Quake Champions - Der Hardcore-Shooter, der massenkompatibel werden will (und muss)

In einem Jahr Early Access ist Bethesdas Arena-Shooter technisch und inhaltlich gereift. Fehlt nur noch das Interesse des breiten Publikums. Wir haben auf der Quakecon nachgeforscht, wie es um Quake Champions steht. Und ob Free-to-Play den nötigen Erfolg bringen kann.

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Der Early Access war für Quake Champions Fluch und Segen zugleich. Der Early Access war für Quake Champions Fluch und Segen zugleich.

»Wie Ihr alle wisst, hat der E-Sport auf der Quakecon vor über 20 Jahren seinen Anfang genommen«, erinnert id Software-Studiochef Tim Willits während der Auftaktveranstaltung die Besucher von Bethesdas Hausmesse. »Und wir sind immer noch voll dabei und liefern das Beste in puncto kompetitives Gaming - genau hier«, fährt er fort, um die bevorstehenden Wettkämpfe im Kartenspiel The Elder Scrolls Legends und dem Arena-Shooter Quake Champions anzukündigen.

Während Quake und die zugehörige Convention zweifellos wichtige Wegbereiter für den E-Sport waren, fällt Willits' Einschätzung ihrer heutigen Relevanz arg wohlwollend aus. Das Interesse der Quakecon-Besucher am mit 175.000 US-Dollar dotierten 2-versus-2-Wettbewerb in Quake Champions ist marginal, keine 200 Zuschauer verfolgen die relevanten Matches vor Ort. Mehr würde die magere Tribüne auch nicht aufnehmen, was darauf hindeutet, dass die Verantwortlichen die Attraktivität des Gebotenen sehr wohl realistisch einzuschätzen wissen.

Sport für Senioren?

Marcel »k1llsen« Paul ist der einzige deutsche Turnierteilnehmer, mit seinem polnischen Kollegen Maciej »Av3k« Krzykowski scheidet er im Halbfinale aus. An ihn wenden wir uns zuerst, um mehr über den Status Quo von Quake Champions zu erfahren. »Die Größe der Szene, das ist ein stetiges Rauf und Runter«, erzählt uns Paul, »aber jetzt mit dem Release geht es nach oben. Und auch die Zuschauer mögen es jetzt lieber, nachdem der Modus von 4-gegen-4 zu 2-gegen-2 geändert wurde.«

Weder Bühne noch Tribüne machen auf der Quakecon den Eindruck, dass Quake Champions im kompetitiven Gaming von Bedeutung ist. Weder Bühne noch Tribüne machen auf der Quakecon den Eindruck, dass Quake Champions im kompetitiven Gaming von Bedeutung ist.

Bislang fällt es Quake Champions schwer, im Wettbewerbsbereich die Massen zu bewegen. Athleten wie Publikum rekrutierten sich vornehmlich aus Quake-Veteranen und -Nostalgikern - Paul beispielsweise hat 2003 mit Quake 3 Arena seine Spielerkarriere begonnen und ist heute mit 31 Jahren ein vergleichsweise alter E-Sportler. »Nein, für Quake bin ich nicht zu alt. Da liegt der Durchschnitt aktuell so bei 28 Jahren. Das sind alles alte Hasen.«

Erste Stimmen zu Quake Champions: Warum die Spieler noch nicht überzeugt sind

Anti Helden

Ein Blick in Foren und Communitys lässt annehmen, dass sich auch das nicht professionell spielende Quake-Champions-Publikum zuvorderst aus reiferen Spielern rekrutiert. Aus solchen, die glückliche Zeiten mit dem Ende der 1990er erschienenen Quake 3 Arena hatten und sich heute nach einem guten alten Arena-Shooter sehnen. Die einen rasanten Multiplayer-Shooter wollen, mit überschaubaren, clever konstruierten Maps, ausbalancierten Waffen, exaktem Aiming und ultraschneller Bewegung. Ein Spiel, in dem viel gestorben und gefraggt wird, und in dem es nur um den eigenen Skill geht.

Die Arena-Action ist seit Kurzem kostenlos, befindet sich aber immer noch im Early Access-Stadium. Die Arena-Action ist seit Kurzem kostenlos, befindet sich aber immer noch im Early Access-Stadium.

Beim Start von Quake Champions 2017 war diese Oldschool-Zielgruppe nicht nur überschaubar, sie war auch lange Zeit nicht glücklich mit dem Gebotenen. Denn die Spielcharaktere, die Champions, unterscheiden sich deutlich in ihren aktiven und passiven Spezialfähigkeiten sowie ihren Attributen, was nicht nur das klare Quake-Prinzip verwässert, sondern auch fortlaufende Balancing-Probleme befürchten ließ. E-Sportler Marcel Paul erklärt uns:

"Anfänglich stand ich den Abilities sehr skeptisch gegenüber, aber man muss auch an die normalen Spieler denken, an die Casuals. Es ist dann einfach leichter, in das Spiel reinzukommen, auch belohnt zu werden, wenn man die Fähigkeit benutzt und damit jemanden auch trifft und tötet."

Early Enttäuschung

»Dieses Early-Access-Spiel ist noch nicht fertig und könnte sich in Zukunft verändern«, warnt Steam aus gutem Grund. Ein Spiel frühzeitig verfügbar zu machen, kann Fluch und Segen sein - im Falle von Quake Champions war es wohl beides. Fluch, weil weniger die Helden-Shooter-Aspekte das Publikum vor den Kopf stießen als vielmehr die massiven Performance-Probleme des Spiels.

Quake Champions - Gameplay-Fazit: Nicht nur noch ein Hero-Shooter! Video starten 5:42 Quake Champions - Gameplay-Fazit: Nicht nur noch ein Hero-Shooter!

Lange Ladezeiten, heftige Lags, wirkungslose Treffer unterminierten die Quake-Grundtugenden. »Wir hatten anfänglich Optimierungsprobleme wie jedes Spiel, bei dem du von Grund auf anfängst«, räumt Community-Manager Joshua Boyle ein. »Der Netcode war ein großes Problem vor einem Jahr, aber nun wird nicht mehr darüber gesprochen.«

Wie entstand Quake? Das Shooter-Beben im großen Plus-Report

Doch die immer noch andauernde Early Access-Phase ist eben auch ein Segen, weil das Spiel sehr nahe an der Community entsteht. Weil id Software und vor allem Saber Interactive - das Studio, das sich vornehmlich mit der Entwicklung beschäftigt und dazu seine hauseigene Saber3D Engine verwendet - rasch auf Kritik und Wünsche reagieren. »Capture the Flag stand weit hinten auf unserer Liste«, sagt Boyle, »aber wegen des Community-Feedbacks haben wir das Feature weit vorgezogen und werden es schon in den kommenden Monaten bringen.«

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