Seite 2: Finanzielle Probleme bei Starbreeze - Payday-Macher warnen Investoren nach mehreren Flops

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Keine (neuen) Publishing-Erfolge

Dead by Daylight war ein Überraschungserfolg, aber die Rechte für den Titel hat man mittlerweile auch zu Cash machen müssen. Dead by Daylight war ein Überraschungserfolg, aber die Rechte für den Titel hat man mittlerweile auch zu Cash machen müssen.

Seit 2016 betätigt sich Starbreeze auch als Publisher, kann aber auch an dieser Front kaum anhaltende Erfolge feiern: Der 2017 veröffentlichte Koop-Shooter Raid: World War 2 sollte Payday im Zweiten Weltkrieg bieten, floppte allerdings und dass laut offizieller Aussage sogar "signifikant". So signifikant, dass man Aktien im Wert von etwa 26,5 Millionen Euro in den Markt pumpen musste, um mit dem Geld bis zum Release von The Walking Dead normal operieren zu können. Kleine Projekte wie Inked, Antisphere und die John Wick Chronicles (für VR) floppten bei Kritikern und sitzen allesamt auf äußerst mittelmäßigen Bewertungen bei Steam, für einen Geldsegen haben sie wohl nicht gesorgt.

Einzig der erste Publishing-Deal im Jahr 2016 war ein voller Erfolg: Der asymmetrische Multiplayer-Horror Dead by Daylight schoss erst bei Twitch und dann in den Verkaufscharts in ungeahnte Höhen. Laut den letzten Geschäftsberichten haben insbesondere Spätverkäufe von Payday 2 und die Publishing-Rechte an Dead by Daylight bei Starbreeze für Profit gesorgt.

Eine der Säulen ist Anfang des Jahres aber weggefallen: Starbreeze hat im März 2018 die Rechte an Dead by Daylight vollständig an den Entwickler Behaviour Interactive für etwa 14 Millionen Euro verkauft, laut der Geschäftsführung konnte man so Geld für weitere Projekte freimachen. Für die letzten 12 Monate kann Starbreeze gerade so ein Plus im einstelligen Millionenbereich in den Büchern ausweisen, Hauptgrund dafür ist der Rechteverkauf an Dead by Daylight. Aber damit ist die Geldquelle auch versiegt und für 2019 sieht die Firma selbst, wie eingangs erwähnt, rote Zahlen voraus. Im dritten Quartal 2018 stammte zwei Drittel des gesamten Umsatzes der Starbreeze Studios AB aus Verkäufen von Payday 2.

Kommt da noch was?

System Shock 3 ist eines der kommenden Spiele, die Starbreeze publishen wird. Aber wie realistisch ist ein echter Erfolg des Spiels? System Shock 3 ist eines der kommenden Spiele, die Starbreeze publishen wird. Aber wie realistisch ist ein echter Erfolg des Spiels?

Aktuelle Publishing-Verträge hat Starbreeze für Psychonauts 2 und System Shock 3. Psychonauts war ein Kritiker-Liebling, floppte seinerzeit aber finanziell. Psychonauts 2 wurde zunächst per Crowdfunding von Fans finanziert, Starbreeze schiebt die Entwicklung mit etwa 7 Millionen Euro als Publisher an. Ärgerlicherweise musste das Entwicklerteam von Psychonauts 2 den Release von 2018 auf 2019 verschieben. System Shock 1 und 2 waren in den Neunzigern ebenfalls hochgelobte Spiele ohne einen finanziellen Durchbruch, in den dritten Teil hat Starbreeze etwa 10,5 Millionen Euro gepumpt. Aktuell gibt es kein Release-Datum für System Shock 3.

Neben den beiden Spielern hat man außerdem noch das Mittelalter-Rundenstrategiespiel 10 Crowns unter Vertrag, das der offiziellen Webseite von Starbreeze nach aber noch nicht einmal die Produktionsphase erreicht habe.

10 Crowns (Arbeitstitel) - Artworks zum Rundenstrategiespiel ansehen

Bei den Entwicklerteams von Starbreeze und Overkill selbst sind aktuell weitere DLC-Inhalte für The Walking Dead und die Konsolenversion des Shooters für Xbox One und PS4 in Entwicklung. Außerdem erscheint bald eine Mobile-Variante von Payday für Smartphones, der Soft-Launch rollt bereits an.

