Während Overwatch jüngst die große Überraschung der Blizzcon war, hätte es uns bei Starcraft 2: Legacy of the Void eher gewundert, wenn Blizzard nicht endlich mal ein paar Infos rausgerückt hätte. Worum es grob gehen würde, wussten wir natürlich schon vorher. Die letzte Erweiterung zu Starcraft 2 schließt dessen Story ab und dreht sich diesmal ganz um die Protoss.
Was wir nicht wussten: Es wird gar keine Erweiterung, sondern ein eigenständiges Spiel. Neue Spieler benötigen also weder Starcraft 2: Wings of Liberty noch Starcraft 2: Heart of the Swarm, sondern sollen gleich loslegen können. Für das Ende einer Trilogie erst mal eine sonderbare Entscheidung - wer spielt schon das große Finale, ohne die Einleitung überhaupt zu kennen?
Und wer will davor erneut alle Figuren und Spielmechaniken runtergerattert bekommen, als sähe er sie gerade zum ersten Mal? Aber Blizzard will vor allem neue Spieler in den Mehrspielermodus bringen, und hat dafür einige neue Modi auf Lager. Und auch die Kampagne bringt zumindest einige spielerische Eigenheiten mit. Wir haben sowohl die Kampagnenmissionen als auch die Mehrspieler-Gefechte angespielt.
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Gemeinsam befehligen
Unter den Mehrspieler-Neuerungen von Legacy of the Void findet sich der Archon-Modus: Dabei teilen sich zwei oder mehr Spieler die Kontrolle über ein Volk. Das sieht Blizzard als perfekten Übungsplatz für neue Spieler, weil einer etwa die Wirtschaft und den Einheitenbau verwalten kann und der andere die Front übernimmt. Genauso könnte ein erfahrener Spieler einen Neuling hier an der Hand nehmen.
Aber abgedrehtere Szenarien sollen genauso möglich sein, etwa dass acht Spieler gegeneinander antreten - aufgeteilt auf nur zwei Kriegsparteien. Über einen zweiten Koop-Modus, »Verbündete Commander«, schwieg sich Blizzard noch weitestgehend aus. Darin sollen wir einen Kommandanten unseres Lieblingsvolks wählen, der dann ähnlich wie Kerrigan auch als Held übers Schlachtfeld zieht.
Gemeinsam mit anderen Spielern erfüllen wir dann Missionen gegen die KI und schalten neue Möglichkeiten für unseren Kommandanten frei - klingt vage, aber interessant. Für Freunde knallharter Multiplayerduelle ist aber auch was dabei: Die neuen automatischen Turniere laufen wie typische Meisterschaften im Kleinen ab. Statt also nur eine einzelne Partie im Vakuum zu bestreiten, teilt uns das Spiel in eine Gruppe von Kontrahenten ein und wir kämpfen uns in einem vierstündigen Turnier bis ins Finale.
Einheiten für Micro-Profis
Auch die sieben neuen Einheiten richten sich klar an Mehrspieler-Profis: Sie sollen knifflig zu handhaben sein und dem Feind auch Kontermöglichkeiten einräumen, damit Schlachten insgesamt mehr geschicktes Micromanagement erfordern. Zum Beispiel der Zerg-Ravager, dessen mächtige Säure-Artillerie sowohl Flieger als auch Bodeneinheiten erwischt und sogar Protoss-Kraftfelder auflöst. Großes Aber: Die Geschosse schlagen immer erst nach kurzer Verzögerung ein und können deswegen von aufmerksamen Spielern umgangen werden.
Oder der terranische Cyclone-Panzer. Der kann per Fähigkeit eine feindliche Einheit anvisieren und spuckt dann extraschnelle Raketensalven gegen sie aus, selbst während er Kreise um sie herum fährt. Langsame Einheiten kann er so niederschießen, ohne selbst je erwischt zu werden.
Aber wenn der Feind ihn stoppt oder mit einer flinkeren Einheit aus seiner Reichweite entkommt, verliert er einiges an Stärke. Trotzdem wirkte er in dieser frühen Version extrem mächtig und fast schon zu effektiv gegen viele Einheiten - aber auch sehr spaßig, wenn Blizzard noch etwas den Werten feilt.
