Runder Tisch zu EA Origin - »Das war ein Scheiß, und das wissen wir auch.«

Electronic Arts hat Community-Vertreter zu einem runden Tisch zum Thema Origin eingeladen. Michael Graf war für GameStar dabei und berichtet von der Datenschutz-Front.

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Das Zitat des Abends gebührt Jens Uwe Intat: »Das war ein Scheiß, und das wissen wir auch«, kommentiert Electronic Arts‘ Europachef die erste Version der Online-Plattform Origin, in deren Lizenzvereinbarung (EULA) der Rechtsanwalt Thomas Schwenke zahlreiche Verstöße gegen das Verbraucher- und Datenschutzrecht festgestellt und damit eine hitzige Debatte angestoßen hatte. Deren letzter Akt entspann sich erst vor wenigen Tagen, als die nordrhein-westfälische Verbraucherzentrale den Publisher abgemahnt hatte. Jens Uwe Intats Botschaft ist klar: EA hält die Vorwürfe für berechtigt und gesteht seine Fehler ein. Das ist die erste positive Erkenntnis des runden Tischs zum Thema Origin, zu dem der Publisher am Donnerstag Abend Community-Vertreter eingeladen hatte.

Am überraschend eckigen runden Tisch trafen sich Vertreter von EA und der Community, um über Origin und Datenschutz zu diskutieren. Am überraschend eckigen runden Tisch trafen sich Vertreter von EA und der Community, um über Origin und Datenschutz zu diskutieren.

Allerdings kann man Intat hier ein Guttenberg-Manöver unterstellen. Unser Ex-Verteidigungsminister hat einst die Vorwürfe, er habe seine Doktorarbeit abgeschrieben, einst mit einem lapidaren »Ich habe einen Fehler gemacht« beiseite gewischt, weitere Fragen unerwünscht. Auch EA möchte nicht diskutieren, wie die Rechtsverstöße überhaupt in die EULA gelangen konnten. Schlamperei? Hat da einfach jemand den Google-Übersetzer über den amerikanischen Lizenztext laufen lassen? Wie kann es sein, dass ein von der USK ab 0 Jahren freigegebenes Spiel wie Fifa 12 ebenfalls auf Origin setzt, obwohl minderjährige Spieler die EULA nicht einmal ansatzweise verstehen? Waren die Rechtsverstöße am Ende doch – Absicht? Diese Fragen interessieren die Spielerschaft brennend. Aufarbeitung ist an diesem Abend jedoch nicht gefragt und freilich auch nicht Aufgabe des runden Tischs. EA hat die Community eingeladen, um zuzuhören und gemeinsam nach vorne zu blicken. Das ist überraschend gut gelungen.

Der Publisher hört zu

Dass Electronic Arts den runden Tisch ernst nimmt, zeigt sich schon an dessen Besetzung: Neben Jens Uwe Intat, der als Europachef aus London angereist ist, sitzen an der (übrigens eckigen) Tafel auch der deutsche Geschäftsführer Olaf Coenen, der mit der EULA-Überarbeitung befasste Rechtsanwalt Konstantin Ewald sowie der amerikanische Origin-Oberboss Craig Rechenmacher. Greg Schaefer, der US-Cheftechniker der Online-Plattform, ist zumindest 40 Minuten lang via Videokonferenz zugeschaltet. Dem EA-Block gegenüber sitzen unter anderem Vertreter des Spieler-Verbraucherverbandes VDVC sowie des Community-Aktionsbündnisses TheOrigin, die jüngst in einem offenen Brief klare Forderungen an EA gestellt haben.

Jens Uwe Intat und Olaf Coenen von EA lauschen den Forderungen der Community. Jens Uwe Intat und Olaf Coenen von EA lauschen den Forderungen der Community.

Diese Forderungen sind auch das Hauptthema des Abend, wobei sich ein Schlagwort herauskristallisiert: Kommunikation. TheOrigin und der VDVC werfen EA – völlig zu Recht – vor, zu lange den Dialog mit der Community gescheut zu haben. Die Vorwürfe gegen Origin sind bereits über einen Monat alt, doch außer einigen schwammigen Statements von Olaf Coenen hatte der Publisher nichts zu sagen, lehnte die Einladung zu einer Podiumsdiskussion ab und gab erst recht keine Fehler zu. Klar, bereits nach wenigen Tagen hatte EA begonnen, die EULA zu ändern und rechtswidrige Klauseln auszumerzen. Doch die Gesprächsverweigerung hat die Community-Gemüter dennoch erhitzt und die Origin-Debatte weiter angeheizt – ähnlich wie vor drei Jahren, als sich die Fans über das auf fünf Installationen begrenzteSporeaufgeregt hatten. EA hatte die Einschränkung später per Patch aufgehoben, sich aber ebenfalls nie offiziell entschuldigt. Die Community möchte eben nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden. Coenen & Co. machen sich fleißig Notizen.

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