispielsweise Die Schwertküste, die viele aus Baldur's Gate kennen. Allgemein bietet DnD den Vorteil, dass ihr euch mit Spielen wie Baldur's Gate 3 oder Solasta: Crown of the Magister gut in das System einarbeiten könnt.

Ich persönlich mag die Welt von DSA etwas lieber, da sie klareren Gesetzen folgt und nicht so sehr zerfasert wie bei DnD. Auf der anderen Seite sind mit dem DnD-System viele Welten abseits klassischer Fantasy denkbar und wer will, kann sich auch eine ganz eigene erschaffen. DnD eignet sich jedoch nicht für euch, wenn ihr eine echte Simulation von Helden oder der Welt anstrebt, da die Talente dafür zu grobkörnig ausfallen. Sucht ihr hingegen ein wirklich ausgeklügeltes Kampfsystem, werdet ihr mit DnD auf jeden Fall eher glücklich als mit dem etwas umständlichen DSA.

Der Eine Ring

Gebt es doch zu: Die meisten von euch wollen doch vor allem deshalb Fantasy-Rollenspiele spielen, um ein Abenteuer wie in Der Herr der Ringe zu erleben. Zumindest war das für mich einmal der Grund, überhaupt damit anzufangen. Umso erstaunlicher, dass es zwar bereits einige Regelsysteme rund um Mittelerde gab, die jedoch selten zu den ganz großen Systemen dieser Welt wurden. Da hatte einfach oft DnD schon die Nase vorn.

Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, der findet gerade jetzt eine der stimmigsten Spiele-Umsetzungen von Tolkiens Werk, die es jemals gegeben hat. Mit Der Eine Ring könnt ihr zusammen mit ein paar guten Freunden in den Nordwesten von Mittelerde reisen und hier Abenteuer als Zwerge, Hobbits oder Elben erleben.

Das Spiel setzt dabei auf ein vor allem erzählerisch starkes System, das mit seinem Fokus auf Reisen den Geist der Vorlage einfängt. Allgemein ist überall spürbar, wie viel Herz die Macher in das System gesteckt haben und wie hervorragend sie sich mit Tolkiens-Werk auskennen. Die perfekte Gelegenheit, um in Mittelerde zu versinken und den Geist ein wenig wandern zu lassen. Die Straße gleitet fort und fort.

Das beste Herr-der-Ringe-Spiel findet ihr weder auf PC noch Konsole

von Mháire Stritter

Wenn ihr Sci-Fi wollt

Cyberpunk Red

Gemeinsam mit dem Release von Cyberpunk 2077 stieg auch wieder das Interesse an dem zugrundeliegenden Pen-and-Paper-System. Passenderweise wurde im selben Jahr auch ein neues Regelwerk namens Cyberpunk Red veröffentlicht, das eine Brücke zwischen dem ursprünglichen Cyberpunk 2020 und Cyberpunk 2077 schlägt. Entsprechend ist es zeitlich im Jahr 2045 angesiedelt.

Ich selbst hatte noch nicht die Gelegenheit, das neue Regelwerk wirklich auszuprobieren und kenne nur die harte Theorie. Es scheint sich aber um ein System zu handeln, das sich ganz gut zwischen DSA und DnD ansiedeln lässt. Einerseits setzt Cyberpunk Red nämlich ähnlich wie DSA vor allem auf eine lebendige und gut ausgearbeitete Welt. Schon das Grundregelwerk bemüht sich sehr darum, euch in die Geschichte von Cyberpunk einzuführen und klarzumachen, wie ihr euch diese dystopische Zukunft voller Chromkörper und unmoralischen Corporation vorzustellen habt.

Auf der anderen Seite sind die Regeln an sich nicht über die Maßen kompliziert und weisen Einflüsse von DnD auf. Das Grundregelwerk wirkt jedoch stellenweise etwas unübersichtlich, was die Einarbeitung erschwert.