Arg kurz kommen aber ausgerechnet die Protoss: Ihre einzige neue Einheit ist der Disruptor, eine Art schwebende Bombe. Die müssen wir mitten in die feindlichen Reihen manövrieren, dann lässt sie einen Explosivpuls los und brutzelt alles in ihrer Nähe. Wenn sich der Feind aber von ihr fernhält oder sie auf dem Weg zerstört, bleibt sie völlig harmlos. Und während sich der Puls wieder auflädt, hat der Disruptor keinerlei weitere Waffensysteme.
Globalisierter Kapitalismus
Die Neuzugänge von Legacy oft he Void sind natürlich nicht alles, viele bestehende Einheiten gingen ebenfalls zurück ans Zeichenbrett. Vor allem wollten die Entwickler mehr Möglichkeiten zum Harassment - also dem Angreifen der feindlichen Wirtschaft. So bleiben Nyduswürmer jetzt unverwundbar, bis sie sich komplett ausgegraben haben und Einheiten in die gegnerischen Befestigungen spucken können.
Der Schwarmwirt wandelt sich von einer Belagerungseinheit zu einem mobileren Angreifer: Er kann seine Insekten jetzt im Laufen losschicken, wenn auch nicht mehr so häufig wie davor. Per Upgrade überbrückt das Ungeziefer außerdem Hindernisse im Flug, kann derweil aber nicht angreifen.
Trägerschiffe kriegen eine neue Fähigkeit, mit der sie alle ihre Jäger auf einmal in ein bestimmtes Gebiet schicken, wo sie dann dauerhaft bleiben, während der Träger weiterfliegt oder neue Jäger baut. Dadurch können wir zum Beispiel unsere Jäger in die feindliche Basis hetzen und den Träger sofort wieder in Sicherheit bringen.
Eine beträchtliche Umwälzung für alle Rassen gibt's bei der Wirtschaft: Wir starten nun mit zwölf statt sechs Arbeitern für einen schnelleren Anfang, dafür bieten Ressourcendepots nur noch 1.000 statt 1.500 Ressourcen. Entsprechend müssen wir flotter neue Basen auf der ganzen Karte erschließen.
Das könnte für deutlich schnellere und abwechslungsreiche Partien sorgen - aber welche Änderungen es tatsächlich ins fertige Spiel schaffen, muss sich noch zeigen. Starcraft 2 gräbt traditionell einen Großteil der Balance nochmal in der Beta um.
Aus dem Leben eines Protoss
Im Multiplayer kriegen die Protoss vielleicht die wenigsten neuen Einheiten, aber die Kampagne von Legacy of the Void dreht sich freilich ganz um die Erstgeborenen und ihren Anfrührer Artanis. Und die haben eindeutig schon bessere Zeiten erlebt. Einer ihrer Erschaffer, der gefallene Xel'Naga Amon, meldet sich mit einem Knall auf der galaktischen Bühne zurück und läutet seine lang geplante Apokalypse ein.
Mit einer Armee aus übermächtigen Zerg-Protoss-Hybriden will er die Galaxis nach seinen Vorstellungen neu erschaffen - und dafür natürlich erstmal den alten Müll rausfegen. Die Protoss erwischt's als Erste, Amon stürzt sich auf die »Khala«, die geistige Verbindung zwischen allen Protoss und den Grundpfeiler ihrer Zivilisation. Um nicht unter seinen finsteren Einfluss zu fallen, müssen sie ihre Nervknoten abtrennen. Dabei werden die dunklen Templer, ehemals Abtrünnige, die schon immer die Verbindung zur Khala verweigerten, zu umso wertvolleren Verbündeten.
An Bord des uralten Archenschiffs »Speer von Adun« begeben wir uns in der Rolle von Artanis auf einen verzweifelten Kreuzzug, die letzten überlebenden Protoss zu vereinen und den Widerstand gegen Amon zu formieren. Die Story schließt damit ebenso logisch wie spannend an Wings of Liberty und Heart of the Swarm an und lässt auf ein dramatisches Finale hoffen, das alle offenen Fragen beantwortet.
Seine Geschichte erzählt Legacy of the Void in bester Serientradtion hauptsächlich in schick inszenierten Dialogen an Bord des Schiffes. Abzuwarten bleibt freilich, ob es auch die gewohnte Zahl an Rendersequenzen geben wird. Die enttäuschende Billig-Endsequenz von Diablo 3: Reaper of Souls ist uns noch in allzu schlechter Erinnerung.
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