Seite 2: Street Fighter 5 im Test - Die Zukunft der Fighting Games?

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High Risk, High Reward

Die V-Manöver sind eine spannende Neuerung, allerdings profitieren manche Charaktere stärker davon als andere. Ken startet beispielsweise einen Sprint nach vorne, der unachtsame Spieler schnell den Kopf kosten kann, wenn sie die Bewegung nicht mit irgendeiner Aktion kombinieren - solche Aktionen sind also nur was für echte Profis. Grundsätzlich mixt Street Fighter 5 aber aus Alt und Neu ein frisches Kampfsystem, das Kennern des Vorgängers zwar vertraut sein wird, sich im Detail aber spürbar anders spielt. Wenn wir's auf den Punkt bringen wollten, dann sind die Fights von Street Fighter 5 deutlich wuchtiger als im Vorgänger.

Die Zeitfenster, in denen wir nach einem verfehlten Angriff mit offener Deckung dastehen, sind größer. Generell wirken die Bewegungen ein wenig entschleunigt, jeder Angriff sollte mit Bedacht gesetzt werden, hat dafür mehr »Punch«. Kens schwerer Wirbeltritt hat beispielsweise für Fighting-Game-Verhältnisse einen gigantischen Build-Up. Feuert man dieses Ding aus dem Stand, kontert ein flinker Kontrahent einen in Windeseile aus. Dafür verursacht ein Treffer mehr Schaden als früher. Selbst der sogenannte »Chip Damage« ist enorm: Wer einen Special Move blockt, erleidet genre-typisch trotzdem kleine Abzüge am Lebensbalken. In Street Fighter 5 sind die verhältnismäßig groß.

Die Bildtafeln im Story Modus sind dröge inszeniert. Hoffentlich wird der Story-DLC besser. Die Bildtafeln im Story Modus sind dröge inszeniert. Hoffentlich wird der Story-DLC besser.

Das sind alles Kleinigkeiten, die im ersten Moment nur Enthusiasten im Fighting-Game-Genre interessieren. Für den Laien erscheinen die Fights von Teil Fünf trotzdem ziemlich flott - der Profi darf hingegen gespannt sein, wie die neue Schwerpunktsetzung sich langfristig auf die Online Matches auswirkt. Das Potenzial ist auf jeden Fall da: Die Kämpfe machen extrem viel Spaß. Wenn man Street Fighter 5 mit einem anderen Teil der Serie vergleichen wollte, dann wohl am ehesten mit Street Fighter 3: The New Generation von 1997.

Auch dieser Klassiker hat sehr auf behutsame Techniken und neue Elemente wie den Parry gesetzt, wirklich perfektioniert wurden all diese Mechaniken aber zwei Jahre später in Street Fighter 3: Third Strike. Einen ähnlichen Mehrjahresplan verfolgt auch Street Fighter 5.

Ein hervorragendes Gerüst

In der Release-Fassung ist der neue Teil nämlich in erster Linie ein nettes Gerüst aus Spielmechaniken mit enormem Potenzial. Die Fights fühlen sich wirklich gut an, machen Spaß und wecken in uns die Motivation, immer besser zu werden. Auch die Optik verfeinert den Comic-Look in eine sehr gute Richtung. Er bleibt zwar der Stilrichtung von Street Fighter 4 treu, die Charaktere sehen jetzt aber plastischer aus. Und die Special Moves protzen mit coolen Lichteffekten. Die butterweichen und enorm detailverliebten Animationen in 60 fps sind da das Sahnehäubchen.

Aber im Vergleich zum dicken Ultra-Paket des Vorgängers befindet sich Street Fighter 5 noch am Anfang einer Reise, deren Eckpunkte Capcom gerade erst veröffentlicht hat. Neben dem bereits erwähnten Story-DLC werden Charaktere, Stages, Modi und der Store für neue Kostüme über die kommenden Monate und Jahre ins Spiel integriert. All das soll kostenlos geschehen. Auch die Technik ist noch nicht perfekt: Die Ladezeiten sind derzeit noch zu lang. Man begreift das Spiel am besten als Live Service - statt auf Super Street Fighter 5 oder die Ultra-Version zu setzen, will der Entwickler das Hauptspiel permanent updaten.

Eine gute Idee, man sollte sich allerdings als Spieler genau überlegen, ob der Kaufumfang jetzt schon den 60-Euro-Preis rechtfertigt. Denn gegenwärtig ist die Prügelei eigentlich nur für Enthusiasten interessant, die Lust auf Online-Matches haben - und dementsprechend auch viel Zeit mitbringen, sich in Kombinationen und Feinheiten des Kampfsystem reinzufuchsen. Selbst der Herausforderungsmodus, in dem man Kombinationen in vorgefertigten Challenges trainieren kann, wird erst im März integriert. Street Fighter 5 ist mit seinem pointierten Kampfsystem zwar durchaus für Einsteiger geeignet, trotzdem aber für Casual-Spieler ziemlich uninteressant. Selbst für lokale Couch-Mehrspieler gibt es mit Mortal Kombat oder Killer Instinct andere Fighting Games, die deutlich mehr Abwechslung und Spektakel für den Abend mit Freunden bieten.

F.a.n.g (links) erinnert an Q aus Street Fighter 3. Er spielt sich sehr unkonventionell und schlängelt sich durch das Match. F.a.n.g (links) erinnert an Q aus Street Fighter 3. Er spielt sich sehr unkonventionell und schlängelt sich durch das Match.

Street Fighter 5 ist ein Spiel für Skiller, die in erster Linie Freude daran haben, den Gegner mit Geschick und Kombinationskenntnis auf die Bretter zu schicken und alle Feinheiten zu erlernen. Man investiert hier in einen Live Service, der in Zukunft wahrscheinlich zur neuen Referenz für ein ganzes Genre wird - gegenwärtig aber noch zu wenig Fleisch auf den Rippen hat, um gegen den eigenen Vorgänger zu bestehen. Das wird sich ändern, denn das neue Spiel hat gigantisches Potenzial. Street Fighter 5 ist die Zukunft, keine Frage - allerdings muss man nicht zwangsläufig jetzt schon darin investieren.

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