In der Vorproduktion befinden sich Project Crossfire, das ebenfalls unter dem Wechsel von Valhalla Engine zur Unreal Engine gelitten haben dürfte, und der Sci-Fi-Shooter Storm. Wie aktuell alles bei Starbreeze sind beide Titel reine Koop-Shooter. Die wichtigste eigene Koop-Marke kriegt ebenfalls einen Nachfolger, Payday 3 wird kommen. Der von Fans lang ersehnte Titel ist aber in einer noch früheren Entwicklungsphase als Crossfire und damit noch Jahre weg.

Düstere Zukunft und der Schnitt ins eigene Fleisch

Die Publishing-Rechte für Payday 3, oder gar die gesamten Markenrechte an Payday verkaufen - wird sich Starbreeze zu so einem Schritt gezwungen sehen? Die Publishing-Rechte für Payday 3, oder gar die gesamten Markenrechte an Payday verkaufen - wird sich Starbreeze zu so einem Schritt gezwungen sehen?

Mittlerweile sollte sich beim Lesen ein Bild ergeben: Starbreeze hat aktuell keine wirklich ertragreichen Spiele und muss hoffen, dass eines der in Entwicklung befindlichen Projekte endlich ein durchschlagender Erfolg wird.

Das Tagesgeschäft konnte man in den letzten Monaten noch über Wasser halten, das Ausschütten neuer Aktien wird bei einem Aktienkurs auf Talfahrt aber bald auch nichts mehr bringen, der Kurs liegt schon jetzt bei nur noch 20 Cent pro Papier.

Die Investoren haben offensichtlich Zweifel am Erfolg, zumal es aktuell eine Vielzahl sehr erfolgreicher Gaming-Firmen gibt, bei denen man mit relativ hoher Sicherheit anlegen und Renditen erwarten kann. Starbreeze gehört seit einiger Zeit schon nicht mehr zu diesen Firmen.

Und auch der Verkauf von weiteren Markenrechten wird nicht ewig klappen: Nach Dead by Daylight hat Starbreeze kaum noch Rechte für erfolgreiche Marken übrig, die man noch verkaufen könnte. Die einzig sichere Bank, die Payday-Marke, aus der Hand zu geben, wird wohl der letzte Schritt sein, den Starbreeze gehen kann.

Was kann Starbreeze jetzt tun?

Project StarVR wäre der logische Kandidat für die Axt, Starbreeze könnte das Geschäft komplett Acer oder anderen Firmen überlassen. Project StarVR wäre der logische Kandidat für die Axt, Starbreeze könnte das Geschäft komplett Acer oder anderen Firmen überlassen.

Im September 2018 rief Starbreeze zu einer außerordentlich Aktionärshauptversammlung. Man schuldete dem Hardware-Hersteller Acer etwa 7,35 Millionen Euro, im Rahmen der Versammlung wurde der Vertrag um Jahr verlängert. Könnte man im September 2019 Acer nicht ausbezahlen, erhält Acer das Recht, das Geld in Form von Aktien einzufordern und so Firmenanteile zu übernehmen. Offensichtlich war Starbreeze nicht liquide genug, um Acer sofort auszubezahlen.

Starbreeze hat neben Entwicklung und Publishing nämlich noch stark in den Trend VR investiert und zusammen mit Acer die VR-Brille StarVR auf den Markt gebracht, als Kunde hat man aber eher Vergnügungsgeschäfte, VR-Kinos und Arcadehallen vor Augen und nicht wie bei SteamVR und Oculus Rift den Endverbraucher im Wohnzimmer. Rentabel ist auch dieses Geschäft für Starbreeze nicht.

Project StarVR - Starbreeze stellt VR-Headset vor Video starten 3:30 Project StarVR - Starbreeze stellt VR-Headset vor

Deswegen gehen wir davon aus, dass hier zuerst die Schere angesetzt wird: Nach der Aufforderung des Aufsichtsrats Geld zu sparen, könnte wahrscheinlich zuerst die VR-Sparte abgestoßen werden. Daneben wird Starbreeze endlich auf erfolgreiche Spiele hoffen müssen, vielleicht kann man Overkill's The Walking Dead doch noch herumdrehen und erfolgreich machen. Es wäre schwierig, aber nicht das erste Mal, dass ein Service-Spiel noch an Fahrt gewinnt.

Spannend wird die nächsten Monate, ob und wie Starbreeze demnächst noch an Geld kommt, um das Geschäft am Laufen zu halten. Neue Investoren könnte man schon durchaus noch finden, Einsparungen durch Entlassungen wären eine weitere Lösung und auch der Verkauf weiterer Marken- und Distributionsrechte wären eine Option. Vielleicht steigt der Publisher 505 bald wieder bei Payday 3 ein, nachdem sich Starbreeze 2016 aus allen Verträgen für Payday 2 herausgekauft hatte.

Payday 2 - Screenshots ansehen

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