Star Wars

Auch nach einem Star-Wars-Rollenspiele lecken sich viele Fans natürlich die Finger. Zumal dieses Genre in dem populären Universum erstaunlich selten bedient wird - auch am PC. In Sachen Pen and Paper steht als aktuellster Vertreter ein Rollenspiel parat, dass 2012 von Fantasy Flight veröffentlicht wurde, inzwischen aber eigentlich bei Edge Studio liegt. Auch in Deutschland wurde das Spiel erst vom Heidelberger Spielverlag vertrieben, inzwischen hat hier aber Ulisses Spiele die Zügel in der Hand. Auf Deutsch sind zudem nicht alle Werke verfügbar, die es auf Englisch gibt.

Diese Schieberei deutet schon ein wenig an, dass dieses System vor allem darunter leidet, dass kein regelmäßiger Nachschub kommt und sich das Universum unvollständig anfühlt. Spaß macht das Pen and Paper allerdings durchaus. Ihr seid je nach Buch und Kampagne zwar etwas eingeschränkt in der Charakter-Generierung, doch findet ihr der Talentleiste in der Regel alles, was ihr für Helden in der weit, weit entfernten Galaxie benötigt.

Sonderlich komplex sind die Regeln zwar nicht, dafür aber recht eigenständig. Ihr müsst euch also auch mit Rollenspiel-Vorerfahrung erst etwas einarbeiten. Außerdem verwendet das Rollenspiel komplett eigene Würfel - die müsst ihr daher zwangsweise dazukaufen.

Gibt es auch Horror?

Call of Cthulhu

10:21 Call of Cthuhlhu findet auch auf dem PC statt, aber kann da selten so brillieren wie als Pen and Paper.

Wenn ihr euch etwas gruseln wollt und Freude daran habt, einen Helden auch mal komplett in den Wahnsinn zu treiben, dann gibt es in der Welt der Pen and Paper vor allem ein Spiel, dass ihr euch ansehen solltet: Call of Cthulhu. Ein echter Klassiker, der ein schlankes Regelsystem mit tonnenweise Atmosphäre kombiniert. Dieses System eignet sich vor allem dann, wenn ihr gar nicht so viel Zeit mit Werten, Würfeln und langwierigen Kämpfen verbringen wollt. In Call of Cthulhu geht es darum, ganz in die Welt einzutauchen, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen und den Schrecken des Kosmos zu trotzen.

Dabei eignet sich das Pen and Paper meiner Meinung nach für Lovecrafts Werk deutlich besser als irgendein PC-Spiel. Denn hier geht es um die Angst vor dem, was sich unserer Vorstellungskraft entzieht. Und diese subtile Furcht kann nur sehr schwer in Bildern zusammengefasst werden. Im Pen and Paper allerdings kann es gut sein, dass eure eigene Fantasy den Horror am Spieltisch zum Leben erweckt.

Alles Weitere

Das war fürs Erste nur ein kleiner Abriss dessen, was ihr da draußen an Regelwerken aufstöbern könnt. Am Ende des Tages findet sich für jedes Wunschszenario das passende System. In vielen Fällen gibt es auch Übersetzungen. Also beispielsweise könnt ihr mithilfe der DnD-Regeln auch ein Warhammer-Abenteuer erleben oder gar Aventurien aus DSA besuchen - dazu rate ich aber nur, wenn ihr schon etwas erfahrener seid, da hier meist keine angepassten Abenteuer verfügbar sind.

Es gibt aber auch noch Regelwerke, die ganz bewusst offen gestaltet sind. Mithilfe von Savage Worlds lassen sich beispielsweise vom Wilden Westen bis zum Zweiten Weltkrieg allerlei Szenarien abdecken. Und wenn ihr ein ganz, ganz simples System sucht, das außerdem kostenlos ist, schaut euch mal How to be a Hero an.

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Jetzt seid ihr dran! Welche klassischen Tischrollenspiele spielt ihr am liebsten und was sind die Vor- und Nachteile davon? Gibt es bestimmte Systeme, die ihr jedem empfehlen würdet und aus welchen Gründen? Habt ihr überhaupt schon mal Pen and Paper gespielt oder bleibt euch das Hobby bislang verschlossen? Schreibt es in die Kommentare!