- Wenn Suda51 ein neues Spiel veröffentlicht, sind zwei Sachen sicher: Es wird ziemlich verrückt. Und es geht in irgendeiner Form um den Tod. Dabei begann alles mit einem Selbstmord.
- Für GameStar Plus trafen wir uns mit dem legendären Spieledesigner und Autor Goichi Suda, dessen ebenso stylische wie rätselhafte Werke inzwischen auch teilweise ihren Weg auf den PC gefunden haben. Hauptsächlich entwickelt der Japaner mit seinem Studio Grasshopper Manufacture aber für Konsolen, etwa aktuell No More Heroes 3 für Nintendo Switch.
- Im Interview gibt Suda51 Einblicke in seinen Schaffensprozess: Wovon lässt er sich inspirieren? Und was hat seine frühere Beschäftigung als Leichenbestatter für Auswirkungen auf sein Verhältnis zum Tod - in Spielen à la Killer7 wie in der Realität?
Was stellt man sich unter einem Wrestling-Spiel vor? Viel Energie, viel Schweiß und viel Show. Als Super Fire Pro Wrestling 1994 auf dem Super Nintendo erschien, bot es eine akkurate Darstellung des Entertainment-Sports.
Entwickler Human Entertainment war es gewohnt, nach Release eines Spiels Post von Spielern zu erhalten. Darin lasen sie meist freundlich formulierte Kritik oder Lob. Bei diesem Wrestling-Spiel sollte es aber anders sein: Fast jede Sendung enthielt eine Nachricht voller Wut, Enttäuschung oder sogar wüsten Beleidigungen.
Der Grund war das dramatische Ende der Einzelspieler-Kampagne: Als Anfänger kämpft man sich an die Spitze der Wrestling-Liga, erlebt auf dem Weg aber viele Tragödien. So stirbt zum Beispiel der Coach durch einen Mord, oder ein nahestehender Freund verliert sein Leben durch einen Unfall im Ring. Als dann noch die Beziehung mit der Freundin in die Brüche geht, sieht der Wrestler trotz Champion-Titel keinen anderen Ausweg mehr und begeht Suizid.
Diese düstere Geschichte macht ihren Autoren in dessen Heimatland über Nacht berühmt: Goichi Suda, der sich später den Künstlernamen Suda51 gibt. Niemand rechnet mit solch ernsten Inhalten in einem Wrestling-Spiel. Sudas Frühwerk legt bereits die Marschrichtung für seine weitere Karriere fest, denn seine Spiele sind ausnahmslos durchsetzt mit dem Thema Sterben.
»Ich möchte den Tod in Spielen mit dem Respekt behandeln, der ihm zusteht«, erklärt uns Suda im Interview auf der gamescom 2019. »Die Spieler-Generation der 90er hat ihn nicht sonderlich ernst genommen. Die Spielfigur starb und man dachte sich: Was soll's? Bei meinen Spielen möchte ich aber, dass man spürt, was Versagen für den Spielcharakter bedeutet.«
Suda51 war ein Indie-Entwickler, bevor es cool war
Mit so einer Einstellung eckt Suda selbstverständlich bei seinen Kollegen an. Er leitet mit Twilight Syndrome (Search und Investigation, PS1, 1996) und Moonlight Syndrome (PS1, 1997) die Entwicklung zweier erstklassiger Horrorspiele, aber sehnt sich nach mehr kreativer Freiheit. Also gründet er 1998 sein eigenes Unternehmen: Grashopper Manufacture.
Der Name ist von dem Song »Grashopper« der britischen Band Ride inspiriert. Den hörte Suda immer in den Pausen an seinem Schreibtisch bei Human Interactive. Um nie zu vergessen, wie es war, sein erstes Spiel zu entwickeln, wählt er diesen Firmennamen.
Grashopper besteht bis heute und ist bekannt für seine markanten Inhalte. Als erstes fallen die extravaganten Grafikstile auf. Contact (2006) für den Nintendo DS nutzt zum Beispiel die zwei Bildschirme zur Darstellung von zwei Dimensionen. Beide sehen unterschiedlich aus und die Handlung läuft parallel. Am bekanntesten ist aber sicher Killer7 (GameCube, PS2, 2005), mit dem Grashopper der internationale Durchbruch gelingt.
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