War. War never changes. Krieg bleibt immer gleich. Mit diesen Worten beginnen die meisten Fallouts. Die Rollenspiele gehören zu den wenigen Titeln, die die Folgen eines Krieges darstellt – eines nuklearen, weltweiten Krieges, der die Menschheit an die Grenze ihrer Existenz bringt. Wesentlich mehr Spiele sind hingegen während eines Krieges angesiedelt. In historischen Settings, wie einem Bürger- oder Weltkrieg. In gegenwärtigen Konflikten. Oder in der Zukunft, wo Gewehre mit Laserwaffen und Kampfjets durch Raumschiffe ersetzt werden.
Nur eines bleibt immer gleich: Wir scheinen es zu lieben, Krieg in allen seinen Formen nachzuspielen. Als Multiplayer-Shooter zum Stressabbau, als Strategiespiel zur Entspannung, als dramatische Story zur Unterhaltung. Nicht, weil Krieg selbst Spaß macht – das würde wohl niemand behaupten – sondern weil die Spiele so gut sind.
Und doch holt uns die Realität beim Spielen manchmal ein. So stutzt GameStar-Leser Aljoscha B. bei einer Mission im DLC zu Panzer Corps 2 plötzlich. »Im Zuge der Eroberung von Lwiw stößt man auf einen Zug voller Zivilisten«, schreibt er im Forum über eine Kampagne aus Sicht der Wehrmacht. »Unser Stabsoffizier informiert uns darüber, dass diese an die Einsatzgruppe E übergeben werden sollen.« Was sich auf den ersten Blick wie videospieltypischer Flavor-Text liest, beschreibt in Wirklichkeit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Denn bei der Einsatzgruppe E handelt es sich um eine Einheit der SS, die tatsächlich existierte und gezielt Juden und politische Gegner ermordete.
Wo der Spaß plötzlich aufhört
Dass Aljoscha stutzt, liegt nicht allein daran, dass ihm im Spiel die SS begegnet. Die Einsatzgruppen waren ein aktiver Teil an der Umsetzung des Holocaust, des Massenmordes an Millionen in Europa lebender Jüdinnen und Juden. Allein in Polen, wo die beschrieben Mission aus Panzer Corps 2 spielt, ermordeten diese Einsatzgruppen mehr als 60.000 Menschen. Über die ganze Ostfront geht die Opferzahl in die Million – Juden, Roma, Kommunisten, Menschen mit Behinderung und Kriegsgefangene. Das erfahren Spieler aber nicht von Entwickler Flashback Games, sondern nur, wenn sie im Anschluss die Wikipedia oder ein Geschichtsbuch studieren.
Für Aljoscha wird hier eine Grenze überschritten. »Obwohl das Spiel einen sonst regelmäßig über die historischen Hintergründe der einzelnen Missionen informiert, bleibt es bei den besagten Einsatzgruppen auffällig zurückhaltend«, sagt er. »Gleiches gilt für die zahlreichen Gräueltaten der Wehrmacht, die sonst auch nicht thematisiert werden.« Ob das eine bewusste Entscheidung von Entwickler Flashback Games ist, um eine direkte Erwähnung des Holocaust zu vermeiden, können wir nicht beantworten. Trotz mehrmaliger Kontaktversuche gibt es weder vom diesen noch von Publisher Slitherine eine Antwort auf die Anfragen der GameStar. Spiele im Weltkriegsszenario zu veröffentlichen, scheint das eine zu sein, darüber zu reden, etwas anderes.
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