Was müssen wir neu lernen?
Wer übrigens im Designer nach zivilen Schiffen für Forschung und Kolonisierung sucht, der wird vergeblich suchen: Zivile Schiffe werden nach 2.0 automatisch mit den aktuell besten verfügbaren Technologien konfiguriert und müssen nicht mehr von Hand angepasst werden. Auch das entschlackt das Spiel, ohne dass deswegen spielerische Tiefe verloren geht.
Unsere eigene vergebliche Suche nach den zivilen Schiffen zeigt aber auch das Hauptproblem von Stellaris 2.0: Paradox krempelt mit dem Giganto-Update das halbe Spiel um, erklärt aber fast keine der Änderungen. Zwar könnte man das Tutorial neustarten, allerdings fällt das unter die Kategorie Kanonen auf Spatzen. Zum ersten Spielstart nach dem Patch 2.0 gibt es lediglich eine kurze Texteinblendung, woran alles geschraubt wurde. All die neuen Mechaniken und Änderungen werden aber nicht vollständig erklärt, teilweise sogar nur beiläufig erwähnt.
Wer mit 2.0 also wieder in Stellaris einsteigt, wird das Spiel in vielen Teilbereichen neu lernen müssen. Wir hätten uns gewünscht, dass wir wenigstens eine schnelle Einführung in alle neuen Mechaniken von Stellaris 2.0 erhalten, und sei es nur eine schnell durchklickbare Präsentation mit Beispielbildern. Das Civilization 6-Addon Rise and Fall hat da Spieler bedeutend besser an die Hand genommen.
Wer nicht nach und nach die neuen Systeme im Laufe eines Matches lernen möchte, wird quasi zum Lesen der Entwicklertagebücher gezwungen. Das mag für die Hardcore-Fans zwar kein Problem sein, aber eben nicht für jeden Spieler.
Aufstieg für alle
Vorbildlich indes: Mit 2.0 werden nicht nur viele Mechaniken überarbeitet, es kommen auch neue hinzu - zumindest für Käufer des Grundspiels, die keine DLCs haben. Denn die so genannten Aufstiegvorteile, die sich durch das Ausbauen eines Traditions-Talentbaumes freischalten lassen, sind nicht mehr nur Teil des Utopia-DLCs. Starke Perks wie Galaktische Macht, die die Flotten- und Schiffskapazität eines Imperiums deutlich vergrößern, sind so nun für alle Spieler zugänglich. Oder aber man wird zum Verteidiger der Galaxie und richtet an Endgame-Krisen 50 Prozent mehr Schaden an.
Allerdings gibt es nicht alle Aufstiegsvorteile: Weiterhin DLC-exklusiv sind beispielsweise die Perks, die zum Bau von Megastrukturen wie der Dysonsphäre benötigt werden. Auch die Aufstiegsbäume der eigenen Rasse - biologisch, kybernetisch, psyonisch - sind nicht verfügbar. Unter dem Strich erhalten Spieler nicht alle DLC-Features, aber dennoch neue spielerische Möglichkeiten und Perks, auf deren Freischaltung man im Laufe einer Partie gerne hinarbeitet. Auch das ist uns eine kleine Aufwertung wert.
Mehr zu Utopia:Der erste Stellaris-DLC im Test
Und da wären noch viele, viele weitere Features, die Stellaris besser und komfortabler machen. Beispielsweise der Flottenmanager, mit dem wir Flottenblaupausen erstellen und mit einem Knopfdruck bauen lassen können. Oder wir sehen im Übersichtsmenü sofort dank neuer Icons, ob Hindernisse geräumt, oder Gebäude auf Planeten gebaut und verbessert werden können. Viele Edikte gelten nicht mehr planetenweit, sondern bei der Aktivierung für das gesamte Reich.
Mit dem Update wurde definitiv ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft des 4X-Weltraumstrategiespiels gelegt, es bleiben aber noch deutlich sichtbare Baustellen. Diplomatie und Spionage gehören beispielsweise dazu und genau das schaut sich Paradox nun als nächstes Feature an. Wir sind gespannt, was sich bis und mit einem durchaus möglichen Patch 3.0 noch tut. Bis dahin ist Stellaris aber nun gegenüber der Release-Version ein runderes, komfortableres und schlicht besseres Spiel.
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